Düsseldorf Experte warnt vor Wirkung von "Dügida"

Düsseldorf · Fabian Virchow von der Fachhochschule Düsseldorf untersucht die Protestbewegung. Am Mittwoch sprach er im Integrationsausschuss.

Fahrrad-Blockaden gegen "Dügida"-Demo
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Fahrrad-Blockaden gegen "Dügida"-Demo

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Foto: Schaller,Bernd

Die von der rechtsextremen Melanie Dittmer koordinierten Montagsdemonstrationen unter dem Namen "Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Dügida) werden nach Einschätzung des Düsseldorfer Wissenschaftlers Fabian Virchow im Laufe des Jahres einschlafen. Vor dem Integrationsrat widersprach der Leiter des Forschungsschwerpunkts Rechtsextremismus gestern den Erwartungen der "Dügida"-Initiatoren. Diese hatten angekündigt, ihre Kundgebungen bis Mitte Dezember fortzusetzen, offenbar auch um die eigene Anhängerschaft zu motivieren, weiterhin montags in die Düsseldorfer Innenstadt zu kommen.

Eine Zeit lang, so der Wissenschaftler, werde es den mit der Mutterbewegung "Pegida" inzwischen zerstrittenen Ableger allerdings noch geben. Dittmer und ihre Anhänger wollten jetzt deutlich machen, dass sie entschlossen sind, "den öffentlichen Raum möglichst umfangreich zu besetzen".

Zudem stünden die "Dügida"-Veranstalter unter dem Druck, zeigen zu müssen, dass sie auch im Westen Menschen zuverlässig und auf Dauer mobilisieren können. Dass das gelingt, bezweifelt Virchow. Denn anders als beispielsweise in Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern fehle in Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen "eine starke, mobilisierungsfähige Rechte".

Keinen Zweifel hat der Forscher daran, dass beim Düsseldorfer Ableger - anders als bei der auch von unzufriedenen Bürgern mitgetragenen Dresdener "Pegida" - fast ausschließlich Rechtsextreme, Neo-Nazis, Hooligans sowie deren Sympathisanten mitmarschieren.

Zuletzt waren in Düsseldorf kaum mehr als 100 Menschen dem "Dügida"-Aufruf gefolgt. Zu Beginn der Demonstrationen waren es noch 500, wobei damals offenbar viele der Marschierer aus NRW-Kommunen mit einer etwas stärkerer entwickelten rechten Szene angereist waren. Ganz anders schätzt Virchow dagegen das Dresdner Original ein. Hier befänden sich Rechtsextreme und Rechtsradikale in der Minderheit. Allerdings dominierten dort auch bei vielen nicht radikalen Teilnehmern Stereotype und Vorbehalte gegen Menschen mit ausländischen Wurzeln und gegen Muslime. Das liege vor allem an dem im Vergleich zu Düsseldorf völlig anderen Umgang mit Einwanderung. Virchows Diagnose mit Blick auf den Osten: kaum aktive, auf Bejahung zielende Auseinandersetzung mit anderen, nicht-deutschen Kulturen und Religionen, kaum Unterstützung für das Modell einer Interkulturalität, von der die meisten am Ende ganz überwiegend profitieren.

Dügida in Düsseldorf: Gegendemonstranten in der Überzahl
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Teilnehmerschwund bei dritter"Dügida"-Demo in Düsseldorf

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Foto: dpa, fpt

"Entwarnung" mochte Virchow freilich auch für Düsseldorf und das Rheinland nicht geben. "Allenfalls eingeschränkt kann man das tun", sagte er vor den Ratsleuten und den Vertretern der Migrantenorganisationen. Viele Menschen fühlten sich durch die Demonstrationen ganz offensichtlich ermutigt, ihre Vorurteile gegen Fremde öffentlich wahrnehmbar auszuleben. So höre er von Landtagsmitarbeitern, dass die Zahl der mit vollem Namen gezeichneten "Hass-Mails" aus dem rechten Umfeld in den vergangenen Wochen erheblich gestiegen sei. "Das hat eine neue Qualität."

(RP)
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