Serie Meine Ausbildung (92) Eine Diätassistentin kocht vor allem gesund

Düsseldorf · Cyra Wedekind (22) ist angehende Ernährungsexpertin. Sie wird an der Schule der Kaiserswerther Diakonie ausgebildet.

Der betrieb Zugegeben: Die Ausbildung zur Diätassistentin, für die sich Cyra Wedekind (22) entschieden hat, ist alles andere als klassisch. Normalerweise besuchen Lehrlinge ein bis zweimal die Woche die Berufsschule und verbringen die übrige Zeit im Betrieb. Das ist bei der 22-Jährigen aus Krefeld anders. Ihren Ausbildungsvertrag hat sie beim Bildungszentrum für Gesundheitsberufe an der Kaiserswerther Diakonie unterschrieben, sie ist sozusagen an ihrer Berufsschule angestellt.

Dort stehen genau 3000 Stunden Theorie auf dem Plan. Die Praxis - 1400 Stunden - lernt die angehende Diätassistentin in Praktika. "Sie kann in verschiedene Kliniken gehen, in Rehas arbeiten oder bei niedergelassenen Ärzten und sogar im Ausland", sagt die Leiterin der Schule, Annette Krützfeld. Die dauern in der Regel vier bis sechs Woche, ehe die Auszubildende wieder die Schulbank drückt. 30 Schüler werden jedes Jahr im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe aufgenommen. 2015 sollen erstmals 125 Plätze vergeben werden. "Damit werden wir die größte Schule Deutschlands sein", sagt Krützfeld. Dort lernen die angehenden Diätassistenten, Ernährungs- und Diätpläne zu erstellen und Patienten zu beraten.

Die Bewerbung Eine gute Mittlere Reife wünscht sich die Schulleiterin schon von den Bewerbern. "Es kann aber auch gerne Abitur sein", sagt sie. Auf die Noten in den Naturwissenschaften schaut Krützfeld ganz besonders, weil in der Ausbildung viel gerechnet wird. Außerdem sollten die Kandidaten offen und kommunikativ sein und mit Menschen arbeiten wollen. Und genau das hatte sich Cyra Wedekind nach ihrem Abitur vorgestellt. Erstmals ging es für die heute 22-Jährige aber für ein Jahr nach Australien. "Dort habe ich mich viel mit dem Thema Essen beschäftigt. Es gab ja nicht mehr das von zu Hause, was man kennt", sagt sie. So kam Wedekind auf den Beruf der Diätassistentin.

Die Ausbildung Cyra Wedekind ist im ersten Lehrjahr. Ein Praktikum hat die 22-Jährige bereits absolviert. Dafür hatte sie sich eine Krankenhaus-Küche ausgesucht und spezielle Diätgerichte vorbereitet. "Alles, wofür die Köche einfach keine Kapazität mehr hatten", sagt Wedekind. Patienten füllen bei der Aufnahme eine Essenskarte aus und notieren unter anderem Unverträglichkeiten. "Ich habe mir dann Gerichte überlegt, die ich entsprechend kochen kann", erklärt sie. Laktose-Intoleranz sei so ein Beispiel. "Da habe ich dann Sojamilch für Saucen benutzt."

Die nächste Praxiseinheit wird Cyra Wedekind in einem Restaurant verbringen. "Dort will ich richtig Kochen lernen", sagt sie. Die weiteren Stationen werden für die 22-Jährige in der Ernährungsberatung liegen, im Krankenhaus auf Station oder in der Reha. "Wenn einem Patienten ein Stück Magen oder Darm entfernt wurde, muss er die Ernährung umstellen", sagt die angehende Diätassistentin. Und bei dieser Umstellung hilft Wedekind. "Aber immer so, dass der Patient den Plan umsetzen kann."

Die Berufsschule Neben dem Hauptfach Diätetik stehen Fächer wie Ernährungslehre, Toxikologie, Anatomie und Krankheitslehre auf dem Stundenplan. "Die klassischen Krankheiten, die wir im Unterricht behandeln, sind Stoffwechselstörungen wie Diabetes", sagt Schulleiterin Annette Krützfeld. "Oder Allergien und Unverträglichkeiten." Nur aus Büchern lernen die Schüler nicht. Sie stehen häufig in der eigenen Lehrküche und kochen gemeinsam. "Und es wird alles probiert", sagt Wedekind.

die Zukunft Für staatlich anerkannte Diätassistenten steht die Welt offen, "wenn sie ein bisschen flexibel sind", sagt Krützfeld. Es gibt die Möglichkeit, den Bachelor im Fach Diätetik zu machen. "Und der wird wegen der Ausbildung verkürzt", sagt die Schulleiterin. "In Österreich kann man gleich den Master machen", sagt Wedekind, für die das Ausland auf jeden Fall eine Option ist. Außerdem können sich Diätassistenten berufsbegleitend spezialisieren, zum Beispiel in den Bereichen Essstörung, Adipositas oder Kinderernährung.

(RP)
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