Düsseldorf Feuerwehr hat 4362 Sturmschäden erledigt

Düsseldorf · Nach Orkantief Ela ist der Ausnahmezustand aufgehoben. In Parks und Wäldern besteht aber weiterhin Lebensgefahr.

Ela 2014: Sturmschäden in Düsseldorf von oben
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Foto: Hans Blossey

Um 3.40 Uhr war es am Freitag ziemlich genau 247 Stunden und ein paar Minuten her, dass Orkantief Ela mit brüllendem Gewitter durch Düsseldorf tobte. Mehr als zehn Tage war die Stadt im Ausnahmezustand. Gestern Morgen hat die Feuerwehr ihn offiziell aufgehoben, nachdem in der Nacht mit den Rad- und Gehwegen an der Grafenberger Allee der letzte von 4362 Schadensorten abgearbeitet war. Sollte irgendwo noch einer entdeckt werden, kümmert sich die Alltagsbesatzung der Feuerwehr darum.

Es war einer der längsten Einsätze in der Geschichte der Düsseldorfer Feuerwehr. Vor allem in dieser Größenordnung, denn neben den Berufsfeuerwehrleuten waren alle zehn Freiwilligen Feuerwehren, das THW und die Hilfsdienste seit Pfingstmontag im Einsatz, anfangs 1200, später 600 Mann pro Tag, auch die Bundeswehr hat mitgeholfen.

In der Nacht zu Freitag sind es 27, die sich vorgenommen haben, in der dreistündigen Betriebspause der Rheinbahn die letzten, von Ela verursachten Gefahrenstellen zu beseitigen. Eine Praktikantin hat Kuchen gebacken, den Einsatzleiter Frank Heuser verteilt, während sich die Teams von Wehrhahn und Hans-Sachs-Straße aus aufeinander zu bewegen, angeführt von Awista-Lkw mit riesigen Containern.

81 Bäume stehen auf dem nächtlichen Programm. Pro Baum eine Viertelstunde, hat Heuser angepeilt. Bis vier Uhr müssen sie fertig sein, denn dann braucht die Rheinbahn wieder Strom. Jetzt sind die Drähte ohne Saft, und im Drehleiterkorb von Wache 1 tauchen Tobias Becker und Andreas Katzwinkel zurzeit immer wieder darunter her, um das Totholz aus den Linden zu ziehen.

Tagsüber sind sie jede Straße der Stadt abgefahren, haben jeden Baum auch von oben angeschaut. Jetzt im Dunklen sind die welken Blätter der abgebrochenen Äste in den Kronen kaum zu erkennen. Deshalb sind Bäume, von denen solches Totholz abstürzen kann, markiert. Und Frank Heuser und seine Kollegen leuchten mit Taschenlampen jede Krone noch einmal ab. "Achtung!", brüllt einer aus dem Korb, dann kracht ein armdicker Ast auf den Boden, so groß wie ein kleiner Baum. Nicht auszudenken, wenn sich so einer aus dem Geäst plötzlich gelöst hätte, während ein Radler vorbeifährt. Oder Eltern einen Kinderwagen schieben.

Der Job der Feuerwehr nach dem Orkan ist die Gefahrenabwehr. Erst die Straßen, dann die Rad- und Gehwege sichern. Für Parks, Spielplätze und andere Grünanlagen ist das Gartenamt zuständig. Es wird noch eine Weile dauern, bis auch dort alle Gefahrenstellen beseitigt sind. "Wer die Absperrungen ignoriert, bringt sich in Lebensgefahr", wiederholt die Feuerwehr ihre Warnung jeden Tag - und stößt gleichwohl bei vielen auf taube Ohren.

Gegen 3 Uhr treffen sich die beiden Kolonnen an Einsatzstelle 4362 in Höhe Humboldtstraße. Ein älterer Herr zollt auf seinem Nachtspaziergang den Feuerwehrleuten dickes Lob. "Das haben wir sehr oft erlebt", sagt Frank Heuser. Nicht nur mit Worten: Viele Bürger brachten Essen und Getränke an die Einsatzstellen. Im Internet und per Post ist jede Menge Dank bei der Feuerwehr eingetroffen. Gestern auch vom Chef: "Es erfüllt uns mit Stolz und Dankbarkeit, sich auf eine so hoch motivierte und versierte Freiwillige Feuerwehr und Berufsfeuerwehr in einer solch schweren Lage verlassen zu können," schrieb Peter Albers an seine Mitarbeiter.

Einige von denen sind längst weg, als der letzte von Orkan Ela abgerissene Ast im Awista-Container landet. Sie tauchen im Rhein nach einem verunglückten Autofahrer. Ihm können sie nicht helfen.

(RP)
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