Elternkolumne Mit Kinderaugen durch die Großstadt

Elternkolumne Falschparker behindern die Sicht. Marcel Scherrer fordert mehr Rücksicht von Autofahrern und mehr Ideen von der Politik.

Mit meinem fünfjährigen Sohn übe ich, wie er den Weg zur Kita sicher durch den Straßenverkehr meistert. Leider muss ich feststellen, dass dies durch falsch geparkte Autos in Kreuzungen oft zu einem gefährlichen Unterfangen wird. Mein Sohn kann nicht über die Autos schauen und muss oft fast bis zur Straßenmitte gehen, bis er die Fahrbahn überblicken kann. Teilweise stehen Autos an der Kreuzung Stoßstange an Stoßstange, so dass er mit Roller oder Rad nicht an den Falschparkern vorbei kommt.

Als Jugendamtselternbeirat hören wir aus mehreren innerstädtischen Bezirken das Problem, dass sich Fußgänger zwischen Falschparkern einen Weg über die Straße suchen müssen. Ich wünsche mir von den lokalen Verkehrsplanern und Politikern andere Verkehrskonzepte, die es mehr Menschen ermöglichen, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Dass dies bereits möglich ist, lebe ich selbst. Vor einigen Jahren habe ich mein Auto verkauft und nutze seither mein Fahrrad, den öffentlichen Nahverkehr und bei Bedarf Carsharing. Auch im Bekanntenkreis gibt es einige Familien, die ohne Auto gut zurecht kommen. Dies ermutigt mich, dass es perspektivisch möglich sein müsste, dass weniger Autos unsere Stadt zuparken. Kurzfristig wünsche ich mir von Autofahrern mehr Rücksicht, wenn sie ihr Gefährt aus Verzweiflung an Kreuzungen abstellen und damit die sichere Überquerung der Straßen durch Fußgänger gefährden. Denn während ich meinen Sohn noch begleite und für seine Sicherheit sorgen kann, ist meine neunjährige Tochter auf ihrem Schulweg alleine unterwegs. Auch sie kann nicht über jedes Auto blicken und wird durch regelwidrig abgestellte Pkws gefährdet. Ich halte es für ein gutes Recht unserer Kinder, sich sicher durch eine familienfreundliche Stadt zu bewegen. Die eigenverantwortliche Mobilität der Kinder, Freunde zu besuchen oder einem Hobby nachzugehen, sind erste Schritte in ein selbstbestimmtes Leben. Diese Selbständigkeit sollten wir unseren Kindern nicht verstellen.

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