Ex-Außenminister Fischer wird Gastprofessor in Düsseldorf

Düsseldorf · (RP). Die Universität Düsseldorf lässt eine Tradition wieder aufleben: die Heine-Gastprofessur. Sie ist ein Geschenk des Landes NRW, wurde in der Vergangenheit immer prominent besetzt. Nun ist der Uni ein neuer Coup gelungen: Ex-Außenminister Joschka Fischer kommt.

Im Rektorat der Heinrich-Heine-Universität ist hinter vorgehaltener Hand viel von einem "Knaller" die Rede gewesen. Wie aus informierten Kreisen nun bekannt wurde, soll der Knaller Deutschlands Ex-Außenminister und Spitzen-Grüner Joschka Fischer sein. Demnach bekleidet er die nächste Heine-Gastprofessur, die in der Regel nicht aus einer wöchentlichen Vorlesung besteht, aber traditionell mit mehreren Vorträgen im Verlauf eines Semesters für Aufsehen sorgt.

Zuletzt hatte die Universität die Professur nicht besetzt. Das Rektorat begründet dies mit dem Wechsel an der Spitze der Hochschule, der viel organisatorische Mühen erforderte und Kräfte für andere Aufgaben band. Die Tradition der Gastprofessur war dadurch 2009 erstmals unterbrochen worden. Sie besteht aber bereits seit 1988, als die Uni den Namen Heinrich Heines annahm und das Land NRW die Professur aus diesem Anlass zum Geschenk machte.

Viele prominente Gastdozenten sind seitdem in Düsseldorfer Sälen angetreten, darunter Wolf Biermann, Helmut Schmidt, Antje Vollmer, Siegfried Lenz, Juli Zeh, Durs Grünbein und Marcel Reich-Ranicki. Mit Joschka Fischer reiht sich nun ein weiteres politisches Schwergewicht ein.

Einer, der selbst nie studiert hat, aber viele bemerkenswerte Vorlesungen hörte. Während der Studentenbewegung ging Joschka Fischer als Gasthörer in die Vorlesungen von Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas und Oskar Negt. In seiner Frankfurter Zeit setzte er sich außerdem intensiv mit Karl Marx, Mao Zedong und Hegel auseinander.

Vor allem aber prädestiniert ihn für die neue Aufgabe eine Gastprofessur, die er 2006 an der amerikanischen Elite-Universität Princeton erhielt. Frenetisch wurde Professor Fischer dort, nachdem er alle seine politischen Ämter niedergelegt hatte, als "Mister Minister" begrüßt.

Fischer in den USA gefeiert

Locker habe der staatsmännische Grüne gewirkt, sagten die Studenten. Mit einer Hand in der Hosentasche stand er am Pult, den Blick immer ins Publikum gerichtet. Fischer stellte viele Fragen an seine Zuhörer, erzählte auch manche persönliche Geschichte.

Vor allem aber behandelte er Fragen der internationalen Wirtschaftspolitik. In seiner ersten Princeton-Vorlesung sprach er über die Zukunft des transatlantischen Bündnisses und die Frage, ob der "Westen" noch ein lebensfähiges Konzept sei. Die Professur war auf ein Jahr begrenzt.

An der Universität Düsseldorf darf man nun also gespannt sein, welche Themen der hochkarätige Gast im Namen Heinrich Heines auf die Tagesordnung setzen wird. Derzeit macht Fischer vor allem Schlagzeilen mit seiner beratenden Tätigkeit für die so genannte Nabucco-Pipeline, die Gas aus Zentralasien nach Europa führen soll und deren Baubeginn für das kommende Jahr geplant ist. Fischer wirbt im Auftrag der beiden Energiekonzerne RWE und OMV als politischer Berater für das Projekt.

2006 hatte er das letzte Mal an einer Fraktionssitzung der Grünen teilgenommen. 2007 gründete er die Beraterfirma "Joschka Fischer Consulting". Mit dem Unternehmen zog er im August 2009 an den Berliner Gendarmenmarkt.

(RP)
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