Sicherheit Einbrecher: Bürger helfen der Kripo

Düsseldorf · Mit der Winterzeit werden die Einbruchsversuche in den kommenden Wochen wieder deutlich häufiger werden. Gestern gab die Polizei Tipps zum besten Schutz und appellierte an die Bevölkerung, verdächtige Beobachtungen möglichst frühzeitig zu melden.

 Täterbeschreibung einer Elfjährigen, die einen Einbruch in der Nachbarschaft gesehen hat.

Täterbeschreibung einer Elfjährigen, die einen Einbruch in der Nachbarschaft gesehen hat.

Foto: Polizei

In einem Handy, das ein Einbrecher in einer Düsseldorfer Wohnung offenbar verloren hatte, fand die Kripo kürzlich eine SMS: "Denk dran: Bald ist Zeitumstellung. Die Saison beginnt." Für Dieter Töpfer, Leiter des Einbruchsdezernats, war das die Bestätigung einer längst festgestellten Entwicklung: Mit der Umstellung auf die Winterzeit machen sich Einbrecher auf den Weg in die Vororte.

 Michael S. unterstützte die Festnahme dreier Täter in Himmelgeist und wurde für sein umsichtiges Verhalten von der Kripo gelobt.

Michael S. unterstützte die Festnahme dreier Täter in Himmelgeist und wurde für sein umsichtiges Verhalten von der Kripo gelobt.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Organisierte Banden

 Peter Werkmüller zeigt in der Beratungsstelle, wie man Fenster sichert.

Peter Werkmüller zeigt in der Beratungsstelle, wie man Fenster sichert.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Es sind überwiegend organisierte Banden aus Südosteuropa, die deutsche Städte heimsuchen, ganze Viertel systematisch "abgrasen" und weiterziehen, berichtete Töpfer gestern. Auch die Kurznachricht zur Erinnerung an Einbrechers Hochbetriebszeit war in einer slawischen Sprache verschickt worden. Nicht selten sind Kinder mit auf den Beutezügen. Im vorigen Jahr haben Töpfers Leute eine Neunjährige erwischt, die im Zooviertel in diverse Wohnungen eingebrochen war. "Die Kleine wurde in ganz NRW als Serientäterin gesucht." Weil das Mädchen nicht strafmündig ist, bleibt ihre Identifizierung nun folgenlos.

Die Polizei ist vorbereitet auf die Hochsaison der Diebe, ist mit zivilen und uniformierten Kräften verstärkt auch in den Wohngebieten unterwegs und nutzt die neu aufgestellte Spezialeinheit, die den Anstieg der Fallzahlen bremsen soll. Denn auch ohne die nun vermehrt erwarteten so genannten Dämmerungseinbrüche haben die Einbruchsfahnder genug zu tun. Sieben Taten täglich hat es im vorigen Jahr gegeben, 2011 wird die Bilanz wohl noch schlechter ausfallen.

Deshalb warnt Töpfer vor der neuen Welle, die mit Beginn der Winterzeit am Wochenende zu erwarten ist, und appelliert wie in jedem Jahr an die Bevölkerung, die Augen offenzuhalten und im Verdachtsfall die Polizei lieber einmal zu viel anzurufen.

Ganz in Töpfers Sinn hat sich am 7. Oktober Michael S. verhalten, der gegen 20.40 Uhr nach Hause kam, und eigentlich nur noch das Länderspiel Deutschland-Türkei sehen wollte. Den Schatten in Nachbars Garten hatte er bloß wahrgenommen, aber sich nichts dabei gedacht. Erst als seine Frau vom Balkon aus zwei Männer durch den Garten laufen sah, mit einem Paket und großen Tüten bepackt, hat er geschaltet, sich ins Auto gesetzt und die Verfolgung aufgenommen. Als er die Männer an einer Bushaltestelle wiedersah, rief er die Polizei an, gab Beschreibungen durch. Dann stiegen die Männer in einen Volvo, S. blieb dran, bis die Polizei, die er ständig informierte, den Wagen stoppte. Michael S.' Nachbarn waren besonders froh: Sie bekamen Laptop und Spielekonsole, die die Einbrecher mitgenommen hatten, sofort zurück. Zwei der Männer sitzen inzwischen in Untersuchungshaft, nur der Fahrer ist auf freiem Fuß.

Auch diese Drei kamen aus einem Balkanstaat. Allerdings macht die Kripo immer öfter auch hiesige Jugendliche als Täter aus, die sich in losen Gruppen zu Einbruchstouren zusammenfinden. Erschreckend, findet Dieter Töpfer: "Es scheint, als sei Einbruch heute ein Einstiegsdelikt in die Kriminalität. Die Hemmschwelle ist deutlich gesunken."

Töpfers Tipps

Mit Beginn der Winterzeit nutzen Einbrecher vor allem die Zeit zwischen 17 und 20 Uhr, wenn auf den Straßen noch Betrieb ist und Bewegungen oder Geräusche nicht auffallen. Gerade deshalb sollte besonders auf Ungewöhnliches geachtet und dann die Polizei informiert werden.

Dämmerungseinbrecher suchen sich ihre Tatorte dort, wo ihnen die Gelegenheit günstig erscheint. Gekippte Fenster, offene Terrassentüren an unbeleuchteten Wohnungen sind Einladungen. In Mehrfamilienhäusern appelliert die Polizei an die Bewohner, vorhandene Gegensprechanlagen zu nutzen und nicht einfach den Türöffner zu betätigen. Immer wieder gelangen Einbrecher nämlich so ins Haus — und sind in Sekunden in den Wohnungen.

Neben technischen Sicherungen an Türen und Fenstern rät Töpfer auch dazu, Anwesenheit durch Licht oder Radio vorzutäuschen.

(jul)
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