Schwerer Unfall 2005 Eltern verklagen Rheinbahn

Düsseldorf · Ihre damals elfjährige Tochter war 2005 unter einen Zug der Linie U 74 geraten und hatte ein Bein verloren. Jetzt verlangen die Eltern Schmerzensgeld. Das Verkehrsunternehmen will nicht zahlen, es holt ein neues Gutachten ein.

 Der schreckliche Unfall am Luegplatz beschäftigt das Gericht.

Der schreckliche Unfall am Luegplatz beschäftigt das Gericht.

Foto: RP, Thomas Busskamp

Mehr. als dreieinhalb Jahre nach einem tragischen Bahnunfall am Luegplatz in Oberkassel fordern die Eltern des verunglückten Mädchens Schadenersatz und Schmerzensgeld von der Rheinbahn. Darüber informierte der Vorstandsvorsitzende des Verkehrsunternehmens, Dirk Biesenbach, gestern den Aufsichtsrat. Nach RP-Informationen bewegt sich die Summe im sechsstelligen Bereich.

Ein Leben lang gehandicapt

Die damals Elfjährige war Anfang November 2005 auf die Gleise gelaufen, von der U 74 erfasst und unter die Bahn gedrückt worden. Ihr musste ein Bein amputiert werden. Die Argumentation des Anwalts ihrer Eltern: Das Mädchen sei ein Leben lang gehandicapt, müsse befürchten, dass es für sie schwieriger als für andere werde, einen Mann zu finden. Außerdem könne sie nicht mehr ihrem Lieblingssport, dem Reiten, nachgehen.

Die Staatsanwaltschaft hatte nach Anzeige der Eltern Ermittlungen gegen den Rheinbahnfahrer sowie gegen "namentlich nicht genannte Rheinbahn-Verantwortliche" eingeleitet. Doch die Ermittler kamen letztlich zu den Schluss, dass weder dem Unternehmen noch dem Fahrer Schuld vorgeworfen werden könne. Die Untersuchungen wurden daraufhin eingestellt — vermutlich nach § 170, Abs2 StPO (wegen mangelnden Tatverdachts).

Die Eltern des verunglückten Mädchens legten dagegen aber Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft (GeStA) ein. Dort wurde nach Prüfung eine Wiederaufnahme der Ermittlungen angeordnet. So sollten weitere Zeugen vernommen sowie ein weiteres Gutachten (zur Zeit-Wege-Berechnung) eingeholt werden.

Beides hat der zuständige Staatsanwalt Johannes Mocken inzwischen veranlasst, die Ergebnisse liegen dort jetzt vor. Im Zuge des Zivilverfahrens, das die Eltern gegen die Rheinbahn angestrengt haben, habe der Rheinbahn-Anwalt allerdings inzwischen angekündigt, dass das Verkehrsunternehmen nun ein eigenes Gutachten einholen werde. Da dies aber noch nicht vorliegt, blieben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vorerst in der Schwebe.

Der Unfall hatte seinerzeit eine breite Diskussion über die Sicherheit von Fußgängern auf der Luegallee, aber auch an anderen Stellen in der Stadt, ausgelöst. Eine Bürgerinitiative hatte 9000 Unterschriften für mehr Sicherheit auf der Luegallee gesammelt. Sie, Anwohner und die Rheinbahn diskutierten Sicherheitsmaßnahmen für die Haltestelle Luegplatz; auswärtige Experten wurden gehört.

Nach den Sommerferien wurden die Gehwege an den Übergängen um zwei Meter in den Straßenraum gezogen und abgepollert, die Aufstellflächen neben dem Gleiskörper um 50 Zentimeter verbreitert. Das heißt: Die Bereiche, auf denen Fußgänger stehen, wenn sie auf grünes Licht warten, wurden vergrößert — sowohl in der Mitte der Straße, auf der Seite der Gleise, als auch auf den Bürgersteigen. Dadurch wurden Fahrbahn und Parkstreifen an diesen Stellen etwas enger.

Die veraltete Ampelanlage wurde erneuert, die Ampelschaltungen wurden so verändert, dass Fußgängern mehr Zeit bleibt, Straße und Gleise zu überqueren. Die Kosten für die Erneuerungen betrugen 712.000 Euro. Und kürzlich wurden außerdem Piktogramme auf den Übergängen angebracht.

(RP)
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