Amtsgericht Familie mit deren Geld verlassen: Vater angeklagt

Düsseldorf · Fast vier Jahre, nachdem er seine Frau samt Stiefsohn unter einem Vorwand verlassen hatte, wird ein 52-jähriger Familienvater seine Angehörigen jetzt am Freitag vor dem Amtsgericht zwangsweise wiedersehen. Am 4.Mai verhandelt ein Strafrichter (13.30 Uhr, Saal 1.108) über eine Anklage wegen Untreue. Der Mann soll seine Familie nämlich nicht nur verlassen - sondern zuvor das Konto der Frau heimlich leergeräumt und für den Stiefsohn sogar Vorschüsse bei dessen Arbeitgeber eingestrichen haben.

Er müsse zu einer Geschäftsreise, log der 52-Jährige laut Anklage im September 2008 seiner Ehefrau vor - und kehrte nie wieder zu ihr und dem Stiefsohn zurück. Nach Artikel 11 des Grundgesetzes hat jeder Deutsche zwar das Recht, ungehindert seinen Aufenthalt und seine Wohnung zu wechseln und das Verlassen der Familie ist nicht strafbar. Im Extremfall darf die Polizei nach einer Vermisstenanzeige und erfolgreichen Fahndung den zurückgebliebenen Angehörigen nicht mal die neue Anschrift des Gesuchten weitergeben.

Doch im vorliegenden Fall soll der Familienvater seine Flucht vor den Verwandten nicht nur monatelang vorbereitet, sondern sein Verschwinden durch Straftaten zulasten der Frau und deren Sohn finanziert haben. Dadurch habe er die Angehörigen in schlimme seelische Nöte gestürzt, sie sogar an den Rand des Ruins gedrängt.

Denn laut Anklage hatte der 52-Jährige schon jahrelang Vollmacht über das Konto der Frau, um von ihrem Gehalt (dem einzigen festen Familieneinkommen) auch die Wohnungsmiete zu begleichen. Doch schon drei Monate vor seinem plötzlichen Abschied habe er dieses Geld zwar immer komplett abgehoben, aber die Miete nicht mehr bezahlt. Als er verschwand, hatte die Frau noch 3,36 Euro auf der Bank - und Mietschulden von 1300 Euro, die nur durch staatliche Vorschüsse ausgeglichen werden konnten. Am Arbeitsplatz des Stiefsohnes ließ er sich drei Monate vor der Flucht aus seiner Familie angeblich Vorschüsse von je 400 Euro auszahlen. Auch dieses Geld sollte er als Miete für den Stiefsohn einzahlen - hat es laut Anklage aber ebenfalls eingesteckt, um damit heimlich zu verschwinden. Laut Anklage ist er mit den veruntreuten Geldern nach Schwerte umgezogen, hat sich dort eine neue Existenz aufgebaut. Mit einem Urteil wird noch am Freitag gerechnet.

(wuk)
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