Düsseldorf Einbrecher kommen mit der Winterzeit

Düsseldorf · Sie sehen aus wie jeder andere, tragen Markenkleidung und sie haben auch keine Werkzeugkoffer dabei. Gestern hat die Hauptsaison der professionellen Banden aus Südosteuropa begonnen. Ein Viertel der Täter sind Mädchen.

Düsseldorf: Einbrecher kommen mit der Winterzeit
Foto: dpa-tmn

Optimismus ist Kriminalkommissariat 14 nicht sehr verbreitet. Zwar sind die Zahlen der Wohnungseinbrüche in diesem Jahr erstmals wieder zurückgegangen und im ersten Halbjahr war sogar die Aufklärungsquote mit knapp 15 Prozent durchaus ordentlich — "aber ob wir das halten können, weiß niemand", sagt kann keiner sagen". Dieter Töpfer, Chef des Einbruchskommissariats, ist deshalb skeptisch, weil "jetzt die bösen Monate beginnen". Wenn die Uhr auf Winterzeit gestellt wird, schnellen die Fallzahlen in die Höhe — im Winter 2012 wurden mehr als 500 Taten registriert, macht täglich um die sieben Einbrüche.

Motiv-Täter heißen die Einbrecher im Polizeijargon seit neuestem, weil das Land eine neue Kampagne gestartet hat; "Mobile Täter im Visier" heißt die Ansage, und die Abkürzung bezeichnet Banden, die vor allem aus Südosteuropa anreisen, um in den Wohngebieten deutscher Großstädte auf Beutezug zu gehen. Die Motiv-Täter kommen aus Regionen, sagt Töpfer, in denen man die Aussicht, in Deutschland bei einem Einbruch erwischt zu werden, als nicht sonderlich riskant empfindet Zumal häufig Kinder geschickt werden, oder junge Leute sich als noch jünger ausgeben. "Dass man bei uns erst mit 14 Jahren strafmündig ist, wissen alle", sagt Töpfer.
Die jüngste Einbrecherin, die je in Düsseldorf gefasst wurde, war neun Jahre alt, wurde von ihrer angeblichen Schwester begleitet — die war 13. "Wir geben uns da aber auch nicht mit den Aussagen zufrieden, lassen notfalls in der Rechtsmedizin Altersgutachten machen", sagt Töpfer. Dass auch die über 14-Jährigen nicht unbedingt mit langen Haftstrafen zu rechnen haben, sagt der Kriminalbeamte nicht. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Polizei viele Täter festnimmt, die sie schon länger kennt.

Auch die Einbrecher auf den Fotos, die Töpfer präsentierte, um zu zeigen, dass das Klischee vom Mann mit schwarzer Maske nicht mehr gilt, sind alle wieder auf freiem Fuß. Allerdings müssen sie nicht unbedingt die sein, für die gestern Abend die Hochsaison begann. Frauen und Mädchen sind eher für die so genannten Tageswohnungseinbrüche zuständig. "Im Winter kommen vor allem junge Männer, die sportlich genug sind, um auch mal an einem Regenfallrohr bis in den ersten oder zweiten Stock zu klettern", sagt Töpfer. "Hochsaison" ist übrigens keine zynische Wortschöpfung der Polizei. "Nächste Woche Zeitumstellung — die Saison beginnt" hat die Kripo schon in SMS auf Täterhandys gelesen. Und einer, der im März nach London eingeladen war, sagte mit folgender Textnachricht ab: "Kann nicht weg, habe hier noch zwei Wochen Saison."

Die Banden quartieren sich in Wohnungen ein, die nicht selten von Landsleuten zur Verfügung gestellt werden, lassen sich über Mittelsmänner Fahrzeuge besorgen, mit denen sie sich an die Arbeit machen. Ihre Ziele suchen sie auf Internetstadtplänen aus, wählen die Wohngebiete, die nicht weit von der Autobahn entfernt und nicht gerade ärmlich sind, suchen nach Häusern mit Gärten und Wohnanlagen in Parks. Die nutzen sie, um in der Dämmerung von hinten an die Wohnungen zu gelangen, dann bevorzugt durch Terassen- und Balkontüren oder Fenster. Mit einem großen Schraubendreher oder einem Plastikstück — das kann aus einer PET-Flasche geschnitten oder eine Kundenkarte sein — ist das alles schnell geöffnet. Und selbst, wenn die Täter eine Scheibe einschlagen müssen, fällt das Geräusch am frühen Abend kaum jemandem auf. Deshalb bittet die Polizei um besondere Wachsamkeit.

(cwo)
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