Gericht Ex-Stasi-Mitarbeiter angeklagt

Düsseldorf · Die Ost-Berliner Stasi hielt ihn für einen kaltblütigen Killer. 1980 ließ das Mielke-Ministerium für Staatssicherheit den "IM Klaus Schlosser" sogar eigens für die Ermordung des Ex-DDR-Fußball-Stars Lutz Eigendorf in den Westen ausreisen. Den Mordauftrag an dem Sportler ließ der "IM" damals angeblich sausen.

Im Westen ist er geblieben, konnte zu DDR-Zeiten sogar seine Frau nachholen. Doch demnächst wird dem jetzt 65-jährigen Ex-Stasi-Mitarbeiter vor dem Landgericht ein Prozess wegen Raubes gemacht. Vor zehn Wochen hat er angeblich einen Drogerie-Markt an der Kölner Straße überfallen und 400 Euro erbeutet. Ein abstehender Faden an seiner Mütze soll ihn verraten haben.

Vor fast dreißig Jahren hatte sich der Stasi-Mitarbeiter zur Tötung von Eigendorf bereit erklärt. Der DDR-Auswahlspieler hatte 1979 ein Freundschaftsspiel in Gießen dazu genutzt, sich in den Westen abzusetzen. Bis dahin hatte Eigendorf für den DDR-Vorzeigeclub BFC Dynamo gespielt, den Lieblings-Club von Stasi-Chef Erich Mielke. Im März 1983 ist Eigendorf dann aber zwei Tage nach einem mysteriösen Verkehrsunfall in Braunschweig an den Folgen seiner schweren Verletzungen gestorben. Bei einer Autopsie wurde ein hoher Promillewert in seinem Blut festgestellt.

Der als Mörder losgeschickte Stasi-Mitarbeiter hat stets jede Schuld an dem Unfall bestritten: Er habe sich nur zum Schein auf den Stasi-Auftrag eingelassen, um damals auch seiner Frau die Ausreise zu ermöglichen. Diese Version konnte auch vor Gericht nicht erschüttert werden, der Stasi-Mann wurde vom Mordvorwurf freigesprochen.

Sein Glück hat er im Westen trotzdem nicht gefunden. Seit 1981 ist er in neun Prozessen verurteilt worden. Zuletzt hatte das Amtsgericht im Juni 2008 eine Haftstrafe von fünf Monaten zur Bewährung ausgesetzt. Noch in der Bewährungszeit soll der jetzt 65-Jährige im August mit einem Messer einer Schlecker-Kassiererin zu Leibe gerückt sein. Nachmittags war er laut Anklage in der Drogerie zum Schein mit Kleinartikeln zur Kasse gegangen. Als die Angestellte die Kasse öffnete, habe er mit dem Messer gedroht, 400 Euro gegriffen, sei mit einem Fahrrad geflüchtet.

In Polizei-Alben fand das Überfall-Opfer dann ein Foto des 65-Jährigen. Und der besaß nicht nur eine grob gerippte Mütze, die auch der Räuber getragen haben soll. Laut Anklage, die nun dem Landgericht vorliegt, ist dies sogar ganz sicher die Mütze des Räubers. Die Kassiererin hatte einen abstehenden Faden beschrieben — und der steht auch an der Mütze des 65-Jährigen ab. Er hat den Überfall bisher bestritten. Einen Termin für den Prozess gibt es noch nicht.

(RP)
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