Energiekrise in Düsseldorf Der Boom bei Solaranlagen für die Steckdose

Düsseldorf · Auch Mieter können selbst Strom produzieren. Welche Vorgaben und Förderungen es in Düsseldorf gibt, und unter welchen Umständen sich die Balkonkraftwerke lohnen.

 Sogar Mieter können auf dem Balkon Solarstrom erzeugen, Paneelen wie diese können in die Steckdose gestöpselt werden. Die Netzgesellschaft warnt, keine haushaltsübliche Steckdose zu nutzen.

Sogar Mieter können auf dem Balkon Solarstrom erzeugen, Paneelen wie diese können in die Steckdose gestöpselt werden. Die Netzgesellschaft warnt, keine haushaltsübliche Steckdose zu nutzen.

Foto: dpa-tmn/Laura Ludwig

Im Zuge der Energiekrise wollen mehr und mehr Verbraucher selbst zum Produzenten von Strom werden. In besonderem Maße steigt die Nachfrage nach so genannten Balkonkraftwerken, wie etwa die Verbraucherzentrale bestätigt. Steckerfertige Solarmodule (bis 600 Watt Leistung) können zum Beispiel auch Mieter vor ihrer Wohnung anbringen und in die Steckdose stecken.

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Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Doch was so einfach klingt, ist im Detail doch schwer zu durchdringen. Dabei geht es weniger um die Frage, ob sich das überhaupt lohnt. Denn solange ein guter Platz mit viel Sonnenlicht gefunden wird, kann sich das rentieren, nicht nur im Hinblick auf weniger ausgestoßenes CO2, sondern auch im Hinblick auf die Stromrechnung.

Die Verbraucherzentrale rechnet für ein Standardsolarmodul mit 380 Watt Leistung an einem verschattungsfreien Südbalkon vor, dass etwa 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr genutzt werden können. Bei einem Strompreis von 33 Cent kommt eine jährliche Ersparnis von rund 66 Euro zustande. Nach Angaben der Verbraucherzentrale kostet ein Stecker-Solargerät mit Standard-Modul zwischen 350 und 600 Euro.

Noch nicht in dieser Kalkulation steckt die mögliche Förderung der Stadt, die 50 Prozent der Kosten übernimmt, maximal 400 Euro. Immer beliebter wird diese Hilfe, wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilt. Gingen 2021 für das Gesamtjahr 26 Anträge ein, waren es im ersten Halbjahr 2022 bereits 59 Anträge. Der Sprecher rechnet für eine Anlage für 750 Euro inklusive Montagekosten durch einen Elektrofachbetrieb vor: „Durch die gestiegenen Strompreise ist inklusive der aktuellen Förderung eine Amortisierung bereits nach vier Jahren gegeben. Die Investition in eine Balkon-Solaranlage ist damit ein sehr lohnendes Klimaschutzprojekt, das hilft die Nebenkosten im Haushalt zu senken.“

Voraussetzung für die Förderung ist laut Stadt, dass die „Vorgaben des Netzbetreibers zur Anmeldung einer steckerfertigen PV-Anlage eingehalten“ werden. Und die sind bei der Düsseldorfer Netzgesellschaft recht streng. So muss die Anmeldung von einem Fachbetrieb unterzeichnet werde. Auf der Internetseite beantwortet die Netzgesellschaft, ob vor der Inbetriebnahme ein Elektriker hinzugezogen werden muss, eindeutig mit „ja“.

Für Ärger sorgt das bei einem Nutzer von Balkonkraftwerken, der sich an unsere Redaktion gewandt hat: „Natürlich darf am Stromnetz nicht gepfuscht werden, doch ist das Schikane und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Energiewende gebremst wird.“ Er verweist auf Hilden, wo es diese strengen Vorgaben nicht gibt. Tatsächlich ist dort die Anmeldung auch ohne Unterschrift eines Fachunternehmens möglich. Eine Sprecherin sagt allerdings auf Nachfrage, dass das Hinzuziehen eines Elektrikers dringend empfohlen sei, und das Balkonkraftwerk nicht in einer normalen Steckverbindung („Schuko“) betrieben werden sollte. Und für den Austausch der Steckdose ist wiederum ein Elektriker verpflichtend hinzuzuziehen.

Einigkeit herrscht bei Experten nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie beispielsweise sieht je nach verwendetem Gerät und bis zu 600 Watt Leistung keine Notwendigkeit, einen Schukostecker auszutauschen oder einen Elektriker hinzuzuziehen. Wer in Düsseldorf jedoch die Förderung abgreifen will, muss sich an die Vorgaben der Netzgesellschaft halten.

Und die besagen: „Wenn ein vorhandener Stromkreis genutzt werden soll, muss eine Elektrofachkraft prüfen, ob die Leitung für die Einspeisung ausreichend dimensioniert ist.“ Sonst könne sogar ein Brand drohen. Und weiter: „Der normativ geforderte Austausch der Haushaltssteckdose gegen eine spezielle Energiesteckdose, aber auch eine feste Installation muss durch eine Elektrofachkraft ausgeführt werden.“

Kein Geheimnis ist, dass die allermeisten Balkonkraftwerke trotz Pflicht nicht angemeldet werden. In Düsseldorf weisen schon die niedrigen Anmeldezahlen bei der Netzgesellschaft darauf hin. Nach Angaben der Stadtwerketochter gab es in der ersten Jahreshälfte 13, im gesamten Vorjahr 24. E

in Sprecher sagt dazu: „Vor diesem Hintergrund weisen wir erneut darauf hin, dass auch diese Kleinstanlagen angemeldet werden sollten. Wir raten aus Sicherheitsgründen dazu, dass sich die Kunden an die Vorgaben halten.“

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