Am Schauspielhaus sollen junge Theaterkritiker schreiben lernen 'Feuilleton-Camp' für den Nachwuchs

Düsseldorf (ddp). Modernes Theater ist faszinierend, lebendig, mitreißend - und für den Laien teilweise unverständlich. Nicht selten liefern die Feuilletons der Tageszeitungen den Theaterbesuchern am folgenden Morgen eine Interpretation, Erklärung und Bewertung des Gesehenen. Aber wie kann man der Komplexität eines Theaterstücks begegnen und auf alles gleichzeitig achten? Auf diese und weitere Fragen gibt das Düsseldorfer Schauspielhaus mit einem "Feuilleton-Camp" eine Antwort. Theater- und schreibbegeisterte junge Menschen werden dort in die Geheimnisse der Theaterrezension eingeführt.

Das am Mittwoch beginnende Seminar richtet sich besonders an Schulzeitungsredakteure und andere interessierte junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren, die noch keine Erfahrung mit Feuilleton-Journalismus haben. Die Seminarteilnehmer sollen das Rezensieren am konkreten Beispiel üben. Gemeinsam schauen sie sich die Aufführungen "Suburban Motel" 1 und 2 am Düsseldorfer Schauspielhaus an. Anschließend sollen sie in mehreren Etappen und Arbeitsschritten einen Artikel darüber schreiben. Im April sollen die Rezensionen auf der Homepage des "Club 15-30" veröffentlicht werden.

"Bei einer Theateraufführung muss man auf so viele Elemente gleichzeitig achten. Viele Anfänger fühlen sich dabei überfordert", erläutert Daniel Kasselmann. Er ist Volontär der Pressearbeit im Düsseldorfer Schauspielhaus und leitet das Seminar. Der 31-Jährige hat an der Ruhr-Universität-Bochum Theaterwissenschaften studiert. Die Idee zu dem Workshop kam ihm aus eigener Erfahrung. "Als Schulzeitungsredakteur wollte ich mit den Methoden einer Schulaufsatzanalyse an eine Theateraufführung herangehen und kam damit nicht weiter", erinnert er sich.

Mit seinem Seminar will er jungen potenziellen Feuilleton-Journalisten einen überschaubaren Katalog an Hilfsmitteln zur Verfügung stellen, mit dem sie sich einer Theateraufführung nähern können. Zunächst sehen sich die Seminarteilnehmer die Aufführung wie ein normaler Besucher an. Dabei geht es um das reine Theatererlebnis. "Man muss ein Stück nach dem ersten Besuch noch nicht verstanden haben", beruhigt Kasselmann. Erst bei weiteren Besuchen derselben Vorstellung sollen sich die Seminarteilnehmer auf einzelne Elemente, die ihnen beim ersten Theaterbesuch aufgefallen sind, konzentrieren. In mehreren Arbeitsschritten sollen sie so zu einer Gesamtanalyse kommen.

"Mit zunehmender Arbeit an der Inszenierung geht es weg von der persönlichen, hin zu einer fundierten Meinung. Dann erkennt der Rezensent, wie die einzelnen Elemente der Inszenierung zusammenhängen", erläutert Kasselmann das Ziel des Seminars. "Es geht aber nicht darum, in drei Monaten ein Reich-Ranicki fürs Theater zu werden, sondern theaterbegeisterten jungen Menschen einen Einstieg in die Feuilletonarbeit zu bieten", fügte er hinzu.

Die Seminarteilnehmer treffen sich zum ersten Mal am Mittwoch, 14. Januar, um 19 Uhr im Theatermuseum in Düsseldorf. Die Teilnahme am "Feuilleton-Camp" ist kostenlos. Interessierte sollten sich telefonisch unter 0211/ 85 23 402 oder per E-Mail unter club15-30@duesseldorfer-schauspielhaus.de anmelden.

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