Nachruf Ein wirklich Großer

Düsseldorf · Klaus Bungert, von 1974 bis 1979 und von 1984 bis 1994 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, ist tot. Wenige Kommunalpolitiker der letzten Jahrzehnte waren so populär wie er.

 Klaus Bungert war OB in Düsseldorf. Eine Straße an der Airport City trägt nun seinen Namen.

Klaus Bungert war OB in Düsseldorf. Eine Straße an der Airport City trägt nun seinen Namen.

Foto: RP, Archiv

Damals, als er in den 70-er, 80-er und 90-er Jahre insgesamt 15 Jahre das Amt des Oberbürgermeisters ausfüllte, wirkte Klaus Bungert wie ein Stadtoberhaupt aus dem Bilderbuch: Erst graues, dann weißes Haar, stets gut, aber nicht übertrieben elegant gekleidet, sonore Stimme, kompetent, absolute Gelassenheit in allen Situationen, gesellig, trockener Humor - und mit deutlich über einsneunzig weithin sicht- und unübersehbar.

Des Sozialdemokraten kommunalpolitisches Gegenstück auf der anderen, der CDU-Seite, war ebenfalls ein stattliches Mannsbild: Josef Kürten. Parteipolitisch auseinander, waren die beiden sich doch irgendwo auch nahe, vielleicht sogar bei allen Unterschieden auch ähnlich - und wurden einmal als Düsseldorfer Leuchttürme bezeichnet. Nicht nur wegen der Länge, sondern auch wegen der Größe.

Bungert jedenfalls bestimmte das Bild Düsseldorfs nach außen. Und Düsseldorf arbeitete an diesem Bild im wahrsten Sinne des Wortes, noch heute prägende Bauwerke wurden zu seinen Zeiten geplant oder realisiert. Die Stadt mauserte sich zum internationalen Handelszentrum. Sie leistete sich eine neue Messe, brachte die U-Bahn auf den Weg, ein neuer Landtag entstand, der Rheinturm wurde gebaut, im niedergehenden Hafen keimten Ideen, dass das einmal ganz anders aussehen könnte. Außerdem brachte man den Mut (und das Geld!) auf, das Rheinufer für Jahre zur Baustelle zu machen und dort einen Tunnel zu buddeln, den heute niemand mehr missen will. Bungert war an allen diesen Entscheidungen beteiligt. Und er war einer, der dafür häufig große Mehrheiten, also die CDU mit ins Boot holte - diese Düsseldorf-Fraktion entschied oft zum Wohle der Stadt.

Nach 1994, als Bungert aus dem Rat schied, wurde es zwar ruhiger um ihn, aber Passivität war nicht sein Ding. Beim Mieterverein, dem er vorstand, verbrachte er wöchentlich viele Stunden und half, Sport und Kultur unterstützte er ebenfalls, diese Bereiche hatten ihm schon als OB am Herzen gelegen.

Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist eine kommunalpolitische Einmaligkeit, die 1984 passierte: Weil die rot-grüne Mehrheit im Rat knapp war und eine grüne Ratsfrau sich beharrlich weigerte, entgegen der rot-grünen Absprache für Bungert zu stimmen, kam es zu einem Patt. Der OB musste ausgelost werden: In atemloser Spannung blickte der Saal auf die Wahlurne, in der damals zwei Zettel lagen - auf dem einen der Name Klaus Bungert, auf dem anderen Josef Kürten. Als Rats-Ältester musste CDU-Ratsherr Anton Ulrich das Los ziehen. Und zog aus der Sicht seiner Fraktion das Falsche: SPD-Mann Bungert gewann.

Bungert, der ohne gelernten Beruf als Bau-Arbeiter über Betriebsratsarbeit und Gewerkschaftssekretär des DGB in die Kommunalpolitik gekommen war, trat vielleicht nicht so auf, aber er war ein Sozialdemokrat alter Schule und tiefer Überzeugung. Daher konnte es alle, die ihn kannten, auch nicht verwundern, als er sich 2001 an die Spitze der Bewegung gegen den Verkauf der Stadtwerke-Anteile setzte. Und es überraschte auch nicht wirklich, dass er sich am Ende sogar mit seiner Partei und vor allem dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder überwarf, weil er dessen Sozialpolitik nicht mittragen konnte und wollte. Bungert trat 2002 aus der SPD aus.

Düsseldorf hat Bungert viel zu verdanken, und die Stadt hat es ihm gedankt: Schon 1989 erhielt er den Jan-Wellem-Ring, die Jonges verliehen ihm ihre höchste Auszeichnung, die Große Goldene Jan Wellem Medaille, schließlich wurde der Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und des Verdienstordens des Landes Ehrenoberbürgermeister der Landeshauptstadt. Bungert wurde 1991 zudem Ehrenbürger von Chemnitz, einer der Partnerstädte Düsseldorfs.

Nun trauert die Stadt um ihn. Klaus Bungert ist nach langer Krankheit in der Nacht zu Samstag gestorben. Er wurde 80 Jahre alt. Als er starb, war Karin Frankenhauser bei ihm - seine Lebensgefährtin seit 27 Jahren.

(RP)
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