Zertifikat für den Stadtwald Ein Wald mit Auszeichnung
Düsseldorf · Der Weltforstrat hat zum dritten Mal den Stadtwald zertifiziert. Das FSC-Prüfsiegel steht für höchste ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen. Das bringt der Stadt auch die Anerkennung von Umweltverbänden ein.
Wer nur an schönen Wochenenden und klaren Herbsttagen, wenn sich die Blätter bunt färben, den Weg in den Wald findet, der mag sich wundern. Selbst an einem grauen kalten Vormittag in der Woche herrscht auf dem Parkplatz am Grafenberger Wald an der Fahneburgstraße reges Treiben. Die Frühaufsteher in Laufkleidung und die Hundebesitzer machen sich wieder auf den Heimweg, dafür rücken stetig neue Besucher an, die paarweise oder alleine mit oder ohne Vierbeiner zum Spazieren in den Wald kommen.
Dass der Wald so beschaffen ist, wie sie ihn vorfinden, ist für die meisten von ihnen selbstverständlich. Für die Mitarbeiter der Forstabteilung des städtischen Gartenamts ist der Wald Dreh- und Angelpunkt ihrer täglichen Arbeit — Arbeit, die zum Teil im Verborgenen geschieht. Erst kürzlich wurde der Düsseldorfer Stadtwald vom Weltforstrat, dem Forest Stewardship Council (FSC), ausgezeichnet, der höchsten und strengsten Zertifizierung, die es in der Branche gibt.
"Das ist vom Aufwand her etwa mit einer Steuerprüfung vergleichbar", erklärt Forstamtsleiter Paul Schmitz. An die 200 Prüfbedingungen in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht müssen die Waldbetreiber erfüllen und dies dokumentieren. Das reicht vom Verzicht auf Dünger über das Führen eines Unfallbuchs für die Waldarbeiter bis hin zur Wahl der Bäume.
Fast ausschließlich Laubbäume
Der Stadtwald besteht zu 97 Prozent aus Laubbäumen. Häufig zu finden ist die Rotbuche. "Die können Sie daran erkennen, dass die Rinde an Elefantenhaut erinnert", sagt Schmitz und fährt mit der Hand über einen Stamm, der nahe am Eingang des Waldes steht. Zu den anderen häufigen Baumarten zählen Eiche, Stileiche, Esche, Linde, Wildkirsche, Pappel, Ahorn, vor allem Bergahorn, Birke, Buche und die kleine etwas knorrigere Hainbuche. Die Mischung macht die Stärke des Stadtwaldes aus. "Dadurch ist das Risiko verteilt", erklärt Schmitz. Als 2007 der Sturm Kyrill wütete, richtete er in Wäldern, in denen hauptsächlich Fichten wuchsen, wie etwa im Sauerland oder im Bergischen Land, große Schäden an. Auch gegen Schädlinge und Klimaveränderungen sind Wälder mit einer großen Mischung von Baumarten besser geschützt.
Was passiert, wenn man einen Teil des Waldes sich selbst überlässt, testet die Forstabteilung seit elf Jahren — auch das gehört zu den Vorgaben des FSC. An diesen so genannten Referenzflächen haben die Förster auch nicht die Schäden vom Sturm geräumt. Das Totholz ist Lebensraum für Insekten wie den Hirschkäfer. Auch Pilze und andere Pflanzen sorgen dafür, dass im Laufe der Zeit der Artenreichtum wächst. Umwälzende Änderungen seien für die Besucher aber dort nicht zu erkennen: "Elf Jahre sind für den Wald ein Wimpernschlag." Ansonsten verläuft die Entwicklung des übrigen Waldes nach einem Plan, der alle zehn bis 20 Jahre erneuert wird. Das heute beliebte Wort der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und wurde schon vor 200 Jahren eingeführt. Es besagt, dass nie mehr Holz entnommen werden darf als angebaut.
Die Gefahr besteht im Düsseldorfer Stadtwald nicht. Jährlich werden etwa 5000 Kubikmeter Holz entnommen, gleichzeitig 10 000 Kubikmeter angebaut. 150 000 Euro nimmt die Stadt durch den Holzverkauf jährlich ein. Mit dem Geld wird zumindest ein Teil der Waldpflege gedeckt. Zweidrittel des entnommenen Holzes wird an die Holzindustrie verkauft, die es zur Produktion von Spanplatten nutzt. Deutlich zugenommen hat aber auch die Nachfrage nach Brennholz. "In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Brennholzpreis verdoppelt", sagt Schmitz. Eine Zeit lang bot die Stadt Bürgern an, gegen eine Pauschale Brennholz aus dem Wald zu holen. Eine Aktion, die aber zu viel Chaos verursachte. So nutzte ein Unternehmer die Gelegenheit, für 20 Euro seine Mitarbeiter zum Holzsammeln einzuspannen. Nun übernimmt die Renatec, ein Projekt der Zukunftswerkstatt Düsseldorf, das Sammeln und Zerkleinern von Brennholz und verkauft es.
Während des Spaziergangs durch den Wald mit dem Forstamtsleiter kreist immer wieder ein Mäusebussard über den Baumwipfeln. Kleine und große Hunde kreuzen den Weg und beschnuppern interessiert die Passanten. Eigentlich müssen Hunde im Wald an der Leine gehen. Richtig Ärger gibt es von den Förstern, wenn die Hunde kreuz und quer durch das Gehölz rennen. Denn für 50 bis 60 Rehe ist das in Düsseldorf der letzte Lebensraum.