Düsseldorf Familie will 180.000 Euro von Klinik

Düsseldorf · Ein 66-jähriger Unternehmer starb vor mehr als neun Jahren nach einer Magen-Operation in der Sana-Klinik in Gerresheim. Seine Familie will den Fall gerichtlich klären lassen, doch immer wieder werden Termine verschoben.

 Verena Hoppe will, dass der Tod ihres Vaters nach mehr als neun Jahren endlich aufgeklärt wird.

Verena Hoppe will, dass der Tod ihres Vaters nach mehr als neun Jahren endlich aufgeklärt wird.

Foto: wuk

Mehr als neun Jahre nach dem Tod eines Unternehmers (66) wartet dessen Familie weiter auf die gerichtliche Klärung der Umstände. Seit Juli 2009 prüft eine Zivilkammer des Landgerichts den Fall, bei dem die Hinterbliebenen schwere Vorwürfe gegen die Gerresheimer Sana-Klinik und deren damaligen Chef-Chirurgen erheben. Laut Klage sei der Senior 2007 nach einer Magen-OP tagelang falsch oder gar nicht versorgt worden und deshalb gestorben. Die Klinik und der Arzt weisen das zurück. Doch das Gericht sieht sich erst im Januar 2017 in der Lage, darüber zu verhandeln. "Da sind fast zehn Jahre nach dem Tod meines Vaters vergangen", empört sich Unternehmer-Tochter Verena Hoppe (38). Sie spricht von "Ohnmacht und Hilflosigkeit" und nennt den Umgang der Justiz mit dem Fall "menschenunwürdig". Die Familie fordert 180.000 Euro von der Klinik, betont aber, es gehe ihr nicht ums Geld, sondern vor allem um die Klärung der Umstände.

Im April 2007 war der Senior zu einer Routineuntersuchung in der Klinik vorgemerkt. Dann wurde angeblich Magenkrebs entdeckt, eine sofortige Operation empfohlen. Direkt danach klagte der 66-Jährige über Atemnot, Fieber und Schmerzen. Und doch habe er übers Wochenende, so die Familie, bloß Zäpfchen und Psychopharmaka erhalten. Die Schmerzen, so habe das Klinikpersonal betont, kämen von einer "muskulären Verspannung", wohl durch falsches Liegen. Und die Unruhe des Seniors liege daran, dass er psychisch "labil" sei. Bis montags der Chef-Chirurg wieder im Dienst war und eine Not-OP vornahm, sei es zu spät gewesen, so die Kläger. Operationsnarben seien bei dem 66-Jährigen gerissen, sein Bauchraum schon völlig vereitert gewesen. Dienstags ist er gestorben.

Die Klinik und ihr Ex-Chef-Chirurg hätten, so die Hinterbliebenen, den Not-Eingriff auf die lange Bank geschoben - bis nichts mehr zu retten gewesen sei. Und jetzt fühlt sich die Familie von der Justiz ähnlich behandelt. Fünf Prozesstermine seien aus diversen Gründen in den vergangenen Jahren immer aufgehoben, stets um Monate verschoben worden. Nur einmal (Ende 2013) wurde ein Gutachter angehört - ohne Ergebnis. Seitdem haben laut Landgericht entweder Krankheit eines Prozessbeteiligten, Urlaubstermine oder "dienstliche Gründe" dazu geführt, dass weitere Termine immer abgesagt wurden. Ob die Familie Ende Januar 2017 damit rechnen kann, dass sich das Gericht des Falles annimmt, ist ungewiss. Vergebens hat die Unternehmer-Witwe (inzwischen 71) beim Landgerichtspräsidenten im Februar 2016 angemahnt, dass sie und ihre Töchter "nach fast neun Jahren einen Abschluss finden wollen", da das "schwerwiegende Ereignis" die Familie enorm belaste. Als Antwort erhielt sie einen Formbrief, "maschinell erstellt, ohne Unterschrift gültig". Dort heißt es, dass nur die Kammer über Anträge zur Verlegung eines Termins entscheidet, der Gerichtspräsident wegen der richterlichen Unabhängigkeit nicht eingreifen könne. Unternehmer-Tochter Verena Hoppe findet: "Das sind wir meinem Vater doch schuldig, dass wir das nicht einfach so hinnehmen." Das gelte nicht nur für den damaligen Umgang der Klinik mit ihrem Vater, sondern auch für das aktuelle Tempo des Gerichts bei diesem Fall.

(RP)
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