Düsseldorferin überlebt Erdbeben auf Lombok „Ich dachte, jetzt ist es vorbei“

Düsseldorf · Melanie Düing feiert künftig zweimal im Jahr Geburtstag: Sie war gerade auf Lombok, als die indonesische Ferieninsel von einem schweren Erbeben erschüttert wurde. Nur mit Glück blieb die Düsseldorferin unverletzt.

 Zerstörte Häuser nach einem Erdbeben auf Lombok.

Zerstörte Häuser nach einem Erdbeben auf Lombok.

Foto: dpa/Tatan Syuflana

Plötzlich bebt die Erde. Bestimmt 20 Sekunden lang, vielleicht auch länger, erinnert sich Melanie Düing. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Neben ihr ruft jemand: „Raus, raus, alle raus.“ Die Düsseldorferin springt auf und rennt los. Nur weg von hier, hinaus auf die Straße, wo ihr nichts auf den Kopf fallen kann. „Ich habe Panik bekommen.“ Teile der Deckenverkleidung stürzen herab und zerschellen auf dem Boden. „Ich dachte, jetzt ist es vorbei“, erzählt Düing am Dienstag, zwei Tage nach dem schweren Erdbeben der Stärke sieben auf der indonesischen Ferieninsel Lombok, bei dem mehr als 100 Menschen starben.

Die junge Frau wartet am Flughafen in Jakarta auf ihren Heimflug und berichtet unserer Redaktion am Telefon vom Sonntagabend. Die 32-Jährige hatte Glück: Sie schaffte es nach draußen und erreichte unverletzt den Platz vor dem Restaurant. Genauso wie alle anderen aus ihrer Gruppe. Gemeinsam waren sie eine Woche lang durch Bali gereist und am Sonntag nach Lombok geflogen. Sie besichtigten Dörfer und Tempel, gingen zum Strand und bewunderten den Sonnenuntergang. Es sei ein schöner Tag gewesen, den die 18-köpfige Reisegruppe mit einem gemeinsamen Abendessen habe ausklingen lassen wollen, erzählt die Düsseldorferin. Aber dann zitterte der Boden: „Diese 20 Sekunden werde ich mein Lebtag nicht vergessen.“

 Die Düsseldorferin Melanie Düing während ihres Urlaubs in Indonesien - vom Erdbeben ahnte sie da noch nichts.

Die Düsseldorferin Melanie Düing während ihres Urlaubs in Indonesien - vom Erdbeben ahnte sie da noch nichts.

Foto: Melanie Düing

Und nach 20 Sekunden sollte der Schrecken noch nicht vorbei sein: Mehrere Nachbeben folgten, die indonesischen Behörden gaben eine Tsunami-Warnung heraus - sie wurde zwar später wieder aufgehoben, aber das war zunächst nicht absehbar. „Es herrschte Chaos, viele schrien, wir hatten Angst und wollten weg vom Strand“, berichtet Düing. Ihr Reiseführer und ihr Busfahrer hätten sie deshalb ins Landesinnere gebracht. Die Straßen seien voller Autos gewesen. Alle hätten sich ins Sicherheit bringen wollen. Irgendwann hätten sie das Hotel erreicht - es sei schwer beschädigt gewesen. „Die Lobby gab es nicht mehr, sie war komplett eingestürzt.“ In kleinen Gruppen hätten sie sich ins Gebäude gewagt, ihre Reisepässe und Koffer geholt. Aber dort hätten sie nicht bleiben können. „Das Hotel war unbewohnbar.“

Ein Mitarbeiter des Reiseveranstalters habe sie mit nach Hause genommen. „Niemand wollte drinnen schlafen.“ Aus Angst vor einem weiteren Erdbeben. Sie hätten deshalb im Vorgarten übernachtet, unter freiem Himmel. „Dort habe ich mich relativ sicher gefühlt, weil nichts in der Nähe war, was einstürzen konnte.“ Decken und Kissen hätten sie von ihren Gastgebern bekommen, auch Getränke und Essen. „So eine Gastfreundlichkeit habe ich noch nie erlebt“, berichtet Düing. „Unser Reiseführer hat sich um uns gekümmert, als wären wir seine Kinder.“

Es sei eine kurze Nacht geworden. „Wir haben kaum geschlafen.“ Am Morgen hätten sie lange nicht gewusst, wie es weitergeht. Aber plötzlich hätte der Reiseveranstalter Tickets für einen Rückflug organisiert. „Am Flughafen war die Hölle los. Alle Touristen wollten von der Insel.“ Irgendwann am Abend hätten sie schließlich im Flugzeug gesessen und seien nach Bali geflogen. Dort hätten sie in einem Hotel übernachtet, am nächsten Tag sei es weiter nach Jakarta gegangen. Von dort flog Düing am Dienstag zurück nach Düsseldorf. Am Samstag, einen Tag vor dem Erdbeben, hatte sie ihren 32. Geburtstag gefeiert. „Jetzt habe ich zweimal im Jahr Geburtstag.“

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