Feuerwehrmann als Brandstifter „Es ist unfassbar“

Düsseldorf · Nach der Verhaftung eines Freiwilligen Feuerwehrmanns können die Unterbacher noch immer nicht fassen, dass er ein Brandstifter sein soll.

 Ein Motor fing in der Kölner Toyota-Fabrik Feuer.

Ein Motor fing in der Kölner Toyota-Fabrik Feuer.

Foto: Jürgen Körschgen

Löschen. Retten. Bergen. Den Auftrag der Feuerwehren hat Philipp M. seit sieben Jahren geübt. Er war engagiert in der Freiwilligen Feuerwehr des Dörfchens am Rande der Stadt, in dem er aufgewachsen ist und in dem er auch als Student und nach dem Studium blieb. Dass er der Brandstifter sein soll, der vergangene Woche mindestens zweimal Feuer in einem Wohnhaus gelegt hat - das mag in Unterbach noch immer niemand glauben.

36 Männer gehören zur aktiven Mannschaft, die regelmäßig zum Einsatz fährt. 71-mal wurde die freiwillige Feuerwehr in Unterbach im vergangenen Jahr zu Hilfe gerufen. Philipp M. war fast immer dabei. Dass er stets schnell zur Stelle war, hatte einen einfachen Grund: Er wohnt ganz in der Nähe des Gerätehauses. Seit einem halben Jahr lebt der 28-Jährige mit seiner Freundin zusammen.

Die Feuerwehr ist nicht sein einziges Hobby: M.s Leidenschaft gilt auch der Fliegerei. Er hat einen Pilotenschein, ist oft mit kleinen Sportflugzeugen unterwegs. Im Internet gehört er zu einer internationalen Gemeinde Flugbegeisterter, die auf dem Bildschirm eine virtuelle Airline führen. Der Wirtschaftsspezialist hat sich spät entschieden, sein Hobby zum Beruf zu machen: Er lässt sich jetzt zum Berufspiloten ausbilden. Den Traum vom Fliegen kann er begraben, wenn er verurteilt wird.

"Das wäre verheerend", sagte sein Anwalt Rüdiger Spormann gestern in Rostock. Weil er dort bei Gericht zu tun hatte, kennt er die neuen Beweise, die die Staatsanwaltschaft dem Ermittlungsrichter vorgelegt hat, nur aus dem Haftbefehl. "Die Kriminaltechniker haben offenbar Brandbeschleuniger entdeckt, die zu dem passen, was im Auto meines Mandanten gefunden wurde." Bewerten will Spormann das erst, wenn er die Akte kennt.

"Unfassbar", sagte ein Bekannter, als er von M.s Verhaftung erfuhr. Philipp M. sei nett und freundlich, "fast ein bisschen unscheinbar", und dabei vor allem "ein sehr nüchterner, sachlicher Typ", der gerne mal ein Schwätzchen halte und keineswegs ständig über seinen Feuerwehrjob rede. Schon als Student habe er eine Vorliebe für schnelle Autos gehabt, sei aber "alles andere als ein Angeber".

Brandstifter unter den Mitgliedern einer Freiwilligen Feuerwehr sind so selten nicht. Die einen wollen sich als Held beweisen, andere suchen bloß Aufmerksamkeit. Berufsfeuerwehrleute ahnen noch ein weiteres Motiv: "Die Freiwilligen üben regelmäßig die dramatischsten Einsätze, und im Ernstfall sind dann bloß Ölspuren abzustreuen. Möglich, dass es Leute gibt, die das frustriert." Und: In den freiwilligen Wehren verbringt man längst nicht so viel Zeit miteinander wie in der Berufsfeuerwehr - dort würden solche Typen spätestens bei der alltäglichen Arbeit auffallen.

(RP)
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