Bürgerinitiative Fleher kämpfen gegen Krach

Düsseldorf · Seit 2004 kämpft die Bürgerinitiative FBI für Lärmschutz an der Fleher Brücke. Nun zeichnet sich eine Lösung ab. Doch diese reicht den krachgeplagten Bürgern noch nicht ganz. Sie halten viele Beamte in den zuständigen Behörden für "verkehrspolitische Betonköpfe".

 Gertrud Dietz, Jürgen Borrmann und Ruth Feuser-Borrmann (v.l) wohnen nahe der Fleher Brücke. Vor allem zur Rushhour morgens und abends ist die Lärmbelästigung von der A 46 groß.

Gertrud Dietz, Jürgen Borrmann und Ruth Feuser-Borrmann (v.l) wohnen nahe der Fleher Brücke. Vor allem zur Rushhour morgens und abends ist die Lärmbelästigung von der A 46 groß.

Foto: Andreas Endermann

Der Balkon der Wohnung von Jürgen Borrmann und Ruth Feuser-Borrmann geht nach Westen. Für das Ehepaar eigentlich ideal, um im Sommer an warmen Abenden die Sonne zu genießen. Doch das geht nur selten, weil in unmittelbarer Nähe die Fleher Brücke liegt. Seit 1979 ist die Rheinquerung der A 46 zwischen Düsseldorf und Neuss in Betrieb. Bis heute gilt der Stahlbeton-Pylon der Brücke mit mehr als 146 Metern als der höchste Deutschlands. Dagegen hat der Verkehr seit der Eröffnung des Bauwerks vor bald 32 Jahren stark zugenommen. An die 80 000 Fahrzeuge rollen jeden Tag über die Fleher Brücke. Aber noch immer warten die Anwohner auf einen effektiven Schallschutz.

Deshalb gründete Jürgen Borrmann 2004 mit Nachbarn die Fleher Bürger-Interessengemeinschaft (FBI). Ihre Forderung: Die Verantwortlichen beim Land und bei der Bezirksregierung sollen endlich dafür sorgen, dass der Lärm reduziert wird. In diesem Frühjahr glaubte sich die FBI schließlich am Ziel. Die rot-grüne Landesregierung sagte zu, dass schon bald mit Baumaßnahmen für mehr Lärmschutz begonnen werde. Doch als Jürgen Borrmann nun die genauen Pläne sah, war er einmal mehr enttäuscht. "Die Lärmschutzmauer ist in den Plänen des Verkehrsministeriums rund 600 Meter zu kurz, um wirksam zu sein", so Borrmann. Und darüber hinaus hätten die zuständigen Stellen in der Bezirksregierung immer noch nicht zugesagt, auf der Fleher Brücke dauerhaft Tempo 80 einzuführen sowie dies zu kontrollieren.

"In den Behörden gibt es Beamte, die verkehrspolitische Betonköpfe sind", sagt Initiativen-Sprecher Borrmann. Er beruft sich unter anderem auf ein Planfeststellungsverfahren aus dem Jahr 1973, in dem bereits ein Schallschutz zwingend vorgeschrieben war. Borrmann: "Ohne diesen ist die Brücke genau genommen ein Schwarzbau." In den Jahren seines Kampfes hat sich der 52-Jährige zu einem echten Experten für Lärm und dessen juristische Regelungen entwickelt. Borrmann kennt sich mit dem Einfluss des Windes auf die Lärmentwicklung genauso aus wie mit bürokratischen Akten.

Ein Umstand, der ihm bei Politikern viel Respekt einbrachte. "Die Bürgerinitiative argumentiert auf einem fachlich sehr hohen Niveau", lobt zum Beispiel der Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld (Grüne). Seit seiner Wahl ins Parlament im vergangenen Jahr setzt sich Engstfeld verstärkt für die Belange der Fleher ein, nachdem er schon zuvor an Aktionen der FBI wie etwa Demonstrationen teilnahm. Engstfeld: "Wenn jetzt eine Lösung des Problems kommt, ist das ein Erfolg von Jürgen Borrmann sowie den anderen Aktiven."

Und obwohl die augenblicklich angedachte "Lösung des Problems" der Bürgerinitiative noch nicht reicht, beruht der Respekt durchaus auf Gegenseitigkeit. "Politiker verschiedener Parteien helfen uns", sagt Borrmann, der allerdings Unterschiede zwischen den Parteien macht. Während die Grünen stets in Gänze die Belange der lärmgeplagten Bürger ernst genommen hätten, gebe es in der CDU bis heute Leute, die nur wenig Verständnis aufbrächten. Dies habe bei vielen zu einer veränderten politischen Einstellung geführt. Früher sei die CDU in Flehe beliebter gewesen, meint Jürgen Borrmann, der bei seinem Kampf gegen den Autobahnkrach nicht nur in der Politik Verbündete sucht.

Durch Borrmann hat die FBI überdies gute Kontakte zu den Heimat- und den Schützenvereinen. Und diese Verbindungen helfen wiederum dabei, Aktionen durchzuführen. Die Bürgerinitiative kennt in Flehe und Umgebung jeder — zu Veranstaltungen kommen regelmäßig mehr als 100 Leute. Diese Bürger sind die Basis, die die FBI-Aktiven animiert, sich auch künftig für den Schallschutz einzusetzen. "Wir kämpfen weiter, bis wir eine befriedigende Lösung haben", sagt zum Beispiel Gertrud Dietz, die ebenfalls zur Initiative gehört und seit ihrer Geburt in Flehe lebt.

(RP)
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