Limousine ruiniert Eitler Pfau geht auf Spiegelbild los

Düsseldorf · Weil er seine Spiegelung im Hochglanzlack einer Limousine für einen Konkurrenten hielt, attackierte ein liebestoller Pfau kurzerhand das teure Gefährt. Jetzt verhandelt das Amtsgericht den tierischen Fall - denn es ist fraglich, wem der Übeltäter gehört.

Liebeskranker Pfau attackiert Limousine
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Gutsbesitzer Heinrich Görsmeyer kennt seinen Pfau seit sechs Jahren. Einen Namen hat sein prächtiger Hühnervogel zwar nicht, aber "der läuft nicht oben an der Straße herum!" Da ist sich der 74-jährige Eigner von Gut Grütersaap nahe dem Segelflugplatz im Aaper Wald ganz sicher. Außerdem hält er seinen blauen Pfau nicht für so einfältig, dass der auf sein eigenes Spiegelbild reinfallen würde.

Trotzdem sieht sich Gutsbesitzer Görsmeyer beim Amtsgericht jetzt einer Zivilklage über 2878 Euro plus Anwaltskosten ausgesetzt. Kläger ist die Daimler AG. Einer ihrer Werkswagen war vor mehr als einem Jahr in der Nähe des Gehöfts von einem Pfau angegriffen und beschädigt worden. Dafür gibt es einen Augenzeugen.

Doch ob das wirklich der Görsmeyer-Hahn getan hat, ist unklar. Dass fremde Tiere in der Nähe des Gehöfts ausgesetzt werden - so etwas kennt Heinrich Görsmeyer seit Jahren. "Da", sagt der 74-Jährige plötzlich und zeigt auf eine Gänse-Schar, die gerade über den Hof watschelt: "Die letzte Gans da in der Reihe ist auch nicht von uns. Die ist erst seit ein paar Tagen hier, die muss irgendjemand hier ausgesetzt haben."

Ein naheliegender Gedanke. Immerhin beherbergt Gut Grütersaap auch so exotische Tiere wie Lamas, Strauße und Shetland-Mini-Ponys in friedlicher Eintracht neben Hühnern, Gänsen, Puten, Ziegen und Pferden. Von Katzen ganz zu schweigen. Und so habe sich eines Tages Anfang 2007 plötzlich auch ein zweiter, fremder Pfau auf dem Hof eingefunden. "Wir kriegten den nie in die Finger", erinnert sich der Senior. Und er weiß noch, dass dieses Tier oft und viel auch außerhalb der Hofgrenzen unterwegs gewesen sei. Diesem Fremden traut der Gutsherr die Auto-Attacke schon eher zu.

Tatsächlich hatte ein Passant am 8. Mai 2007 beobachtet, wie ein liebestoller Pfau mit Anlauf und ausgefahrenen Krallen wutentbrannt auf eine geparkte Daimler-Limousine losging, am Lack dann mit den Krallen abrutschte - und dem vermeintlichen Konkurrenten zuletzt noch mit einem Schnabelhieb den Garaus zu machen versuchte. Der Passant informierte den Fahrer des Wagens, einen Mitarbeiter der Daimler AG. Dem war das Auto von der Firma nämlich leihweise überlassen worden.

Eine Nachfrage beim Gut Grütersaap führte zwar zu dem dort ansässigen Pfau - doch dass der Görsmeyer-Vogel der Täter gewesen sein könnte, schloss der Gutsbesitzer rundweg aus. Und weigerte sich, im Rahmen seiner Tierhalterhaftung für den Lackschaden aufzukommen. Ob wohl ein Vogelkundler die beiden Pfauen-Hähne auseinanderhalten, den Täter so ermitteln könnte? Heinrich Görsmeyer winkt ab: "Das kann auch der größte Fachmann nicht!"

Zumal der fremde Pfau für einen Vergleich auch nicht mehr zur Verfügung steht. "Der ist nicht mehr hier", seufzt der Gutsherr. Und fügt achselzuckend hinzu: "Den hat vielleicht der Fuchs geholt." Der Prozess um den Kratzschaden am teuren Neu-Wagen wird trotzdem fortgeführt. Am 22. August (9 Uhr, Saal A 201) will der Richter versuchen, den Pfauen-Fall zu klären.

(RP)
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