Freier in Düsseldorf geprellt Falschaussage im Rotlicht-Prozess?

Düsseldorf · Im Prozess um die angeblich systematische Ausplünderung von Bordellgästen an der Rethelstraße hat am Freitag eine der Angeklagten eine umfassende Aussage gemacht. Die 37-jährige Prostituierte, der die Anklage vorwirft, einen Gast mit einem Zusatz (Drogen oder K.O.-Tropfen) im Champagner außer Gefecht gesetzt zu haben, damit die Kollegen im Bordell seine Kreditkarte mit hohen Beträgen belasten konnten, schilderte sichtlich berührt die Nacht, die sie und eine Kollegin mit jenem Gast verbracht hatten.

Prostitution und Bordelle 2018 in NRW
Infos

Prostitution und Bordelle 2018 in NRW

Infos
Foto: dpa/Andreas Arnold

Sie habe durch das Strafverfahren "das Trauma meines Lebens verursacht", sagte die Frau, die unter dem Namen "Laura" arbeitete. Als ihr die Tränen kamen, übernahm ihr Verteidiger das Verlesen der mehrseitigen Aussage. Für die vielen sexuellen Details darin hatte seine Mandantin sich zuvor entschuldigt — die seien in ihrem Job begründet.

Der Rotlicht-Prozess: Eine Chronik
Infos

Der Rotlicht-Prozess: Eine Chronik

Infos
Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Die Details sind nicht unwichtig für den einzigen Anklagepunkt gegen die 37-Jährige. Denn sie will sich an alle Leistungen erinnern, für die am Ende um die 7000 Euro von der Kreditkarte des Augenarztes aus Südhessen abgebucht worden waren. Der Mediziner hatte tags darauf Anzeige erstattet, behauptete, betäubt und ausgeplündert worden zu sein.

Sein Fall war einer jener 17, auf die die Staatsanwaltschaft ihre Anklage gegen insgesamt acht Mitarbeiter und den damaligen Chef der Bordellbetriebe gründete. Die Aussage der Prostituierten interessierte die Ankläger am Freitag aber nicht wegen dieser, sondern wegen anderer Ermittlungen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihren Belastungszeugen jetzt wegen des Verdachts der Falschaussage.

Denn nachdem der Mediziner im Gericht die Vorwürfe wiederholt hatte, hatte die Verteidigung ihn mit einer Reihe von Textnachrichten konfrontiert, die von seinem Handy stammten. Demnach hatte der Mann nur wenige Stunden nach seiner angeblichen Betäubung die Angeklagte und ihre Kollegin in offensichtlicher Begeisterung zu sich ins Hotel bestellt. Weil die Nacht mit ihm sehr erschöpfend gewesen sei, so die Angeklagte am Freitag, habe sie auf den Zusatzverdienst verzichtet. Gleichwohl hatte sie den Kunden noch einmal gesehen. Der hatte im Bordell ein Präsent für seine Nichte vergessen, holte es am Tag nach seinem Besuch an der Privatadresse der 37-Jährigen ab. "Ich hatte sie ihm gegeben, obwohl das unüblich ist", sagte sie am Freitag.

Doch weil er sie mit Respekt behandelt habe, habe sie keine Bedenken gehabt. Als er sich nach der Begegnung vor ihrem Haus "höflich und herzlich mit Wangenkuss" verabschiedete, hatte er bereits Anzeige gegen die Prostituierte erstattet und sich Blut- und Urintests unterzogen. "Das hätte ich nie von ihm gedacht", sagte die 37-Jährige. "Ich verstehe bis heute nicht, warum ich hier angeklagt bin."

(ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort