Düsseldorf Ein Platz für trauernde Kinder

Düsseldorf · Die Lebensberatung der Diakonie in der Altstadt bietet erstmals eine Trauergruppe für Sieben- bis 13-Jährige an. Nach einem Todesfall werden die Gefühle der Kinder oft vernachlässigt.

 Im Hof in der Berger Kirche haben die Kirche und mehrere soziale Träger einen überkonfessionellen Trauerort geschaffen, der Jedermann zum Gedenken offensteht.

Im Hof in der Berger Kirche haben die Kirche und mehrere soziale Träger einen überkonfessionellen Trauerort geschaffen, der Jedermann zum Gedenken offensteht.

Foto: Andreas Endermann

Der Raum unterm Dach gleich neben der Berger Kirche ist urgemütlich und wirkt selbst an einem trüben Tag freundlich und hell. Auf dem Boden liegt eine Sonne aus Papier, nebendran steht ein Körbchen mit sandgefüllten Luftballons, auf die Gesichter gemalt sind. Die kleinen Säckchen kann man nicht nur in den Händen kneten, wenn man ein bisschen nervös ist und nicht weiß, wie man sich ausdrücken soll. Die Entscheidung aber für das zornige, das fröhliche oder das verzweifelte Gesicht, die sagt Menschen wie Sonja Bork und Markus Ecker auch ganz ohne Worte viel über die Gefühlslage der Kinder, um die sie sich in Zukunft kümmern wollen.

Bork ist Pädagogin und Trauerbegleiterin, Ecker Familientherapeut und Sozialpädagoge. Die Knetballons zählen wie die Papiersonne, auf der einmal Erinnerungen stehen sollen, und die Kerzen zu einigen ihrer Ansätze, mit denen sie künftig Kindern durch einen Trauerprozess helfen wollen.

Der verläuft bei Kindern, anders als bei Erwachsenen, nämlich nicht von der Verleugnung über Verzweiflung und Wut zur Akzeptanz, sondern in einem Wechsel zwischen fröhlichen und traurigen Phasen. Und gerade mit ihrer eigenen Fröhlichkeit kommen Kinder nach einem Todesfall oft nicht gut klar. Vor allem dann nicht, wenn sie zum ersten Mal auch ihre Eltern als trauernde Menschen erleben. Erwachsene in einer solchen Ausnahmesituation können den Kindern oft keine große Hilfe sein, das hat Ulrike Wewer, Leiterin der Beratungsstelle der Diakonie in der Altstadt, bei vielen Gesprächen in der Familientherapie erkannt. Und auch in den Gruppen von Eltern, die ein Kind verloren haben, wurde oft deutlich, dass Geschwister eines toten Kindes mit ihrer Trauer sehr allein bleiben.

Nicht nur an sie, sondern an alle Kinder, die einen Todesfall in ihrem engen Umfeld erleben, richtet sich die neue Trauergruppe. Sie soll Sieben- bis 13-Jährigen den Raum geben, über ihre Gefühle zu sprechen, zu trauern, aber auch fröhlich zu sein. Markus Ecker und Sonja Bork wollen den Kindern helfen, mit Erinnerungen an den Verstorbenen umzugehen und ihm einen Platz in ihrem Leben zu suchen. Sie wollen den Kindern zeigen, dass sie eben nicht alleine sind.

Diese Trauerarbeit ist nicht nur in der akuten Situation wichtig. Ulrike Wewer hat schon oft erlebt, dass ein nicht wirklich verarbeiteter Todesfall in der Kindheit bis weit ins Erwachsenenleben hinein negativen Einfluss auf Menschen hat. Auch diesen Spätfolgen will die Diakonie nun entgegenwirken. Der Bedarf scheint vorhanden, die erste Anmeldung liegt bereits vor.

In der Gruppenarbeit mit den Pädagogen soll es übrigens nicht um Religion gehen, das Angebot der evangelischen Kirche ist offen für Kinder aller oder keiner Konfessionen.

(RP)
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