"FiftyFifty" in Düsseldorf Obdachlosenmagazin warnt vor falscher Straßenzeitung

Düsseldorf · Das Straßenmagazin "FiftyFifty" beobachtet zunehmend unerwünschte Konkurrenz in Düsseldorf. Die Zeitungen heißen "Querkopf" oder "Sparsam lesen" und machen das Geschäftsmodell der Obdachlosenzeitung kaputt, sagen die Macher.

 "Obdachlosen Selbsthilfezeitung" steht im Titel von "Sparsam leben", 1,50 Euro kostet sie. Die Herausgeber von "FiftyFifty" vermuten, dass es sich dabei um Abzocke handelt.

"Obdachlosen Selbsthilfezeitung" steht im Titel von "Sparsam leben", 1,50 Euro kostet sie. Die Herausgeber von "FiftyFifty" vermuten, dass es sich dabei um Abzocke handelt.

Foto: Screenshot FiftyFifty

Eigentlich sieht man es schon an der Aufmachung: Der Druck wirkt unprofessionell, die Themen haben nichts mit dem Leben auf der Straße zu tun und das Papier ist so dünn wie Klopapier.

1,50 Euro müssen Käufer für das Heft der Straßenzeitung "Sparsam lesen" bezahlen, 75 Cent gehen an den Verkäufer. Das Prinzip ist dasselbe wie beim Obdachlosenmagazin "FiftyFifty". Der Unterschied ist, dass "Sparsam leben" laut "FiftyFifty" keine seriöse Straßenzeitung ist, die Verkäufer durch aggressives Betteln negativ auffallen und der Verdacht nahe liegt, dass es um Abzocke von Passanten geht. Das jedenfalls sagt Mona Monsieur von "FiftyFifty". Woher die Zeitung kommt, ist nicht ganz klar. Derzeit werde sie hauptsächlich in Solingen verkauft. In Düsseldorf befürchtet man laut "FiftyFifty", dass das Blatt nun auch hier auftaucht.

Seit ein bis zwei Jahren gibt es in Eller bereits eine andere Konkurrenz-Zeitung von "FiftyFifty". Verkäufer der Kölner Obdachlosenzeitung "Querkopf" kommen vermehrt nach Eller und auch in die Altstadt. "FiftyFifty" kritisiert, dass diese Zeitungen gegen das ungeschriebene Gesetz der seriösen Zeitschriften, die sich im "International Network of Streetpapers" organisiert haben, verstoßen: Man macht sich gegenseitig keine Konkurrenz. So kann man die "FiftyFifty" zum Beispiel nicht in Bochum und Dortmund kaufen, wo es "Bodo" gibt, und umgekehrt.

Wenn sich die oft osteuropäischen Verkäufer daneben benähmen, falle das auf die "FiftyFifty"-Verkäufer zurück — auch wenn es sich um "Querkopf"-Verkäufer handle. Das zumindest befürchten die "FiftyFifty"-Herausgeber. Denn Passanten könnten das oft nicht unterscheiden.

Die Macher von "Querkopf" haben mittlerweile auf die Kritik von "FiftyFifty" reagiert. Einer der Redakteure schreibt: "Seit einigen Jahren sind verstärkt Sinti- und Roma-Großfamilien mit dem "Querkopf" in Köln und weiterer Umgebung unterwegs. Sie haben den Zeitungsverkauf als Arbeitsmöglichkeit für sich entdeckt. Seitdem kaufen sie die Zeitung regelmäßig ein, wodurch Auflagenzahl und Einnahmen gestiegen sind."

"Wir haben auch zunehmend Anfragen von Osteuropäern, die einen Verkäufer-Ausweis für unser Straßenmagazin beantragen wollen", sagt Monsieur. "Doch das lehnen wir ab, weil wir genügend Verkäufer haben." Zwischen 200 und 300 aktive Verkäufer gebe es derzeit in Düsseldorf. Bei "Querkopf" oder "Sparsam leben" bekämen sie aber einfacher einen Ausweis.

Die "FiftyFifty" zielt darauf ab, Obdachlosen eine Alternative zum Betteln zu geben. "Sie verkaufen schließlich ein Produkt", sagt Monsieur. Und gibt den Tipp: Passanten sollten immer auf den Verkäufer-Ausweis achten, den ein seriöser "FiftyFifty"-Mitarbeiter besitzen muss.

Ein Problem räumen allerdings auch die Macher von "Querkopf" ein, das auch den "FiftyFifty"-Herausgebern nicht fremd ist: Sogenannte Trittbrettfahrer, die sich die Zeitung irgendwo organisieren und sie als Vorwand zum Betteln nehmen. Dagegen ließe sich kaum etwas tun.

Eine Anfrage an die Kölner Polizei blieb am Montag noch unbeantwortet.

(heif)
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