Auftritt in Düsseldorf "Erdogan soll einen, nicht spalten"

Düsseldorf · Düsseldorfer Landes- und Kommunalpolitiker blicken dem Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan am kommenden Sonntag im ISS Dome mit gemischten Gefühlen entgegen.

 Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist besorgt.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist besorgt.

Foto: AP, AP

Peter Preuß, innenpolitischer Sprecher der CDU im Landtag, erinnert sich an Erdogans Wahlkampfauftritt in Köln vor drei Jahren: Damals hatte der türkische Regierungschef an seine in Deutschland lebenden Landsleute appelliert, sich nicht zu assimilieren und betont, "Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

"Diese Äußerung hatte mit Integrationspolitik nichts zu tun, im Gegenteil", sagt Preuß. Erdogan solle seinen hier lebenden Landsleuten vielmehr klar machen, dass sie alles tun müssten, um sich zu integrieren und vor allem die deutsche Sprache zu lernen. Dabei spielten die Elternhäuser eine große Rolle. "Dort wird die Basis gelegt für die spätere Bereitschaft, sich ausbilden zu lassen", so Preuß.

"Integration im Mittelpunkt"

"Erdogan soll einen, nicht spalten", sagt Karin Kortmann, Chefin der Düsseldorfer Sozialdemokraten und frühere Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium. Sie ist überzeugt, dass der türkische Regierungschef in Düsseldorf deutlich milder argumentieren werde als in Köln: "Die Bemühungen um den EU-Beitritt der Türkei sind so weit fortgeschritten, dass er am Sonntag mit Sicherheit das Thema Integration in den Mittelpunkt seiner Rede stellen wird." Erdogan werde an seine hier lebenden Landsleute appellieren, sich zu integrieren und gute Staatsbürger zu sein, ohne ihre türkische Identität aufzugeben.

"Viele Türken, die in Deutschland leben, betonen, dass Erdogan ihr Regierungschef sei und nicht Merkel", sagt Grünen-Landeschefin Monika Düker. Die Zahl der Integrationsverweigerer liege dennoch im Promillebereich. Deshalb sei es auch an den Deutschen, dafür zu sorgen, dass sich Zugewanderte "hier heimisch fühlen". Dazu gehöre Chancengleichheit bei Bildung und Ausbildung, aber auch ein starkes Signal wie die Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft.

"Ich habe das Gefühl, dass die meisten hier lebenden Türken sich selbstverständlich zum deutschen Staat bekennen", sagt Robert Orth (FDP). Er wünsche sich von Erdogan aber einen klaren Appell, die deutsche Sprache zu lernen. Gegen die doppelte Staatsbürgerschaft hat er ebenso wenig Bedenken wie Preuß. Kortmann erinnert jedoch daran, dass dies bisher stets an der Türkei gescheitert sei.

(RP)
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