RP-Ratgeber Experten sprechen über Schmerz

Düsseldorf · Vier Fachleute aus dem Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf referierten gestern bei der RP-Ratgeber-Veranstaltung unter dem Titel "Schmerz und Schmerztherapie". Der Andrang war groß: Alle Stühle im Maxhaus waren besetzt.

 Waren bei der RP-Ratgeberaktion zu Schmerzen im Maxhaus dabei (v.l.): Theodor Königshausen, Wolfgang Steinke, Gery Schmitz, Susanne Stehr-Zirngibl und Yves Heuser.

Waren bei der RP-Ratgeberaktion zu Schmerzen im Maxhaus dabei (v.l.): Theodor Königshausen, Wolfgang Steinke, Gery Schmitz, Susanne Stehr-Zirngibl und Yves Heuser.

Foto: Christoph Göttert

Das Thema löste enormes Interesse aus: Bei der RP-Ratgeber-Veranstaltung zu "Schmerz und Schmerztherapie" waren am gestrigen Abend alle Stühle im Maxhaus besetzt. Verständlich, denn viele Menschen sind betroffen. Etwa 17 Prozent der deutschen Bevölkerung klagen Erhebungen zufolge über chronische Schmerzen. Und nahezu die Hälfte sucht lange Zeit vergeblich nach einer sinnvollen Behandlung. Vier Experten aus dem Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) beleuchteten in ihren Referaten die Aspekte und Ursachen von Schmerz. Daran schloss sich eine Fragerunde an.

"Der Einbruch von Schmerz wird als existenzielle Bedrohung empfunden", sagte Theodor Königshausen, Ärztlicher Direktor des VKKD. Anschaulich schlüsselte der Professor die Jahrtausende alte Geschichte des Schmerzes und seiner Bekämpfung auf. Schon früh versuchte man, die Heilkraft von Pflanzenextrakten zu nutzen. Weidenblätter werden noch heute zur Gewinnung von Aspirin verwendet. Und ohne die Wirkstoffe des Mohns, die Morphine, ist keine Schmerztherapie denkbar. Die Methoden des Mittelalters zur Schmerzbetäubung, etwa bei Amputationen, waren allerdings barbarisch. Sie hatten erst im ausklingenden 18. Jahrhundert ein Ende, als bahnbrechende Entwicklungen wie Äther und Lachgas eine moderne Anästhesie ermöglichten. "Unser Ziel ist ein schmerzloses Krankenhaus", stellte Königshausen klar. "Niemand sollte leiden müssen." Wolfgang Steinke, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Marien Hospital, erklärte Formen und Entstehung von Schmerzen. Man unterscheidet "nozizeptive Schmerzen", ausgehend von einer Reizung der freien Nervenendigungen, und neuropathische Schmerzen, bei denen Zellen in den Nervenbahnen betroffen sind.

"Schmerz ist ein Alarmsignal, das den Körper schützt", verdeutlichte der Professor und verwies auf das gefürchtete "Schmerzgedächtnis" von Patienten, das eine Therapie erschwert. Bei der Behandlung von Migräne ist die Wissenschaft schon weit. Man weiß um die Beteiligung des Trigeminus-Nervs, woraus sich wirksame Medikamente (Triptane) ergaben. Äußerst sensibel bleiben jedoch die Trigeminus-Neuralgie, bei der Entzündungen den Nerv irritieren und zu blitzartig einschießenden Schmerzen in Kopf und Kiefer führen, oder die Gürtelrose. Über die Wirkungsweise rezeptfreier und apothekenpflichtiger Medikamente sprach Gery Schmitz, Leiter der Zentralapotheke, im VKKD. Er warnte vor intensiver Selbstmedikation: "Die Risiken lassen sich nicht abschätzen, die Gefahr von Schädigungen vornehmlich der Leber ist groß."

Düsseldorfer Patienten erfahren Hilfe im Schmerztherapeutischen Zentrum des St. Vinzenz Krankenhauses. Leiterin Susanne Stehr-Zirngiebel stellte die Möglichkeiten einer teilstationären oder vollstationären dreiwöchigen Therapie in der Tagesklinik vor. Die dort angewandte "Multimodale Schmerztherapie" dient der Wiederherstellung einer nachhaltigen Funktionsfähigkeit.

(RP)
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