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Düsseldorf Eklat um jüdischen Gedenkort

Düsseldorf · Jüdische Gemeinde reagiert schockiert auf Widerstand von Hochschul-Mitarbeitern.

 In den Viehtrögen wuschen Eltern ihre Kinder.

In den Viehtrögen wuschen Eltern ihre Kinder.

Foto: hochschule

Wie man auf dem neuen Campus der Hochschule Düsseldorf in Derendorf der 5900 Juden gedenken sollte, die die Nazis dort zwischen 1941 und 1945 zusammenpferchten und dann in die Ghettos und Vernichtungslager deportierten, hat eine heftige Debatte ausgelöst.

Der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise, hat entrüstet darauf regiert, dass Bibliotheks-Mitarbeiter wegen "seelischer Belastung" das Aufstellen von Viehtrögen an ihrem neuen Arbeitsplatz in der alten Viehhalle ablehnen: "Man kann die Entscheidung nicht vom mimosenhaften Gebaren einiger Mitarbeiter abhängig machen. Die Symbolik mit den Trögen in der Bibliothek ist mit Bedacht gewählt". Zudem hat Szentei-Heise ein Problem damit, "wenn die Enkel der Täter jetzt Mitgefühl einfordern, das man den Juden damals auch nicht entgegenbrachte",

Auf dem ehemaligen Schlachthof- und Schlösser-Areal in Derendorf entsteht zurzeit für 254 Millionen Euro der Neubau der Hochschule Düsseldorf. In dem inzwischen kernsanierten Schlachthof sollen Bibliothek, IT-Abteilung und ein Erinnerungs- und Gedenkort untergebracht werden. Im Zuge dessen will die Hochschule in der Bibliothek statt eines Bücherregals originale Wassertröge aufbauen, aus denen ursprünglich das Schlachtvieh trank und in denen jüdische Familien laut Zeitzeugen während der NS-Zeit ihre Kinder und ihr Gepäck ablegten oder ihre Kinder wuschen.

"Mitarbeiter der Bibliothek haben aber ihre Bedenken darüber ausgedrückt. Der Ballast der Geschichte ist für einige Menschen emotional schwierig, wenn er täglich präsent ist", so Hochschulsprecherin Simone Fischer. Daher führe man nun Gespräche zum Standort der historischen Installation, auch die Bibliothek sei weiterhin denkbar.

Burkhard Hirsch, Vorsitzender des Hochschulrates, kann den Widerstand der Mitarbeiter nicht nachvollziehen. "Die Tröge zeigen eindringlich, dass die Nazis Menschen wie Tiere behandelten und sollten an ihrem ursprünglichen Ort gezeigt werden", meint der ehemalige FDP-Spitzenpolitiker, NRW-Innenminister und Bundestagsvizepräsident. Hirsch habe mit den Betroffenen vor Ort gesprochen: "Eine Mutter sagte, dass sie den Anblick psychologisch nicht ertragen könne, eine andere Mitarbeiterin sagte, dass die Installation wegen der zu erwartenden Besucher den Betrieb stören würde."

Diese Einwände will Hirsch nicht gelten lassen: "Unsere Gesellschaft hat versprochen, niemals zu vergessen! Wenn einer sich nicht erinnern will, dann will er das, was passiert ist, aus seinem Gedächtnis löschen. Das können wir nicht zulassen. Sogar dem Bundespräsidenten gefällt unsere Idee."

(semi)
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