Am Universitätsklinikum in Düsseldorf Ein Tanzkurs auf der Krebsstation

Düsseldorf · Im Kurs von Clair Schreiber bewegen sich junge Patienten des Universitätsklinikums zu Musik. Die „Happymacher-Stunden“ lenken sie vom Alltag in der Klinik ab.

 Der dreijährige Jonas (l.) nimmt am Angebot mit Tanzlehrerin Clair Schreiber (r.) teil. Unter anderem kommen farbenfrohe Bänder zum Einsatz.

Der dreijährige Jonas (l.) nimmt am Angebot mit Tanzlehrerin Clair Schreiber (r.) teil. Unter anderem kommen farbenfrohe Bänder zum Einsatz.

Foto: Tino Hermanns

Bei diesem Tanzkurs lernt niemand den langsamen Walzer, einen Foxtrott oder die Rumba. Beim Tanzkurs von Clair Schreiber in der Klinik für Kinder-Onkologie, -Hämatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums (UKD) machen die kleinen Tänzer unter anderem den Schlangentanz, wirbeln mit farbenfrohen Bändern herum oder lassen aus bunten Tüchern „Blumen“ wachsen. „Das macht Spaß“, stellt der dreijährige Jonas fest. „Ich freue mich immer auf die Tanzstunde.“ Auch Zuhause, wenn Jonas nicht in der Klinik sein muss, wird viel getanzt.

Die Tanzlehrerin und angehende Tanztherapeutin Clair Schreiber bietet den Kindern auf der Krebsstation jede Woche zwei Stunden lang eine Ablenkung vom meist eintönigen Klinikalltag. Nicht umsonst nennt sie sie die zu Musik oft frei getanzten Bewegungen einen „Happymacher“. „Kinder haben Bedürfnisse, sie wollen spielen, tanzen, singen, herumtollen, einfach Kind sein. Wenn ihnen die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht, belastet das die Psyche sehr“, erläutert Schreiber. Deshalb sei es so wichtig, geeignete Angebote zu unterbreiten. „Tanzen ist doch die beste Medizin“, behauptet die Tanzlehrerin.

Und auch Friedhelm Schuster, Oberarzt an der Kinderkrebsklinik, ist von der positiven Wirkung des Bewegungsangebotes überzeugt. „Wenn Kinder bei uns oftmals tagelang im Bett liegen, wenn sie Schmerzen haben, dann ist jede Form von Ablenkung wichtig“, so Schuster. „Und Kinder brauchen Bewegung, um unter anderem Knochen, Muskulatur zu entwickeln. Bewegung ist für Kinder der Motor der körperlichen und psychischen Entwicklung.“

Auf den Tanzkurs mussten die Kinder am UKD aber lange warten. „Vor Corona haben wir zwei, drei Teststunden durchgeführt und eigentlich war alles klar, dass es losgeht“, sagt Schreiber. „Dann aber hat uns Corona ausgebremst und wir konnten erst in diesem Jahr loslegen“, erklärt sie. Gut, dass Löwenstern, der Förderverein zugunsten krebskranker Kinder am UKD, die Finanzierung auch nach der Corona-Pause übernommen hat. Dass Bewegung ins Krankenhaus kommen soll, wurde durch das psychosoziale Team an der Kinderkrebsklinik angeregt.

Tanzen ist Stimmungsaufheller, Motivator, Bewegungsanreiz und Spaßfaktor zugleich. „Vor jeder Tanzstunde werden die Kinder gefragt, ob sie Lust haben teilzunehmen. Das Behandlungsteam beurteilt, ob mit Blick auf die gesundheitliche Verfassung nichts dagegen spricht“, so der Oberarzt. Die Gruppen sind dadurch von Mal zu Mal unterschiedlich groß, auch weil Geschwisterkinder und die Eltern mittanzen dürfen, aber nicht müssen.

Zwar ist das Spielzimmer auf der Station, in denen die Schreiber-Tanzkurse normalerweise durchgeführt werden, nicht das größte, aber dennoch ist es kein limitierender Faktor. „Grundsätzlich gibt es in der Klinik größere Räume, auf die wir zugreifen können. Es gibt auch Überlegungen, den Tanzkurs im Sommer im Freien durchzuführen“, erläutert Schuster. Manche Kinder dürften aus medizinischen Gründen die Station nicht verlassen, aber dann könne man, sollte das Spielzimmer zu klein werden, den Tanzkurs auf den Flur verlegen.

Auch in Zukunft werden die „Happymacher-Stunden“ durchgeführt, denn die Rückmeldungen von den kleinen Patienten und deren Eltern seien durchweg positiv. „Wir erhalten die Rückmeldungen, dass das Tanzangebot ausgeweitet werden soll“, so Schuster. „Genau das wollen wir angehen.“

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