Digitale Bildung in Düsseldorf Wenn Vater und Tochter gemeinsam programmieren

Düsseldorf · Bei Family-Coding im Kiwifalter ertüfteln Familien, wie man gemeinsam ein einfaches Computerspiel programmieren kann.

 Damian Bungart und seine Tochter Anaïs versuchen, mit den Befehlen bei „Scratch“ zurechtzukommen.

Damian Bungart und seine Tochter Anaïs versuchen, mit den Befehlen bei „Scratch“ zurechtzukommen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Am Ende ist es ein Computerspiel, das entsteht. Es ist ein recht einfaches, eine Art Rennen. Drei Stunden lang haben sich Väter und auch eine Mutter mit ihren Kindern abgemüht, haben auf die Bildschirme ihrer Tablets geschaut, haben Befehle eingegeben, wieder gelöscht. Manches funktioniert gleich, manches hakt. Dann hilft Kursleiterin Yannika Böcker. „Family-Coding“ heißt der Workshop im Kiwifalter, in der erst im Sommer eröffneten Einrichtung in Kalkum, die sich selbst als „FreieZeitOrt für die ganze Familie“ bezeichnet.

Sechs Teil-Familien sind an diesem Samstagnachmittag gekommen. Vier Jungen und zwei Mädchen, alle zwischen acht und zwölf Jahre alt, mit zumeist einem Elternteil. In dem hellen Seminarraum, der noch ein wenig neu riecht, sitzen sie nun gemeinsam an einem großen Tisch. Vor sich hat jede Familie ein Tablet. Nun müssen sie ausloten, wie sich mit der Programmiersprache „Scratch“ ein Spiel zusammentüfteln lässt. Kursleiterin Yannika Böcker hat zuvor eine kurze Einweisung gegeben. Die 26-Jährige kommt von der Haba-Digitalwerkstatt, der Partner des Kiwifalters, wenn es um Workshops rund um das sogenannte Coding, also das Programmieren geht. Stephanie Maus, neben Katja Kaltenbach einer der beiden Gründerinnen von Kiwifalter, freut es, dass die Digitalwerkstatt sich den Kiwifalter als einen seiner zehn Standorte in Deutschland ausgesucht hat.

Damian Bungart ist mit seiner älteren Tochter Anaïs da. Die Zehnjährige hat im Kiwifalter eine Art Vorreiterrolle. Sie war das erste Kind bei dem allerersten Kursus, das bei Kiwifalter überhaupt für einen Workshop angemeldet wurde. Das war im Sommer, für ein Feriencamp, bei dem sich die Kinder spielerisch dem Thema Computer und Internet näherten. So wie jetzt auch.

An diesem Tag ist Damian Bungart einer der jüngsten Väter in der Runde. Er ist gerade mal 32 Jahre alt, arbeitet als Unternehmensberater für eine Düsseldorfer Firma. Auch dabei geht es um das Thema Digitalisierung. Dennoch sagt er, so ein richtiger „Digital native“, also einer, der schon mit dem Smartphone groß geworden ist, sei er nun nicht. Auch wenn er bereits als Schüler mit Computern zu tun hatte, auf ihnen gespielt hat. Er kenne aber noch Kassetten und Plattenspieler und CDs. Tochter Anaïs hat davon natürlich gehört, weiß, was gemeint ist. Aber genutzt hat sie sie nie. Vater Damian tut es heute aber auch nicht mehr.

Dass beide nun nach Kalkum gekommen sind, hat verschiedene Gründe. Zusammen mit seiner Tochter vor dem Rechner zu sitzen und Verschiedenes auszuprobieren, ist einer. Es sei eine schöne gemeinsame Erfahrung. Aber letztlich gehe es auch darum, den Kindern das Thema Computer nahezubringen, abseits von Daddeln, Surfen, YouTube-Gucken und sonstigen sozialen Medien. Anaïs ist im August in die fünfte Klasse eines Gymnasiums gekommen. Da, sagt Vater Damian, kommt man letztlich nicht umhin, ihr ein Handy, mithin ein Smartphone an die Hand zu geben. „Am Ende haben ja alle eins, da kann man das Thema nicht aussperren.“

Mit der Zeit tut sich was auf den Bildschirmen, es entstehen Strecken, Ziellinien und Figuren. Auch bei dem Vater-Sohn-Paar, wo es zunächst nicht so vorangeht und deshalb sogar ein paar Tränen fließen. „Es wird schon“, versichert der Vater, der ganz ruhig bleibt und noch erwähnt, er habe früher noch mit „Pascal“ gearbeitet, der Programmiersprache aus den 1970er Jahren, bei der Befehle noch mühsam und exakt mit Zeichen und Buchstabenfolgen eingegeben werden mussten. Das ist bei „Scratch“ natürlich ganz anders. Man kann einfach verschiedene vorgegebene Elemente nutzen und dann schauen, was daraus wird.

Damian Bungart hatte im Vorfeld von „Scratch“ noch nichts gehört, ist aber jetzt ganz angetan. „Das funktioniert gut, ist auch wirklich kindgerecht.“ Und lasse sich leicht bedienen. Intuitiv, fügt der 32-jährige noch hinzu. Anaïs hat es jedenfalls Spaß gemacht. Und Vater und Tochter sind sich einigermaßen sicher, dass es nicht der letzte Workshop im Kiwifalter war.

Auch Yannika Böcker, die mal Kindheits-Pädagogik studiert hat und sich das Computer-Wissen erst als Mitarbeiterin der Digital-Werkstatt angeeignet hat, ist zufrieden. Sie hofft, dass die Familien gesehen haben, dass man den Computer nicht nur für den Konsum nutzen kann, und denkt, dass allen auch klar geworden ist, wieviel Arbeit alleine in einem so kleinen Spielchen steckt.

Und nach dem Tüfteln ist vor dem Tüfteln. Denn selbstredend gehen alle mit einem Link nach Hause. Dort können sie sich das Spiel wieder hochladen – und weitermachen.

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