OB-Wahl in Düsseldorf Eon-Manager tritt für SPD an

Düsseldorf · Der 49-jährige Thomas Geisel ist der Oberbürgermeister-Kandidat der Düsseldorfer Sozialdemokraten und fordert Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) heraus. Der fünffache Vater ist in Schwaben geboren und gibt sich äußerst kämpferisch.

Mehr als ein Jahr vor der Oberbürgermeister-Wahl hat sich die Düsseldorfer SPD auf einen Kandidaten festgelegt: Sie geht mit Thomas Geisel (49) ins Rennen um das höchste Amt im Düsseldorfer Rathaus.

Studium in den USA

Der Herausforderer von OB Dirk Elbers (CDU) ist Jurist, hat in den USA studiert, für die Treuhandanstalt in Berlin und in London für den Energiekonzern Enron gearbeitet. Seit 13 Jahren ist Geisel Manager bei Eon-Ruhrgas, hört dort jedoch Ende des Monats auf und wechselt in die Selbstständigkeit.

Vor allem aber will sich der gebürtige Schwabe, der seit zehn Jahren mit seiner Familie in Düsseldorf lebt, auf den Wahlkampf konzentrieren. Der sei ihm "in die Wiege gelegt" worden: Sein Vater saß 24 Jahre für die SPD im baden-württembergischen Landtag.

Scharfe Kritik an Elbers

Der Wahlkampf hat für ihn jetzt begonnen. Geisel spart nicht mit klarer Kritik an der derzeitigen Stadtspitze: "Man hat den Eindruck, es ist eine Episode aus Pleiten, Pech und Pannen", sagt er und attestiert Elbers "Unvermögen". Die Reaktion auf die Facebook-Einträge einiger Feuerwehrleute sei völlig überzogen gewesen, die Suche nach einem neuen Intendanten für das Schauspiel eine "Provinzposse". Elbers setze keine eigenen Impulse, verwalte nur den Nachlass seines Vorgängers.

Persönlich kennengelernt hat Geisel den Rathaus-Chef noch nicht, auch sonst ist er kommunalpolitisch in Düsseldorf noch ein unbeschriebenes Blatt. Was im Rathaus passiert, verfolgt er offenbar genau - und wird sicherlich von Parteichef Andreas Rimkus gut mit verbaler Munition versorgt.

Rimkus ist sichtlich stolz, als er in der Parteizentrale den Kandidaten präsentiert, den eine Findungskommission aus den Spitzen von Partei und Ratsfraktion ausgesucht und dem Parteivorstand vorgeschlagen hat. Der wurde am späten Donnerstagabend nach der Ratssitzung informiert und stimmte zu. Gestern Abend stellte sich Geisel im Unterbezirksausschuss der Basis vor. Rimkus ist ein Coup gelungen. Denn über Wochen schaffte er es, den Namen geheim zu halten. Dass es ein Mann aus der Wirtschaft sein würde, war bekannt. "Wir wollen in dieser Stadt wieder ein Gleichgewicht schaffen zwischen wirtschaftlicher Kompetenz und sozialer Gerechtigkeit", so Rimkus.

Das will auch Geisel, der Mitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist, sich bei der Arbeiterwohlfahrt sowie als Presbyter der Kreuzkirchengemeinde und beim evangelischen Kirchenkreis engagiert. Einen langen Atem hat er auch: Er spielt Querflöte und läuft Marathon. Am nächsten Wochenende geht er in Düsseldorf an den Start. Beim Laufen wie in der Politik setzt Geisel auf Sieg: "Ich glaube, dass ich von der Ausbildung, dem Beruf und der Erfahrung her der richtige Mann bin." Düsseldorf brauche einen OB, der den sozialen Zusammenhalt in der Stadt stärke und nicht die Spaltung verstärke.

Elbers gab sich gestern trotz der Kritik gelassen: "Ich kenne ihn nicht, sicherlich werden wir uns bald begegnen." Die Personalie wollte er nicht im Detail kommentieren. Er wundere sich jedoch schon, dass die SPD "nach fast sechs Jahren und der letzten Schlappe niemanden nimmt, der die Stadt kennt und sich mit ihr aktiv politisch auseinandergesetzt hat". Das sei für das Amt des OB jedoch unabdingbar.

Grüne finden Entscheidung "mutig"

"Mutig" findet es auch Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski, "dass es jemand ist, der nicht so bekannt ist". Einer seiner Fraktionskollegen spricht sogar von einem "Fehler". Die Grünen werden genau beobachten, wie sich Geisel energiepolitisch aufstellt. "Wenn er die Energiewende zurückdrehen will, kriegt er mit uns richtig Ärger", sagt Czerwinski. Die Grünen, potenzieller Bündnispartner der SPD, wollen auf jeden Fall mit einem eigenen Kandidaten in den OB-Wahlkampf gehen. Mit wem, entscheidet sich nach der Bundestagswahl.

"Ich kenne ihn nicht, das hört sich aber alles erst mal gut an", sagt CDU-Fraktionschef Friedrich G. Conzen. In der SPD-Ratsfraktion habe niemand solch ein Format. Das kann FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus wiederum nicht bei Geisel erkennen: "Er wirkt blass wie der klassische SPD-Funktionär. Und er kann alles, außer rheinisch."

(jco)
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