Serie Macher Vom Rhein Eine App als Familienunternehmen
Düsseldorf · Maurice, Marcel und Dirk Eisterhues haben eine App entwickelt, die verspricht, Fußball-Ergebnisse schneller als alle anderen aufs Smartphone zu bringen. Fünf Millionen Menschen haben sie schon heruntergeladen, das Unternehmen wächst rasant.
Vor ein paar Jahren saßen sie noch in der Uni, jetzt haben sie ein großes Büro im Medienhafen mit Blick auf den Rheinturm. Maurice (26) und Marcel Eisterhues (24) sind Geschäftsführer von "TorAlarm", einer puristischen App, die nicht mehr und nicht weniger tut als Fußball-Ergebnisse anzuzeigen und als Push-Nachricht auf den Handy-Bildschirm zu bringen. Der erste der knapp fünf Millionen Nutzer war ihr Vater Dirk.
"Es gab keine Fußball-App, die meinen Ansprüchen genügte", sagt der 51-Jährige. Einfach in der Bedienung sollte sie sein, und mindestens genauso schnell wie die TV-Ergebnisse. Bei anderen Apps habe es bis zu einer Minute gedauert, bis eine Tormeldung auf dem Smartphone erschien. Seine Söhne wollten ihm deshalb ein besonderes Weihnachtsgeschenk machen: Eine schnelle App, die nur zeigt, was interessiert.
"Die Beta-Version haben wir an einem Abend gebaut", sagt Marcel. Sein Bruder Maurice, studierter Informatiker, hatte zuvor sein Geld mit App-Auftragsarbeiten verdient. Bei "TorAlarm" kümmert er sich nun um die technischen Details. Das, was die beiden Vater Dirk unter den Weihnachtsbaum legten, war aber nur eine Programmhülle, die noch nicht die Funktionen von "TorAlarm" hatte, aber schon alle Grundzüge : Auswahlboxen für jede Mannschaft und alle wichtigen Ligen ermöglichen es dem Nutzer, sich Spielergebnisse gefiltert anzeigen zu lassen - ohne unerwünschte Nachrichten zu Spielen, Spielern oder Mannschaften.
Die Familie Eisterhues erkannte das Potenzial, das in der selbstgebauten und selbstfinanzierten App steckte. Deshalb verfeinerte sie sie und brachte "TorAlarm" 2012 in den App-Store. Aus wenigen Hundert wurden bis heute knapp drei Millionen Nutzer, hinzu kommen rund zwei Millionen Downloads der alle zwei Jahre verfügbaren WM- und EM-Apps. Als sich bei der letzten Weltmeisterschaft, die 1,5 Millionen neue Downloads bringen sollte, gleich am Erscheinungstag der App 130.000 Nutzer neu anmeldeten, war klar, dass das Familienunternehmen ein Konkurrent für die großen Sport-Apps ist. Ihre Produkte seien bei den Downloadzahlen unter den Top drei (Android) beziehungsweise Top sieben (iOS). Bei der WM habe sich die App sogar mehrere Tage auf Platz zwei gehalten, direkt hinter der offiziellen Uefa-App. "Da waren wir noch vor WhatsApp und Facebook", sagt Marcel Eisterhues.
"TorAlarm" ist kostenlos und werbefinanziert, die Werbung können sich Nutzer für knapp vier Euro ausblenden lassen. Besonders stolz sind die drei aus Ratingen stammenden Entwickler, dass ihre App nur ein sehr geringes Datenvolumen benötigt. "An einem Spieltag muss die App nur etwa 30 Worte empfangen, das bewegt sich im einstelligen Kilobyte-Bereich", sagt Dirk Eisterhues. Zweistellig ist das Wachstum der Firma, in zwei Jahren habe sich der Umsatz verdoppelt, der jetzt mehr als eine Million Euro betrage. Dass "TorAlarm" weiter so explosionsartig wachsen wird, glaubt Marcel, der für das Marketing zuständig ist, nicht. Deshalb will die Familie ihre App stärker internationalisieren. Bisher gibt es sie unter anderem in Portugal, Spanien, Italien und Frankreich, immer in Landessprache und mit leicht angepasster Optik. So sehen Franzosen im Startbildschirm ihrer "TorAlarm"-Version den Eifelturm, und die Farben sind in verschiedenen Blautönen gehalten. "Vielleicht gehen wir sogar nach China", mutmaßt Content Manager Dirk. Das nächste Projekt ist aber die Kombination der App mit dem sprachgesteuerten "Amazon Echo", einem Lautsprecher, der die Spielergebnisse vorlesen kann, ohne dass man eine Taste drücken oder sein Smartphone zücken muss.