Düsseldorf Ex-Drogenfahnder: So überlistete ich den Enkeltrick-Betrüger

Düsseldorf · Wolfgang H. überlistete einen Enkeltrick-Betrüger. Er sagt aber auch: "Meine Geschichte sollte besser keiner nachmachen."

 Wolfgang H, mit dem Lockmittel: In dem roten Umschlag vermuteten die Trickbetrüger 50 000 Euro Beute.

Wolfgang H, mit dem Lockmittel: In dem roten Umschlag vermuteten die Trickbetrüger 50 000 Euro Beute.

Foto: Endermann, Andreas

Ein Glück, dass keiner seiner Enkel je "Opa" zu Wolfgang H. gesagt hat. Als der Mann, der ihn am Montagmittag anrief, nämlich sagte: "Rat mal, Opa, wer hier ist" und auch noch von der "Omi" sprach, wusste H. sofort Bescheid: "Ach nee, ein Enkeltrick."

Der 70-Jährige ist beruflich vorbelastet. Einen Enkeltrick hat er in seiner Dienstzeit zwar nicht bearbeitet (der war, als H. in Pension ging, noch nicht sehr weit verbreitet), aber: einmal Polizist, immer Polizist. Und außerdem liest er schließlich Zeitung: "Eigentlich sollte heutzutage jeder ältere Mensch diese Masche kennen."

Wie H. nun reagierte, das empfiehlt er nur bedingt zur Nachahmung. Und auch die Polizei rät: "Am besten einfach auflegen, wenn so ein Anruf kommt."

Wolfgang H. aber hat das Fahnder-Gen. 20 Jahre hat er in Unna "im Rauschgift" gearbeitet, auch mal "mehr oder weniger unter der Decke", und deshalb ließ er sich zum Schein auf das Spiel ein. "Patrick, bist du?s?" fragte er und gab dem Anrufer damit einen Namen für das weitere Gespräch. Der falsche Enkel erklärte, er habe soeben auf der Messe "boot" ein Schiff gekauft, brauche dafür vom Opa kurz mal 150 000 Euro.

"Das war schon richtig frech", sagt H., der sich gar nicht vorstellen mag, dass andere Senioren dem schauspielerischen Geschick und dem Druck, den die Täter erzeugen, zum Opfer fallen. "Da ist das Ersparte eines ganzen Lebens weg!" Und wer behaupte, gegen solche Tricks immun zu sein, unterschätze die Methoden. "Das kann jedem passieren."

H. bot zum Schein 50 000 an, "mehr haben Omi und ich nicht." Der falsche Patrick meckerte zwar, ließ sich aber darauf ein. H. versprach zur Bank zu gehen und war kaum an der Tür, als das Telefon erneut klingelte. "Die wollten kontrollieren, ob ich wirklich zur Bank gehe." Das zweite Gespräch mit "Patrick" hörte die Leitstelle der Düsseldorfer Polizei bereits über Wolfgang H.s Handy mit. Und während der tatsächlich zur Sparkasse fuhr, versteckten sich zwei Polizisten im Gebüsch bei seinem Haus. Den Streifenwagen hatten sie weit abseits geparkt, denn: Die Betrüger überwachen meistens die Adressen ihrer Opfer, um genau das zu vermeiden, was in diesem Fall geschah.

In der Sparkasse Lohausen berichtete H. einem Mitarbeiter von dem mutmaßlichen Betrüger und sagte: "Wahrscheinlich werde ich beobachtet." Der Banker ging zum Schein an die Kasse, stopfte ein paar Werbebroschüren in einen roten Devisen-Umschlag. "Der Mann hat gut reagiert", sagt der Ex-Fahnder. Kaum zu Hause musste er nicht lange auf den nächsten Anruf warten. "Patrick" behauptete jetzt, er könne das Messegelände nicht verlassen, schickte einen Boten namens Schmitz.

Dem hätte er auf der Straße "vielleicht mal nen Euro zugesteckt", aber sicher nicht sein Erspartes anvertraut, beschreibt H. den Mann, der dann im Taxi vorfuhr. "Als ich sagte, ich hab das Geld im Haus, stieg er sofort wieder ein, das Taxi fuhr blitzschnell wieder weg." Erst als H. am Gartenzaun mit dem roten Umschlag winkte, kam die Taxe wieder näher - und die beiden Polizisten nahmen "Schmitz" fest, der natürlich nicht so heißt. Er stammt aus Polen, und hat in Deutschland jetzt seinen ersten festen Wohnsitz in der U-Haft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort