Flingern Einsturzgefahr: Haus gesichert

Düsseldorf · Seit Jahren streiten städtische Bauaufsicht und Eigentümer über die Sanierung eines Jugendstilhauses in Flingern. Bislang ohne Ergebnis. Montagabend musste die Feuerwehr einen Balkon abstützen, der nicht mehr sicher ist.

 Mit gelben Pfählen hat die Feuerwehr den Balkon abgestützt. Gestern bauten Handwerker im Auftrag des Bauaufsichtsamts einen Schutztunnel am Haus entlang, um Fußgänger an Birken- und Dorotheenstraße vor abstürzenden Fassadenteilen zu schützen.

Mit gelben Pfählen hat die Feuerwehr den Balkon abgestützt. Gestern bauten Handwerker im Auftrag des Bauaufsichtsamts einen Schutztunnel am Haus entlang, um Fußgänger an Birken- und Dorotheenstraße vor abstürzenden Fassadenteilen zu schützen.

Foto: Andreas Bretz

Als Manfred Lampert 1997 das riesige Jugendstilhaus an der Ecke Birken- / Dorotheenstraße kaufte, hoffte er, mit der Immobilie "einmal meine Rente zu bestreiten". Kürzlich ist der Unternehmer 65 Jahre alt geworden. Doch lukrative Mietverträge in dem Haus, für das er damals zwei Millionen D-Mark zahlte, sind nicht zu erwarten.

Das Dach ist undicht, die Fassade bröckelt und die letzten Mieter sind vor zwei Jahren ausgezogen, weil die Bauaufsicht das Haus für nicht sicher hielt. Montagabend musste sogar die Feuerwehr ran: Vom Balkon waren große Verputzteile abgeplatzt, hätten um Haaresbreite eine Fußgängerin getroffen. Gestern früh zogen Gerüstbauer deshalb einen Schutztunnel am Haus entlang. Im Auftrag des Bauaufsichtsamts sollen sie außerdem ein Gerüst aufstellen. Nachdem noch am Montagabend ein Statiker festgestellt hatte, dass der Balkon "nicht mehr standsicher" ist, "werden wir jetzt das gesamte Haus gründlich prüfen", kündigte Amtsleiterin Ulrike Lappeßen an.

Schikane vom Amt?

Dabei gibt Hausbesitzer Manfred Lampert gerade ihrer Behörde die Schuld daran, dass das einst stolze Gebäude in so schlechtem Zustand ist. "Vier Jahre lag mein Antrag auf Dach- und Fassadensanierung dort, dann wurde er abgelehnt." Die bereits angeschafften neuen Fenster habe er deshalb noch nicht eingebaut. "Das passiert erst, wenn das Gerüst für die Fassadenerneuerung steht." Dass ein Statiker das Haus für unbewohnbar erklärte, hält Lampert schlicht für eine Lüge. "Ich habe ein Gutachten, in dem das Gegenteil steht."

Lampert fühlt sich vom Amt schikaniert, will sogar erfahren haben, dass seine Anträge dort grundsätzlich nicht bearbeitet würden. "So etwas dürfen wir gar nicht", weist Ulrike Lappeßen den Vorwurf zurück, verweist ansonsten auf schwebende Verfahren, zu denen sie sich nicht äußern will. Lampert dagegen schon: Er spricht von 41 Verfahren, die er vor dem Verwaltungsgericht angestrengt habe. "Ich lasse mich von der Stadt nicht in die Knie zwingen", sagt er. Weil ihm in ganz Deutschland weitere 58 — sanierte — Immobilien gehören und er zudem in Spanien eine Ferienanlage betreibt, kann er den finanziellen Verlust verschmerzen; ihm geht es ums Prinzip.

Nachbarn und Geschäftsleuten in Flingern dagegen geht es schon seit Jahren um das unansehnlich gewordene Haus. Die Bezirksvertretung hat erst vorige Woche angefragt, ob die Verwaltung nicht endlich Abhilfe schaffen könne. In der nächsten Sitzung erwarten die Stadtteilpolitiker eine Antwort. Die könnte nach dem gefährlichen Balkon-Vorfall anders ausfallen als noch vor ein paar Wochen. "Wenn durch den Zustand des Hauses die öffentliche Sicherheit gefährdet ist, haben wir andere Möglichkeiten", deutete Lappeßen gestern an.

An der Erkrather Straße hatte die Stadt vor fünf Jahren einen Investor mittels eines Instandsetzungsgebots gezwungen, seine maroden Häuser zu sanieren.

(RP)
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