Düsseldorf Ein Neuanfang für 17.000 Gläubige

Düsseldorf · Die evangelischen Kirchengemeinden in Mörsenbroich, Düsseltal, Flingern und Oberbilk haben sich vereint zur Emmaus-Gemeinde. In einem gemeinsamen Gottesdienst kamen sich die Gemeindeglieder näher.

 Stefan Kläs (Pfarrer), Erdmuthe Rose-Dreher (Presbyterin), Natalie Broich (Pfarrerin), Sonja Behrendt (Presbyterin), Carsten Körber (Pfarrer) und Elisabeth Schwab (Pfarrerin) vor dem ersten gemeinsamen Gottesdienst.

Stefan Kläs (Pfarrer), Erdmuthe Rose-Dreher (Presbyterin), Natalie Broich (Pfarrerin), Sonja Behrendt (Presbyterin), Carsten Körber (Pfarrer) und Elisabeth Schwab (Pfarrerin) vor dem ersten gemeinsamen Gottesdienst.

Foto: ANDREAS BRETZ

Den Gläubigen, die gestern Abend den Gottesdienst in der evangelischen Thomas Kirche besuchten, bot sich ein ungewohnter Anblick. Wo sonst die Stühle in Reih und Glied Richtung Altar stehen, erwartete sie ein riesiger Stuhlkreis, wie man ihn aus dem Kindergarten oder der Schule kennt. In der Kirche verteilt sahen sie außerdem vier Stationen, die mit Bastel- und Schreibutensilien ausgestattet waren. Viele müssen sich gefragt haben: "Bin ich hier richtig?"

Es handelte sich keineswegs um einen Irrtum, sondern vielmehr um einen ganz besonderen Gottesdienst. Gestern feierten die Thomas-, Christus- und Matthäigemeinde ihren Zusammenschluss zur neuen Emmaus-Gemeinde. Seit Herbst 2012 laufen die Planungen für die Fusion der drei Kirchen - gestern war es so weit und wurde offiziell. Sowohl der neue Name, als auch der Gottesdienst gestern steckten voller Symbolik.

Da wäre zunächst das besondere Datum der Gründung. Der erste Tag des neuen Jahres war da selbstverständlich nicht willkürlich gewählt. Pfarrer Stefan Kläs, der sowohl für die Thomas- als auch die Matthäikirche zuständig ist, erklärt, wieso die Wahl auf den 1. Januar .2017 gefallen sei. "Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, nicht nur in ein neues Jahr, sondern auch hin zu einer neuen Glaubensgemeinschaft." So, wie sich jeder gute Vorsätze für ein neues Jahr stecke, so wollen alle gemeinsam ihr Bestmögliches tun, um das Projekt gelingen zu lassen. Auch der neue Name der Gemeinde, Emmaus, steht symbolisch für das Projekt. In Anlehnung an die neutestamentarische Geschichte. In der Bibel begegnet Jesus als Auferstandener auf dem Weg nach Emmaus erstmals den Jüngern. "Der Weg nach Emmaus", sei das Motiv des "Sich auf den Weg Machens", so Kläs.

Pfarrer Peter Andersen beschreibt die Veränderungen, die auf die Gläubigen zukommen werden: "Erst einmal ändert sich für den Einzelnen nichts." Zwar sei der zentrale Standort der Emmausgemeinde die Matthäikirche an der Lindemannstraße, die anderen Gemeindehäuser und -büros blieben aber vorerst bestehen. Auch die Gottesdienste fänden weiter in allen drei Kirchen statt. Die wohl größte Herausforderung sei deshalb, bei den Gläubigen ein neues "Wir-Gefühl" zu erzeugen und aus den drei einzelnen Gruppen eine große, verbundene Gemeinschaft zu machen.

Damit konnten die Gläubigen im wohl ungewöhnlichsten Neujahrsgottesdienst, den sie je erlebt haben, auch direkt beginnen. Eine Predigt gab es nämlich absichtlich nicht. Stattdessen sollten die Gottesdienstbesucher an vier Stationen in der Kirche kreativ werden. In Anlehnung an Ausschnitte eines biblischen Verses gab es Schreib- und Bastelausgaben, bei denen die Gläubigen sich austauschen und kennenlernen konnten.

An einer Schreibstation unterhielten sich die Menschen über ihre Befürchtungen und Hoffnungen im Hinblick auf die Neugründung der Gemeinde. Die Ergebnisse wurden an eine Stellwand geheftet und diskutiert. Auf einem zweiten Tisch waren Bilder von unterschiedlichen Orten aus den drei Gemeinden ausgelegt. Die Gläubigen sprachen über die Frage, was Heimat im Engeren für sie bedeutet und was notwendig sei, um ein Heimatgefühl zu erzeugen. Für die Gottesdienstbesucher mit Bastelaffinität gab es eine Skulpturstation. Aus Tüchern, Steinen, Seilen, Murmeln und Holzklötzen entstand ein Bodenbild zum Thema "Wo der Weg uns hinführen soll". An der vierten Station lagen Karten und Stifte aus. Die Menschen formulierten selber Fürbitten, die später im Gottesdienst vorgelesen wurden. Durch diese interaktive Aktion kamen sich die meist fremden Menschen näher. Nicht alle sind zufrieden mit der Auflösung ihrer alten Gemeinden, doch alle sind gewillt, das ihre zum Gelingen des Projekts beizutragen.

(RP)
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