Serie Leben In Der Paulsmühle (teil 5) Eine grüne Oase am Benrather Waldrand

Düsseldorf · Den Kleingartenverein im Benrather Osten gibt es seit 1924. Am Samstag wird auf der Anlage ein Kinder- und Sommerfest gefeiert.

 Vereins-Vize Raimund Kaiser (v.l.) , Wirt Toni, Vorsitzender Heinz Jörgen Rothländer und Hannelore Prumbaum

Vereins-Vize Raimund Kaiser (v.l.) , Wirt Toni, Vorsitzender Heinz Jörgen Rothländer und Hannelore Prumbaum

Foto: Ralph Matzerath

BENRATH Im Landschaftsschutzgebiet Benrather Forst lässt sich gut entspannen. Das wissen nicht allein die Spaziergänger, Jogger und Radler bei ihren Runden auf den Waldwegen abseits vom Straßenlärm zu schätzen, sondern ganz besonders die 130 Kleingärtner des Kleingärtner-Vereins Benrath, die hier am entlegenen Ende des Ortsteils Paulsmühle Natur pur genießen können. Rund 350 bis 500 Quadratmeter groß sind die Parzellen mit gemütlichem Gartenhäuschen, bunt gemischten Blumenbeeten, liebevoll geschnittenen Obstbäumchen und allerlei Gemüsereihen - eine Wohlfühloase unweit vom Alltagstrubel.

Der 1924 gegründete Verein blickt auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück. Das heutige Vereinsgelände im "Paulsmühler Busch" war ursprünglich, wie in der Vereinschronik zu lesen steht, ein Brachland mit Krüppelföhren vor einer morastigen Senke. Dort waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts Ulanen und Husaren, die in der Orangerie stationiert, die Schießübungen absolvierten. Nachdem im Spätsommer 1921 ein Waldbrand auf dem moorigen Boden gelodert hatte, erwarb im April 1924 die "Siedlergenossenschaft Benrath Jagen 103a" den ehemaligen Truppenübungsplatz zwecks Errichtung von Wohnhäusern und machte mit mühevollen Rodungsarbeiten das Gelände urbar.

Eine Genehmigung für die geplante Besiedlung ließ sich jedoch nicht erreichen, und so erfolgte eine Umbenennung des Vereins in "Kleingärtner-Verein Benrath". Das heutige Vereinsheim wurde errichtet und mit ausrangierten Schulbänken der damaligen Volksschule an der Oststraße (heute Einsiedelstraße) notdürftig ausgestattet. Maßgeblichen Anteil am Aufbau des Vereins hatte Wilhelm Josef Päffgen, auch "Siedlungsvater" genannt. In späteren Jahren erfolgten notwendige Erweiterungen wie Verstromung, Wasseranschluss und Kanalisation auch durch Eigenleistung der Kleingärtner. "Vor allem Familien mit Kindern schätzen heute die Kleingärten", weiß der Vereinsvorsitzende Heinz Jörgen Rothländer zu berichten. Wo anders schließlich können Großstadt-Kids ganz "natürlich" erfahren, wie selbst gepflanzte Tomaten schmecken oder Äpfel vom eigenen Baum. Als weiterer Vorteil kommt hinzu: Toben in frischer Luft ist auf der Anlage erlaubt. "Der Kleingarten ist eine preiswerte Alternative zum Haus mit eigenem Garten", betont Vereins-Vize Raimund Kaiser.

So individuell wie die Gärten gestaltet sind, so unterschiedlich ist ihre Nutzung: Manch einer mag nach getaner Arbeit die Füße hochlegen auf der Liege mitten im Rasengrün. Ein anderer schätzt die Blütenpracht von Begonien, Chrysantheme oder Löwenmaul. Und nicht zuletzt bietet das Gemüsebeet eine schmackhafte Bereicherung für die Küche daheim, ob durch Kartoffeln, Buschbohnen, Salat, Gurken oder Zucchini. "Bei uns wächst fast alles", heißt es im Kleingärtnerkreis. Selbst Kiwi oder Weintrauben werden geerntet.

Der Ernte-Erfolg hat allerdings seinen Preis. "Der tägliche Zeitaufwand kann bis zu einer Stunde betragen", räumt Hannelore Prumbaum ein, die schon seit rund 30 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann ihren Kleingarten hegt und pflegt. Rasen mähen. Unkraut jäten. "Es gibt immer etwas zu tun", sagt sie. So mancher verbringt sogar den ganzen Tag auf seiner Parzelle. "Der Hermann und der Juppi Busch sind morgens früh schon um 7 hier", verrät Hannelore Prumbaum. Neben der Gartenpflege und -nutzung wird die Geselligkeit groß geschrieben. Mittelpunkt des regen Vereinslebens ist die Gaststätte mitsamt Biergarten, wo Wirt Toni - seinen Nachnamen kennt niemand - seine Gäste mit griechischen Spezialitäten und gutbürgerlicher Küche verwöhnt. Der Geheimtipp: Jeden Mittwoch gibt es Zucchini-Reibekuchen mit Tzaziki. Die Zutaten stammen aus dem Paulsmühler Kleingarten. Vereinsversammlungen, Oktoberfest, Weihnachtsfeier - immer ist etwas los beim Kleingärtner-Verein.

Am Samstag steht ab 14 Uhr ein Kinder- und Sommerfest auf dem Programm, zu dem auch Gäste herzlich eingeladen sind. DJ Peter sorgt für flotte Töne. Torwandschießen, zehn Meter Rollbahn, Kinderhüpfkissen und ein Vier gewinnt-Spiel im XXL-Format bieten Spaß und Abwechslung. Leckeres vom Grill und eine Kuchentheke garantieren kulinarischen Genuss.

(RP)
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