Kolumne Made in Düsseldorf Eine Stadt im Start-up-Fieber

Meinung | Düsseldorf · Die digitale Transformation beschäftigt die Düsseldorfer Wirtschaftswelt wie kaum ein anderes Thema. Eine Chance, den Standort zu stärken.

Die schlechten Nachrichten in der Old Economy Düsseldorfs häufen sich. Einstige Schwergewichte am "Schreibtisch des Ruhrgebietes" melden, dass sie die Stadt verlassen. Da wäre zum Beispiel Eon, die nach der Abspaltung von Uniper zwar in Düsseldorf noch einen Standort haben, doch gelenkt und Gewerbesteuer gezahlt wird bald in Essen. Auch ThyssenKrupp wählte vor einigen Jahren den Gang ins Ruhrgebiet, und schloss einen Standort nach dem Anderen.

Andere bleiben, reduzieren aber massiv Personal. Daimler baut 625 Stellen ab, der Röhrenhersteller Vallourec (ex Mannesmann) will ebenfalls 600 Jobs streichen. Beim Anlagenbauer SMS fallen 200 Stellen weg. Der Umzug nach Mönchengladbach konnte grade noch abgewandt werden. Ist Düsseldorfs Industrie am Ende? Sicher nicht. Aber der Wandel zur Dienstleistungsstadt hat an Fahrt gewonnen. Diesen Wandel muss Düsseldorf aktiv steuern. Nun kann man auf dem Standpunkt stehen, mit den vielen Banken und Anwaltskanzleien sei die NRW-Landeshauptstadt schon eine Dienstleistungsmetropole. Doch gerade diese beiden Sektoren haben in Düsseldorf wie andernorts gelitten. Viele Patentstreitigkeiten werden im Laufe der Jahre nicht mehr in Düsseldorf ausgetragen. Und zwei große Düsseldorfer Banken haben es schwer. Von der WestLB sind nach der Zerschlagung nur noch Bruchstücke geblieben. Die Industriebank IKB knappst an ihrer Restrukturierung. Die Lösung zur wirtschaftlichen Standortsicherung ist also, neue Gewerke in Düsseldorf zu etablieren. Das heißt aber nicht nur, große Player wie Alltours oder Gea an den Rhein zu holen.

Es müssen auch jene Unternehmer sich in Düsseldorf wohlfühlen, die nur eine Idee und noch gar kein richtiges Geschäftskonzept haben: Die Start-ups, digitale Existenzgründer. Stadt, Industrie-, Marketing- und Wirtschaftsclub und viele andere Akteure haben das erkannt und bringen Geldgeber und Gründer an einen Tisch. Fast gibt es schon gefühlt zu viele Abendevents für die Start-up-Akteure. Doch ein Zuviel oder gar Konkurrenz darf es ruhig geben. Denn jene Start-ups, die überleben, schaffen die Jobs von morgen und das mit einer großen Bindung an Düsseldorf. Dass unter den Start-ups nicht nur menschenleere und wenige Jobs bringende Digitalmaschinen sind, zeigen in Düsseldorf zwei Beispiele, um die andere Start-up-Metropolen Düsseldorf beneiden. Zum einen das Reiseportal Trivago, das in weniger als zehn Jahren von einer kessen Idee zu einer Jobmaschine mit 500 Mitarbeitern wurde. Die Heimat ist Düsseldorf. Auf dem gleichen Weg ist die Kreditbörse Auxmoney, die rasant wächst, ständig neue Büros in Düsseldorf sucht und ebenfalls echte Stellen geschaffen hat.

Der Kurs, den Oberbürgermeister Geisel eingeschlagen hat, Start-ups in den Fokus zu stellen, ist der richtige. Von Fehlschlägen sollte sich die Start-up-Community und ihre Geldgeber nicht entmutigen lassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort