Kunst in Düsseldorf Erste Online-Galerie nur für Textil-Kunst

Düsseldorf · Martha Sofia Drasdo war früher Bankerin und widmet sich jetzt ganz einer fast vergessenen Kunstrichtung. Sie kauft die Werke den Erschaffern ab und veräußert sie dann von Golzheim aus weltweit.

 Martha Sofia Drasdo hat einige der Werke bei sich zu Hause, andere sind eingelagert und warten auf einen Käufer.

Martha Sofia Drasdo hat einige der Werke bei sich zu Hause, andere sind eingelagert und warten auf einen Käufer.

Foto: Marc Ingel

Martha Sofia Drasdo kommt aus Peru und war in ihrem ersten Leben eine erfolgreiche Investmentbankerin, früher arbeitete sie auch in der Energiebranche, sie hat die Welt gesehen. Dann kam Drasdo mit ihrer Familie nach Düsseldorf, ihr Sohn wurde geboren, die Prioritäten haben sich verschoben. Und die Frau, für die beruflich vor allem Geld an erster Stelle stand, beschloss 2017, fortan ihrer Liebe zur Kunst nachzugehen und eine Galerie zu gründen. Da es gerade in Düsseldorf aber sehr viele davon gibt und Martha Sofia Drasdo ohnehin einen ausgeprägten Drang verspürt, anderen Menschen zu helfen, hat sie sich spezialisiert – auf Textil-Kunst.

Die kommt aus Mexiko, ihrer Heimat Peru, aus Usbekistan oder Indonesien. Und Drasdo nimmt die Werke nicht etwa in Kommission und der Erschaffer erhält nur dann Geld (abzüglich der Provision für den Galeristen), wenn etwas veräußert wird. „Ich kaufe die Arbeiten, von denen ich überzeugt bin, den Urhebern nach Möglichkeit direkt ab und biete sie auf dem Markt an“, erklärt die Kunstliebhaberin.

Aktuell beschränkt sich Drasdo auf eine reine Online-Galerie in ihrem persönlichen Umfeld in Golzheim, denn entsprechende Räumlichkeiten sind in dieser Stadt erstens rar gesät und garantieren zweitens auch nicht unbedingt Verkaufserlöse. „Interessenten können sich die Kunst so in Ruhe online anschauen, Details auch ein zweites oder drittes Mal inspizieren und das rund um die Uhr, wann immer sie wollen.“ Trotzdem sind auch persönliche Besuche und natürlich ebenso Video-Chats nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Außerdem: „Online können sich Menschen weltweit und nicht nur in Düsseldorf die Kunst anschauen. Ich will nicht ausschließen, irgendwann auch einmal Räume anzumieten, aber erst einmal wird es bei der virtuellen Galerie bleiben. Und wegen Corona ist es im Augenblick ja ohnehin das Beste, was man machen kann“, sagt Drasdo. Parallel arbeitet sie zudem direkt mit Innenarchitekten zusammen, die auffällige und nachhaltige Textilkunststücke in ihre Projekte einbeziehen.

Dass es vom Entschluss, textile Kunst im Rahmen einer Online-Galerie anzubieten, bis zum Schritt in die Öffentlichkeit einige Zeit gedauert hat, liegt an den hohen Ansprüchen, die Martha Sofia Drasdo an Werke und Künstler hat: „Die Galerie sollte ganz besondere internationale Kunst vermarkten, möglichst sollten auch nachhaltige Materialien genutzt werden. Nicht zuletzt sollen Künstler und deren Familien, die sich bemühen, ihre Kultur, Werte und Traditionen mit Liebe und Leidenschaft in einer modernen Welt zu bewahren, unterstützt werden.“ Denn oftmals sind es Teams, die hinter einer Arbeit stehen: der Zeichner, der die Bilder und Symbole erstellt, der Spezialist für das Auftragen von Naturfarbstoffen auf Naturfasern sowie der Könner der Stickerei, des Webens oder der Batik.

„Sol & Art Gallery“ hat sie ihr Kunst-Start-up genannt, weil sie eben auch so ergriffen ist von den leuchtenden Farben, die von dieser speziellen und traditionsreichen Kunst ausgehen. „Textil-Kunst ist eine der ältesten Kunstformen der menschlichen Zivilisation überhaupt. Ich finde es faszinierend, wie Künstler solche Stücke mit dekorativen Mustern unter Verwendung individueller Techniken von Weben über Sticken und Batik bis hin zu ganz modernen, noch weitgehend unbekannten Stilen erschaffen“, erläutert die Golzheimerin. Sie will diese Künstlerfamilien ermutigen, weiterhin diese Kunst zu produzieren und ihre Kenntnisse in den eigenen Gemeinschaften weiterzugeben. „Sie können mir glauben, ich mache das nicht, um mich zu bereichern, sondern um diesen Menschen zu helfen“, beteuert sie.

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