Finanzskandal in Krefeld Experten entlasten Abrahams

Düsseldorf · Ein Bericht zu den Schlampereien im Krefelder Steueramt deckt erhebliche Mängel in den Behörden auf. Persönliches Fehlverhalten des heutigen Düsseldorfer Kämmerer Manfred Abrahams ist aber nicht ersichtlich. Die SPD bleibt skeptisch. CDU, Grüne und FDP sehen den Finanz-Chef entlastet.

 Von 1981 bis vor wenigen Wochen hat Manfred Abrahams in Krefeld gearbeitet. Seit 1. Juni 2010 steht er in den Diensten der Stadt Düsseldorf und ist hier Kämmerer und Stadtdirektor.

Von 1981 bis vor wenigen Wochen hat Manfred Abrahams in Krefeld gearbeitet. Seit 1. Juni 2010 steht er in den Diensten der Stadt Düsseldorf und ist hier Kämmerer und Stadtdirektor.

Foto: Lammertz

Ein Disziplinarverfahren gegen den derzeitigen Düsseldorfer Kämmerer Manfred Abrahams (51) ist unwahrscheinlicher denn je. Abrahams, bis zum 31. Mai Kämmerer der Stadt Krefeld, war ins Blickfeld geraten, weil sich während seiner Amtszeit in der Nachbarstadt teils haarsträubende Schlampereien in den Steuerbehörden ereignet hatten. Gewerbesteuerakten blieben über Jahre liegen, eine Fehlüberweisung von knapp 800.000 Euro an eine insolvente Firma riss eine Lücke in die eh klamme Stadtkasse.

Abrahams, der zum 1. Juni sein neues Amt in Düsseldorf angetreten hat, war mehrfach zu den Vorfällen befragt worden und hatte erklärt, er sei zwar zuständiger Dezernent gewesen, habe aber keine Chance gehabt, von den Mängeln zu erfahren, weil die jeweiligen Mitarbeiter die Probleme nicht kommuniziert hätten.

Mitarbeiter überfordert

Nachdem die Missstände in den letzten Wochen publik wurden, hatten Krefelder Kommunalpolitiker, vor allem die FDP, gefordert, ein Disziplinarverfahren gegen Abrahams einzuleiten. Und zwar mit Hilfe des derzeitigen Dienstherrn Abrahams', Düsseldorfs OB Dirk Elbers. Der hatte das abgelehnt und erklärt, er stehe zu Abrahams und sei von dessen Kompetenz überzeugt, außerdem glaube er, Elbers, dass Abrahams sich nichts habe zu Schulden kommen lassen.

Das bestätigte der Donnerstag im Krefelder Rechnungsprüfungsausschuss vorgetragene Bericht, wenn auch nur indirekt. Dort wurde detailliert aufgelistet, dass die Mitarbeiter offenbar überfordert gewesen waren und es mangelhafte Kommunikation zwischen Steueramt und Stadtkasse gab. Außerdem habe man, zum Beispiel auch bei der fehlerhaften Überweisung, das Vier-Augen-Prinzip nicht angewandt — einzelne Beamte hätten also Geschäftsvorgänge auf den Weg gebracht, zu denen eigentlich ein zweiter hätte hinzugezogen werden müssen.

In der Düsseldorfer CDU sah man sich Donnerstag in der Einschätzung bestätigt, und auch die FDP, anfangs noch auf kritischer Distanz zu Abrahams, schwenkte auf einen anderen Kurs ein. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus, der den Bericht im Live-Ticker bei RP ONLINE verfolgt hatte, meinte, offenbar habe sich Abrahams "kein schuldhaften Verhalten" vorzuwerfen, die "Fehler seien eine Etage tiefer" gemacht worden.

Neuenhaus ging auch auf Distanz zu seinen Krefelder Parteifreunden, die nach wie vor massiv gegen Abrahams vorgehen wollen. Für die Grünen bestätigte Fraktions-Sprecher Günter Karen-Jungen den positiven Eindruck, den man vom Kämmerer habe. Bei der SPD sieht man das alles ganz anders. Fraktionschef Markus Raub meinte, seine Bedenken seien eher noch größer geworden und der Bericht habe wesentliche Punkte nicht aufgeklärt. Man glaube, dass Abrahams den Laden nicht im Griff gehabt habe und werde sich bald in Krefeld genauer informieren.

(RP)
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