Stühlerücken bei der WestLB Fischer wird neuer WestLB-Chef

Düsseldorf (AP). Der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Thomas Fischer wird neuer Chef der angeschlagenen Westdeutschen Landesbank. Der nordrhein-westfälische Finanzminister Jochen Dieckmann berichtete am Donnerstag, alle Eigentümer der WestLB hätten der Berufung des Managers bereits zugestimmt. Fischer werde sein am Amt zum Jahreswechsel antreten.

Der 56-jährige Fischer ist ausgewiesener Fachmann für Risikomanagement. Gerade in diesem Bereich wies die Westdeutsche Landesbank zuletzt große Mängel auf. Allein im vergangenen Jahr hatte Deutschlands fünftgrößtes Geldinstitut deshalb einen Vorsteuerverlust von 1,7 Milliarden Euro ausweisen müssen.

Aufsichtsratschef Bernd Lüthje kündigte an, das oberste Kontrollgremium des Geldinstituts werde bereits am Donnerstag nächster Woche Fischer auch formell an die Spitze der Bank berufen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe bereits zugestimmt.

Für die Westdeutsche Landesbank kommt das "Ja" Fischers einem Befreiungsschlag gleich. Erst am Wochenende hatte der noch amtierende Vorstandsvorsitzende Ringel überraschend angekündigt, er werde zum 31. März 2004 in den Ruhestand treten und damit die Angst geweckt, die krisengeschüttelte Bank könne vollends ins Chaos schlittern. Nach dem Amtsantritt sollen Fischer und Ringel nun die Bank vorübergehend zusammen leiten und so einen reibungslosen Übergang sicherstellen.

"Es ist nicht die Gehaltswelt der Deutschen Bank"

Fischer selbst hatte seine Bankkarriere bei der Deutschen Bank begonnen, war dann aber Mitte der 90er Jahre an die Spitze der Landsgirokasse Stuttgart gewechselt. Hier konnte er Erfahrungen sammeln, die ihm nun bei der Zusammenarbeit mit den Sparkassen in Nordrhein-Westfalen hilfreich sein könnten. 1999 kehrte er dann als Vorstandsmitglied zu Deutschlands größtem Geldinstitut zurück.

Dort war er zuletzt für die Risikokontrolle und die Kosteneffizienz des Bankbetriebes verantwortlich. Im Januar 2002 verließ er aber die Bank, nachdem er mit Machtkampf um die künftige Führungsstruktur dem heutigen Vorstandschef Josef Ackermann unterlegen war. Danach arbeitete er als Berater unter anderem für Rothschild.

Die Suche nach einem neuen Chef für die WestLB hatte sich über Monate hingezogen. Sie war notwendig geworden, nachdem der frühere Bank-Chef Jürgen Sengera nach den dramatischen Verlusten des Geldinstitutes unter anderem bei der britischen TV-Leasinggesellschaft Boxclever auf Druck der Eigentümer und der BaFin gehen musste.

Erste Gespräche mit Fischer habe es bereits Pfingsten gegeben, berichtete Dieckmann. Der Manager sei schonungslos über den Zustand der Bank informiert worden. Seine Aufgabe sei es nun, den Prozess der Erneuerung bei der Landesbank beherzt fortzusetzen. Notwendig sei eine Neuorientierung der zuletzt so verlustreichen internationalen Geschäfte, aber auch eine stärkere Orientierung auf das Geschäft mit dem Mittelstand und eine bessere Verankerung der WestLB in der Sparkassenwelt. "Im Ergebnis geht es darum, die Bank in dieser schwierigen Zeit in ruhigeres Fahrwasser zu bringen und wieder die Ertragskraft zu erlangen, die sie viele Jahre gehabt hat", sagte Dieckmann.

Zum Gehalt des neuen WestLB-Chefs gab es keine genauen Angaben. "Es ist angemessen. Aber es ist nicht die Gehaltswelt der Deutschen Bank", sagte Lüthje lediglich.

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