Familienleben in Düsseldorf Eine Gute-Nacht-Geschichte gehört einfach dazu

Düsseldorf · Für Nina van Bracht ist das allabendliche Vorlesen für ihre Tochter Mila ein wichtiges Ritual. Denn Studien zeigen, dass Vorlesen den Kindern später in der Schule hilft. Trotzdem hadert die Mutter manchmal mit den Lieblingsgeschichten ihres Kindes.

 Nina van Bracht mit Tochter Mila. Vorlesen ist bei der Familie ein wichtiges Ritual. Auch Gideon und Frederick, die zu Besuch waren, fanden das ganz toll.

Nina van Bracht mit Tochter Mila. Vorlesen ist bei der Familie ein wichtiges Ritual. Auch Gideon und Frederick, die zu Besuch waren, fanden das ganz toll.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Ohne eine Geschichte an der Bettkante macht Mila kein Auge zu. Und meistens reicht eine nicht aus. „Es ist ein Ritual, es gehört dazu“, sagt Mutter Nina van Bracht (40). Jeden Abend. Sie und ihr Mann (35), beide arbeiten im Bankwesen, wechseln sich dabei ab, jeder habe mal den „Vorlesedienst“.

Und wenn ihre vierjährige Tochter krank ist, wie es die Tage der Fall war, dann komme sie aus dem Vorlesen kaum raus, sagt Nina van Bracht. Mila hatte sich einen leichten Magen-Darm-Virus eingefangen, fühlte sich überhaupt nicht gut und brauchte besonders viel Zuwendung. Und wollte vorgelesen bekommen. Und so las die Mama 15 Pixi-Bücher an einem Stück. Die kleinen, rund 16 bis 20 Seiten starken Büchlein haben mal mehr, mal weniger Text. Und dennoch. Da habe sie sich fast den Mund fusselig gelesen und erst mal eine Pause gebraucht. Vorlesen kann anstrengend sein.

Und nicht alles, was die Vierjährige so mag, findet auch Mama Nina gut. Mila hört gerne Geschichten, in denen eine Prinzessin vorkommt. Und sie kann nicht genug bekommen von den Erlebnissen der kleinen „Conni“, die mal Musik macht, mal in den Urlaub fährt, mal Pizza backt. Natürlich tut ihre Mutter ihr den Gefallen, die Geschichten immer wieder vorzulesen. Sie selbst findet die „Conni“-Reihe allerdings eher mäßig.

Da gebe es schönere Kinderbücher, meint Nina van Bracht. Wie die mit dem bunt-karierten Elefanten Elmar oder den Klassiker im Regal „Oh, wie schön ist Panama“ mit dem kleinen Bär und dem kleinen Tiger auf der Suche nach einem Sehnsuchtsort. Aber auch das habe sie schon so oft vorgelesen, dass sie es fast auswendig kann. Und ebenso ergeht es ihr mit dem Büchlein, das wohl in den meisten Kinderzimmern zu finden ist: ­ die „Raupe Nimmersatt“. „Aber Mila will oft immer wieder die gleichen Geschichten vorgelesen bekommen. Und wehe, man lässt mal ein Wort aus oder verdreht etwas. Das wird sofort bemerkt.“

Es gebe Bücher, die seien gut vorzulesen, sagt Nina van Bracht, andere seien zuweilen manchmal etwas sperrig. Unlängst habe sie Mila „Lotte will Prinzessin werden“, ein Kinderbuch der Regisseurin und eben auch Schriftstellerin Doris Dörrie, vorgelesen. „Das war irgendwie schwierig, las sich einfach nicht so leicht.“

Ganz anders sei es bei Astrid Lindgren, wenn es um die Abenteuer in Bullerbü oder um die mit Pippi Langstrumpf gehe. „Das sind einfach tolle, schön erzählte Geschichten.“ Ebenso wie Grimms Märchen, die Mila auch mag. Die gebe es mittlerweile in „entschärfter“ Form. Doch auch da haue sich bei „Aschenputtel“ die Tochter der bösen Schwiegermutter mit dem Messer die Ferse ab, um in den Schuh zu passen, und Hänsel und Gretel stoßen die Hexe in den Ofen.

Gelesen wird viel bei den van Brachts, die in Wersten wohnen. Aktuell lese sie eine spanische Zeitschrift, erzählt Nina van Bracht, die für Nicht-Muttersprachler konzipiert ist, die ihr Spanisch wieder etwas aufbessern wollen. Ausgelesen habe sie jüngst das Buch „Die Entführung der Wanderapothekerin“ von Iny Lorentz.

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Grundsätzlich habe sie ein Faible für historische Romane, von Ken Follett habe sie vieles gelesen, selbstredend auch den „Medicus“ von Noah Gordon. In jüngster Zeit nehme sie öfters einen Krimi zur Hand. Auch ihr Mann lese sehr viel und schnell. „Im vergangenen Urlaub hat er ein Buch an einem Tag geschafft.“ Aber, das räumt sie gleichzeitig ein, sie habe die Erfahrung gemacht, die sie auch von anderen Eltern gehört habe: Früher, ohne Kind und Familie, habe man doch noch viel mehr gelesen.

Damit die Abwechslung für Mila ­ und die Eltern größer ist, ­ gehen Mutter und Tochter regelmäßig in Büchereien. In die städtische ebenso wie in die der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Rosenkranz. Mila besucht auch die dortige Kita. Und Nina van Bracht hilft in der Bücherei ehrenamtlich aus. „Die ist kleiner, aber fein, und die Bücher sind nicht so zerlesen.“ Doch in beiden finden sie neuen Lesestoff für die Bettkante.

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