Düsseldorf Eine Segnung für treue Tiere

Düsseldorf · In der Andreaskirche in der Altstadt drehte sich der Gottesdienst am Sonntag wieder um die allerbesten Freunde der Gläubigen. Es war sogar ein Nicht-Hund dabei.

 Pater Elias Füllenbach segnet in der Andreaskirche den Boxer Sirius - zur Freude von Halterin Britta Ray.

Pater Elias Füllenbach segnet in der Andreaskirche den Boxer Sirius - zur Freude von Halterin Britta Ray.

Foto: Andreas Bretz

Pater Elias Füllenbach hat eine Theorie, warum Tiere einen so festen Platz im Herzen der Menschen haben: "Tiere enttäuschen nie." Das sagt er in seiner Predigt bei einer ganz besonderen Tradition in der Andreaskirche - und er kann sich ziemlich sicher sein, dass die rund 80 Zuhörer es genau so sehen.

Einmal im Jahr werden in der Altstadt-Kirche die Tiere gesegnet. Tiere, das meint in diesem Fall in erster Linie: Hunde. Die Kirche ist gestern wieder voll mit großen und kleinen Exemplaren, reinrassigen und Mischlingen, Welpen und Senioren. Manche liegen auf einer Decke, andere auf dem Boden. Und nicht wenige kleinere verfolgen den Gottesdienst vom Schoß ihrer Besitzer.

Die Tiersegnung ist ein etwas anderes Kirchen-Erlebnis. Als die Orgel das "Lobet den Herrn" anstimmt, kläfft eine aufgebrachte Hündin los, die Ursache ist nicht zu erkennen. Anders als sonst kann man auch nicht einfach unauffällig auf seinen Platz huschen, wenn man zu spät unterwegs ist. Ein stämmiger Boxer liegt auf dem Gang. Sein Geschirr trägt zwar den Aufdruck "Kind der Liebe", der Boxer schaut aber, als könne er auch weniger lieb sein. Er springt sofort auf, als eine Besucherin mit einem Artgenossen vorbeischleichen will - die Blicke wenden sich der Szene zu, Vorbeischleichen missglückt. Der Boxer ist aber dann wirklich lieb.

Pater Elias segnet die menschlichen und tierischen Besucher gegen Krankheit und Gefahr. Der Segen gilt ausdrücklich nicht nur den geliebten Haustieren im Saal. Pater Elias spricht von den Qualen, die Menschen den Tieren zufügen, zum Beispiel in der Massentierhaltung. Nach nur rund einer halben Stunde ist der Gottesdienst dann vorbei - eine hundefreundliche Länge.

Petra Melchers ist mit dem einjährigen Langhaar-Chihuahua Lili aus Unterrath angereist und sehr zufrieden, dass die Hundedame (die den Gottesdienst auf Frauchens Arm verfolgt hat) den Segen erhalten hat. Britta Ray, die Halterin des stattlichen Boxers, der auf den Namen Sirius hört, gehört hingegen zu den Stammgästen. Sie engagiert sich im Tierschutz, so kam auch Sirius zu ihr. Sie versteht die Tiersegnung als Geste für alle Tiere, die in Not sind, etwa Straßenhunde. Ihr eigener Hund könne sich ja über sein Schicksal nicht beschweren. "Der ist Familienoberhaupt."

Als fast alle Besucher gegangen sind, kommt eine junge Frau mit einem Tragekorb aus der Pforte der Kirche - und in dem Korb befindet sich kein Hund. Es handelt sich um Louie, einen vier Monate alten Kater, der ziemlich verdutzt hinter einer Decke hervorschaut. Jennifer Braselmann ist aus Wersten angereist und sehr froh, dass ihr Tier nun gesegnet ist. "Er ist mein ganzes Glück", sagt sie.

Der Tag des Tieres in der Andreaskirche geht übrigens gleich weiter: Der Organist Heinz Terbuyken spielt ab 16 Uhr "Wasserklänge aus dem Aquarium", eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Freundeskreis des Aquazoos. Unter den Besuchern sind auch der Chef des gerade für eine Sanierung gesperrten Zoos, Jochen Reiter, und sein Vorgänger Wolfgang Gettmann.

(arl)
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