Studenten-Netzwerk Anschluss im Auslandssemester

Das Erasmus-Student-Network hilft ausländischen Studenten bei Problemen und unterstützt sie, sich im Alltag des Gastlandes zurechtzufinden.

 Erasmus-Mentorin Lea (rechts) unterstützt Sine nicht nur beim Start an der Uni, sondern zeigt ihr auch Düsseldorf.

Erasmus-Mentorin Lea (rechts) unterstützt Sine nicht nur beim Start an der Uni, sondern zeigt ihr auch Düsseldorf.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Als die 21-jährige Türkin Sine am 2. Oktober in mit etwas Verspätung Deutschland landete, war sie plötzlich ohne Wohnung. Denn die Hausverwaltung ihres Studentenwohnheims hatte bereits geschlossen, sodass die Studentin nicht mehr ihren Schlüssel abholen konnte. Durch den Tag der Deutschen Einheit am nächsten Tag musste sie sogar zwei Nächte überbrücken, bis sie endlich in ihr Zimmer durfte. Wo also bis dahin bleiben? Für solche Fälle gibt es das Erasmus Student Network (ESN), eine Gruppe von Studenten, die Austauschstudenten unterstützt.

„Ich brauche Hilfe“ – mit dieser Nachricht wandte sich Sine am Abend ihrer Ankunft an Lea. Bis dahin kannten sich die beiden nur aus diversen Chats über WhatsApp, aber noch nicht persönlich. Denn Lea ist Sines Mentorin. Jeder Erasmus-Student bekommt auf Wunsch einen deutschen Ansprechpartner zugeteilt, der ihm alle großen und kleinen Fragen beantwortet und auch bei der Eingewöhnung hilft. „Wir sind der erste Kontakt abseits der Universität für die Austauschstudenten“, sagt Lea, die gleichzeitig auch Präsidentin des Düsseldorfer ESN ist.

So nahm die ebenfalls 21-jährige Düsseldorferin kurzerhand die gestrandete Sine bei sich zu Hause auf und bot ihr ein Bett, bis sie endlich die Schlüssel für ihr Wohnheim bekam. „Ohne Lea wäre ich sicher verloren gewesen“, sagt Sine. Aber nicht nur das: Lea nutzte auch die ersten Tage, um Sine Düsseldorf zu zeigen, eine Kostprobe der deutschen Küche zu liefern und vor allem, um ihr Gesellschaft zu leisten. Denn die Mentoren sehen sich nicht bloß als Dienstleister bei Fragen und Problemen, sondern als Begleiter während des gesamten Auslandssemesters. Nicht selten entsteht daraus eine Freundschaft, die auch nach der Heimreise noch Bestand hat.

Das ist auch einer der Gründe für Lea, sich ehrenamtlich beim ESN zu engagieren. „Man sammelt Freunde überall in Europa“, erzählt sie. Sie selbst plant, später auch ins Ausland zu gehen. „So lerne ich den internationalen Spirit schon jetzt ein wenig kennen“, sagt sie. Doch ihr Engagement als Mentor habe auch dazu geführt, dass sie Düsseldorf besser kennengelernt habe.

Denn regelmäßig organisieren die Ehrenamtlichen des ESN Veranstaltungen wie Stammtische, Ausflüge in Museen oder das Umland sowie diverse Freizeitaktivitäten wie Fußball. Das lenkt nicht nur vom Heimweh ab, sondern erleichtert den Austauschstudenten auch das gegenseitige Kennenlernen. „Durch den ESN habe ich schon viele Freunde kennengelernt“, erzählt Sine.

Doch in den ersten Wochen sind es vor allem viele größere und kleinere Herausforderungen des Alltags, in denen Sine Leas Hilfe braucht. „Ich habe eigentlich ständig Fragen“, sagt sie. Denn viele Dinge, die Einheimischen als Kleinigkeit erscheinen, stellen sie vor Probleme. Angefangen vom Ummelden im Bürgerbüro bis hin zur Steueridentifikationsnummer, die Sine bei der Eröffnung ihres Bankkontos angeben sollte. Auch das Einschreiben für ihre Soziologieseminare an der Universität war für sie nicht unbedingt selbsterklärend.

Abgesehen davon hat sich Sine nach ihren ersten Wochen schon gut in Düsseldorf eingelebt. Einziger Wermutstropfen ist das Klima, das trotz der warmen Tage in den vergangenen Wochen nicht mit ihrer Heimat Izmir mithalten kann. „Es ist schon sehr kalt hier“, sagt sie. Und manchmal vermisst sie das Essen aus der Heimat. Ansonsten fühlt sich die Studentin sehr wohl in der Landeshauptstadt und freut sich darauf, nach dem deutschen Behördendschungel auch das Studentenleben kennenzulernen.

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