Brandstifter in den eigenen Reihen Feuerwehr: Einer von uns?

Düsseldorf · Die Polizei verdächtigt einen freiwilligen Feuerwehrmann, zwei Brände gelegt zu haben.

Im 107. Jahr ihres Bestehens erlebt die Freiwillige Feuerwehr Unterbach den Super-Gau: Die Polizei verdächtigt einen der ihren, ein Brandstifter zu sein. Der 28-Jährige, der selbst in der Nacht zum Dienstag an den Löscheinsätzen in einem Mehrfamilienhaus beteiligt war und der Freiwilligen Feuerwehr seit sieben Jahren angehört, wurde in der Nacht zu gestern festgenommen, am Abend aber vom Haftrichter auf freien Fuß gesetzt.

In der Nacht zum Dienstag war die Feuerwehr kurz nach 1 Uhr zu einer Tiefgarage am "Schwalbenberg" gerufen worden. Dort hatte Abfall am Tor gebrannt, das Feuer war beim Eintreffen der Helfer aber bereits erloschen. Auf dem Rückweg zum Gerätehaus entdeckte die Löschzug-Besatzung "per Zufall", wie es im Einsatzbericht heißt, ein verqualmtes Haus am "Pfaffengrund." Mehrere Bewohner des Mehrfamilienhauses mussten mit Fluchthauben durch das verqualmte Treppenhaus ins Freie gebracht werden. Den Qualm verursachte eine im Keller brennende Waschmaschine. Noch während der Löscharbeiten brach in einer der geräumten Wohnungen im ersten Stockwerk ein weiteres Feuer aus.

Die Kripo richtete umgehend eine 13-köpfige Ermittlungskommission ein, weil sich der Verdacht, hier könne ein Serien-Brandstifter am Werk sein, aufdrängte. Die Ermittlungen führten in der Nacht zu gestern zu der Festnahme des freiwilligen Feuerwehrmanns. Die Staatsanwaltschaft hielt den Auszubildenden für dringend tatverdächtig, beantragte Untersuchungshaft. Die wurde vom Richter gestern abend abgelehnt.

Anwalt Rüdiger Spormann erklärte gestern Abend, der Haftrichter habe keinen "dringenden Tatverdacht" gegen seinen Mandanten. Oberstaatsanwalt Heinz Bremer sagte dazu: "Bei einem Düsseldorfer Richter überrascht mich eine derartige Entscheidung nicht."

Die von der Polizei ermittelnden Verdachtsmomente hatten bereits am Mittag dazu geführt, dass die Feuerwehr den 28-Jährigen vorläufig vom ehrenamtlichen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr suspendierte. Der junge Mann gilt bei seinen Kameraden als unauffällig und ruhig, habe sich auch bei Einsätzen nie besonders hervorgetan.

Jan Mahlmann-Callenberg, der mit dem OPEN-Team der Düsseldorfer Berufsfeuerwehr psychosoziale Betreuung für Feuerwehrleute anbietet, war gestern wie alle seine Kollegen erschüttert. Nach den Sommerferien hatte er ähnliche Fälle aus der Region zum Anlass nehmen wollen, um mit den freiwilligen Feuerwehren "ganz hypothetisch" über Brandstifter unter den Brandschützern reden wollen. Möglich, dass ihn nun die Realität überholt hat. Das OPEN-Team bot gestern abend den Unterbacher Kollegen Unterstützung an. "So ein Verdacht erschüttert die Gemeinschaft", so Mahlmann-Callenberg.

(RP)
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