Gisela Piltz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann FDP-Spitzenfrauen: Ende der Eiszeit

Düsseldorf · Es dürfte spannend werden, wenn heute der Vorstand der Düsseldorfer FDP erstmals nach der Sommerpause zusammenkommt. Denn es wird auch das erste Mal sein, dass Gisela Piltz, Vorsitzende des Kreisverbands, und Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ihre Stellvertreterin, wieder aufeinandertreffen.

 Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) vertritt als Erste Bürgermeisterin im Stadtrat den OB. Parteiinterne Empfindlichkeiten sind ihr zuwider.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) vertritt als Erste Bürgermeisterin im Stadtrat den OB. Parteiinterne Empfindlichkeiten sind ihr zuwider.

Foto: Endermann, Andreas

Es ist kaum davon auszugehen, dass das Wiedersehen von großer Herzlichkeit geprägt sein wird. Aber die Eiszeit, die zuletzt zwischen den beiden liberalen Spitzenfrauen herrschte, dürfte auch vorbei sein. Man habe sich, so ist zu hören, über erste SMS angenähert. Eine Aussprache unter vier Augen soll folgen. Mit Blick auf die ohnehin schwierige Bundestagswahl 2013 will die FDP Düsseldorf Geschlossenheit zeigen - und die beiden mächtigen Frauen schmieden den Pakt der Vernunft.

 Gisela Piltz ist Chefin der Düsseldorfer FDP und Vize-Chefin der Bundestagsfraktion. Sie kennt die Empfindlichkeiten auf allen Ebenen des Partei-Apparats.

Gisela Piltz ist Chefin der Düsseldorfer FDP und Vize-Chefin der Bundestagsfraktion. Sie kennt die Empfindlichkeiten auf allen Ebenen des Partei-Apparats.

Foto: FDP-Bundestagsfraktion

Die Stimmung zwischen Piltz und Strack-Zimmermann soll seit längerem angespannt sein und lässt sich vermutlich am besten mit der Unterschiedlichkeit ihrer Charaktere erklären: Beide sind starke Frauen, beide haben Fleiß, Ehrgeiz und den Willen, politisch voranzukommen. Doch sie schlagen grundlegend verschiedene Wege ein.

Piltz ist eine Parteifrau durch und durch. Sie sitzt seit 2002 im Bundestag, ist Vize-Vorsitzende der Bundestagsfraktion und der NRW-FDP. Sie weiß um Empfindlichkeiten und Ränkespiele auf allen Ebenen eines Partei-Apparats. Sie hat besonders in den vergangenen beiden Jahren, in denen die FDP in der langersehnten schwarz-gelben Regierung keine gute Figur gemacht hat, gelernt, dass auch ganz oben nichts von Dauer ist. Ein gewisses Misstrauen ist da verständlich.

Strack-Zimmermann sind die Absonderlichkeiten und Gepflogenheiten, die sich in jeder Partei einschleifen, hingegen zuwider. Regional-Proporz bei der Vergabe von Posten, das Wohlwollen des Bezirks für sichere Listenplätze, abgesprochenes Abstimmverhalten als Drohgebärde auf Parteitagen - da kriegt die impulsive Liberale einen dicken Hals. All das, so ihre feste Überzeugung, führt zwangsläufig zu Mittelmaß. Sie will Qualität in der Politik, polarisierend und mit so wenig Kompromissen wie möglich.

Damit ist die Reibung zwischen den beiden Freidemokratinnen programmiert. Erstmals gab es diese vor zehn Jahren: Piltz kandidierte im Düsseldorfer Norden für den Bundestag, im Süden warf Strack-Zimmermann spontan ihren Hut in den Ring - jede im Vorfeld getroffene Absprache ganz bewusst ignorierend. Piltz zog über die Liste in den Bundestag ein, wusste aber fortan um Energie, Präsenz und Kampfeswillen der Parteifreundin. Und blieb wachsam.

Der nächste Knall folgte 2009, als sich die Landschaftsversammlung Rheinland formierte. Für die FDP war ein Kandidat ausgehandelt, aber nicht aus Düsseldorf. Für Strack-Zimmermann inakzeptabel. Sie ließ sich in das politische Gremium des Landschaftsverbands entsenden und wurde prompt zur Vize-Vorsitzenden gewählt.

Zum offenen Konflikt kam es schließlich, als Strack-Zimmermann bekanntgab, im Mai dieses Jahres für den Landtag zu kandidieren und gleichzeitig den sicheren Listenplatz des im Kreisverband umstrittenen Landtagsabgeordneten Robert Orth beanspruchte. Orth ist auch Vorsitzender des FDP-Bezirks, der ihn als Spitzenmann ins Rennen um die guten Plätze auf der Landesliste geschickt hatte. Piltz, die nicht als Orths Verbündete galt, stellte sich auf dem Kreisparteitag demonstrativ an seine Seite - und sorgte für einen Eklat. Orths Listenplatz blieb sicher. Hatte Piltz dabei das Wohlwollen des Bezirks für ihre anstehende Bundestagskandidatur im Blick?

Gelingt der Friedenspakt der Frauen, an dem Ratsfraktions-Chef Manfred Neuenhaus maßgeblich beteiligt war, ist Piltz zumindest bei der Nominierung zum Bundestag am 1. September eine klare Mehrheit ihrer Kreispartei sicher.

(ila)
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