Auszeichnung für Düsseldorfer Fast wie bei einer Oscar-Verleihung

Düsseldorf · Ercan Kara Osman lebt und arbeitet für die europäische Idee. Dafür hat er – wie die Nummer vier der Tennis-Weltrangliste der Damen – in Athen einen Preis bekommen. Der Award geht an Personen, die den Geist Griechenlands in die Welt tragen.

Der Düsseldorfer Ercan Kara Osman wurde in Athen mit dem Argo Award 2022 ausgezeichnet.

Der Düsseldorfer Ercan Kara Osman wurde in Athen mit dem Argo Award 2022 ausgezeichnet.

Foto: Vejnovic/Alexander Vejnovic

Ercan Kara Osman ist gerade aus Athen zurückgekehrt. Dort hat er zusammen mit der Tennisspielerin Maria Sakkari, die auf Platz vier der Weltrangliste steht, und dem Präsidenten der biopharmazeutischen Forschung und Entwicklung bei AstraZeneca, Menelas Pangolos, den Argo Award 2022 erhalten. Der Preis geht an Personen, die den Geist Griechenlands in die Welt tragen. Argo hieß das Schiff, mit dem die Argonauten der griechischen Sage aufbrachen, um das Goldene Vlies zu suchen. „Ich kam mir vor wie bei einer Oscar-Verleihung. Der Metropolit der griechisch-orthodoxen Kirche war anwesend und die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou überreichte uns das vergoldete Schiff“, erzählt Argonaut Osman.

Der Mann mit dem türkischen Namen hat Wurzeln in Griechenland und gehört dort zur Minderheit der muslimisch-türkischen Pomaken. „Das mit der Minderheit ist schon ziemlich kompliziert und wenn ich dann noch erkläre, dass meine Eltern aus Rodopi kommen, sehe ich meist nur Fragzeichen in den Gesichtern“, sagt Osman lachend. Dann erklärt er, dass Rodopi zur Region Ostmakedonien und Thrakien gehört. Geboren wurde er in Krefeld, lebt aber seit seinem zweiten Lebensjahr in Düsseldorf.

Der Vater arbeitete als Stahlarbeiter bei Mannesmann, die Mutter kümmerte sich um Ercan und seine drei Geschwister. In den Schulferien ging es oft nach Rodopi. „Immer wieder besprachen meine Eltern, dass sie gerne zurückgehen würden. Ich weiß noch, dass ich in der Grundschule regelrecht Panik davor hatte. Ich konnte ja gar kein Griechisch“, erinnert sich Osman. Doch wie bei so vielen Migrantenfamilien entschieden sich die Eltern dafür zu warten, bis auch das jüngste Kind sein Abitur hatte, dann kamen die ersten Enkelkinder und sie blieben.

Ercan Kara Osman lebt und arbeitet für die europäische Idee. Er besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft, studierte BWL an der Fachhochschule in Düsseldorf und gründete zusammen mit einem „Landsmann“ aus Rodopi das Unternehmen Rodopi, das in mehr als 33 Ländern in Sachen Korrosionsschutz unterwegs ist. „Wir arbeiten in Werften, haben vergangenes Jahr den Gasometer in Oberhausen mitsaniert, aber unser Hauptgeschäft ist die Montage und Reparatur von Windturbinenblättern“, berichtet Osman, der in Oberrath mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt – direkt am Aaper Wald, der zu seinen Lieblingsorten zählt.

Wo bin ich zu Hause? Das hat sich der griechisch-türkischstämmige Deutsche oft gefragt. Heute weiß er: Beide Länder haben einen festen Platz in seinem Herzen. Um seinen Familienangehörigen und der Bevölkerung im strukturschwachen Rodopi zu helfen, gründete er im Jahr 2019 in der Stadt Xanthi ein Schulungszentrum, an dem Gabelstaplerfahrer und Portalkranführer ausgebildet werden. Das Schulungszentrum ließ Osman nach den Standards der Global Wind Organisation (GWO) zertifizieren – da schlug die deutsche Gründlichkeit durch.

Das Ausbildungsprogramm umfasst die Reparatur von Rotorblättern, das Arbeiten in der Höhe, aber auch in Behältern, Silos und in engen Räumen. Es gibt Module in der Gerüstnutzung, im Gehörschutz, im Atemschutz, aber auch im Retten aus Höhen und Tiefen. „Die Männer, die auf Montage gehen, sind oft als Industriekletterer in mehr als 150 Metern Höhe unterwegs oder müssen in Werften unter Wasser arbeiten. Da sind hohe Sicherheitsstandards lebenswichtig. Alle unsere Mitarbeiter sind hier in Deutschland zu deutschen Lohnstandards angestellt. Denn nur so können die Familien in ihren Heimatländern zu Wohlstand kommen“, erläutert Osman.

Weg aus Düsseldorf – das kam für Ercan Kara Osman nie in Frage. „Das rheinische Naturell ist mir ans Herz gewachsen. Außerdem haben wir hier in Düsseldorf eine der größten griechischen Gemeinden“, sagt Osman. So holte er die Hauptverwaltung seines Unternehmens ein Jahr nach der Gründung 2007 nach Düsseldorf. Nicht nur, weil er seine Heimatstadt liebt, sondern auch wegen der Nähe zum Flughafen. Denn hier müssen regelmäßig Projektmanager und Techniker abgeholt werden. Oder er fliegt selbst nach Griechenland oder Portugal, wo seine Firma aktuell ein zweites Schulungszentrum aufbaut.

Ercan Kara Osman sieht sich als Kind einer klassischen Migrantenfamilie, die alles für die Bildung ihrer Kinder getan hat und freut sich darüber, dass seine Eltern stolz auf ihn sind – nach der Preisverleihung noch einmal mehr.

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