Angriffe in Düsseldorf Feuerwehrleute zum Anti-Gewalt-Kurs

Düsseldorf · Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes sollen die Entschärfung brisanter Situationen lernen. Für die Karnevalstage appelliert ein Feuerwehr-Sprecher an die Vernunft der Bürger. Polizei, Ordnungsamt und Justiz rüsten personell auf.

Maik Wessel fährt seit acht Jahren im Rettungswagen der Berufsfeuerwehr. "Attacken auf uns sind leider normal geworden", sagt er.

Maik Wessel fährt seit acht Jahren im Rettungswagen der Berufsfeuerwehr. "Attacken auf uns sind leider normal geworden", sagt er.

Foto: Hans-Jürgen bauer

Die Schulungspläne waren längst geschrieben, als am Wochenende Rettungskräfte der Feuerwehr im Einsatz angegriffen wurden: Die 700 Mitarbeiter des Rettungsdienstes sollen zum Deeskalationstraining, um in gefährlichen Situationen schnell reagieren und Gewalttaten zuvorkommen zu können.

In der Altstadt hatte ein betrunkener Randalierer einen Rettungseinsatz gestört, soll versucht haben, in den Rettungswagen einzudringen, und schlug einen Passanten nieder, der ihn daran hindern wollte. In Hassels war ein Feuerwehrmann bewusstlos geschlagen worden, weil Angehörige eines gerade verstorbenen Patienten den Rettern vorwarfen, zu spät gekommen zu sein. Der Feuerwehrmann musste am Montag erneut in die Uni-Klinik, weil er nach den Schlägen unter anhaltenden Kopfschmerzen leidet.

Zwar betont die Feuerwehr, dass die beiden Attacken in ihrer Heftigkeit "Einzelfälle" seien. Aber der Respekt vor den Lebensrettern habe in den vergangenen Jahren stark nachgelassen, sagt Feuerwehrmann Meik Wessel. "Wir werden beschimpft, bespuckt, mit Zigarettenkippen beworfen - das ist schon Alltag." Entsprechend gehe man mit gemischten Gefühlen in den Karneval. "Wir appellieren an die Bürger, unsere Leute in Ruhe zu lassen", sagt Feuerwehrsprecher Jakob Nobis: "Wir sind doch für sie da."

Wie ist die Feuerwehr im Karneval aufgestellt?

Die Hilfsdienste (Malteser, Johanniter, Arbeitersamariterbund, Rotes Kreuz) betreuen die Sanitätszelte in der Altstadt, der Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr ist in Vollbesetzung im Dienst, die Zahl der Rettungs- und Notarztwagen wird an Altweiber und Rosenmontag zusätzlich aufgestockt. Ein zusätzlicher Sicherheitsdienst für die Rettungskräfte ist nicht geplant.

Wie viel Polizei sichert den Straßenkarneval?

Über Zahlen gibt die Polizei keine Auskunft, das Präsidium ist aber verpflichtet, "größtmögliche Verfügbarkeit" herzustellen. Heißt: Urlaub gibt's nur aus besonderem Grund. Außerdem sind zusätzliche Kräfte der Einsatzhundertschaften angefordert und eine ausreichende Reserve in Bereitschaft versetzt. Die Altweiber-Party des Personalrats wurde abgesagt. Geprüft wird, ob die Polizei-Azubis in Uniform die Präsenz erhöhen können.

Was trägt die Stadt bei?

Der Ordnungs- und Servicedienst hat ebenfalls keine Zeit zum Feiern. 225 Mitarbeiter sind an den tollen Tagen im Dienst. Sie werden insbesondere an den Kontrollstellen für das Glasverbot von einem externen Sicherheitsdienst unterstützt. Die Anfrage der Stadt Köln nach personeller Unterstützung wurde mangels Kapazitäten abgelehnt.

Wie ist das CC an der Sicherheit des Karnevals beteiligt?

Als Veranstalter haben die Karnevalisten ein - nicht gerade billiges - Sicherheitskonzept erstellen lassen. Sie zahlen auch den Sicherheitsdienst am Rosenmontagszug und an den Toilettenanlagen. Heute wollen Vertreter der Stadt, der Polizei und des CC abschließend über das Papier beraten. Es wäre das erste Mal, dass das Konzept schon zwei Wochen vor Karneval genehmigt ist.

Wie ist die Justiz auf die tollen Tage vorbereitet?

Die Staatsanwaltschaft hat erstmals ihren Bereitschaftsdienst aufgestockt. Voriges Jahr hatten sich pflichtbewusste Staatsanwälte angesichts der angespannten Lage freiwillig bereitgehalten. Man befürchtete neben Anschlägen auf die satirischen Rosenmontagswagen auch Provokationen aus dem rechtsextremen Anhang der "Dügida"-Demos. Dieses Jahr ist die Bereitschaft auch laut Dienstplan aufgestockt. Zumindest an Altweiber haben es die Strafverfolger aber nicht weit zum Dienst: Die Staatsanwaltschaft will auf ihre Feier nicht verzichten. Entspannt ist man im Amtsgericht. Sollte die normale Dienstbereitschaft nicht reichen, um über den Erlass von Haftbefehlen zu entscheiden, werde man kurzfristig aufstocken, sagte ein Sprecher. "Auch in diesem Jahr ist Karneval für uns nicht anders als jede andere Großveranstaltung."

(RP)
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