Düsseldorf Ein Meister des Schachs trotz Parkinson

Düsseldorf · Christoph Meißner hat Parkinson. Um sich selbst geistig fit zu halten und auch andere Erkrankte zur Aktivität zu ermutigen, hat er vor zwei Jahren einen Schachtreff gegründet. Einmal in der Woche lädt er seither zum Spiel ein.

 Vor zwei Jahren hat Christoph Meißner den Schach-Treff initiiert. Jeder neue Gegner ist eine neue Herausforderung für den 64-Jährigen.

Vor zwei Jahren hat Christoph Meißner den Schach-Treff initiiert. Jeder neue Gegner ist eine neue Herausforderung für den 64-Jährigen.

Foto: Andreas bretz

Christoph Meißner hat immer gerne Sport gemacht. Vor allem Badminton und Tischtennis hat er viel gespielt, fast alles andere hat er einmal ausprobiert. Bis er vor 16 Jahre die Diagnose Parkinson bekam. Mit der unheilbaren Nervenkrankheit war es für den heute 64-Jährigen kaum noch möglich, seinen Hobbies nachzugehen. Eine neue Sportart, die seinen Körper nicht so fordert, musste her. Und Meißner entschied sich für Schach. Mittlerweile lädt er einmal in der Woche zum Schach-Treff ins Wilhelm-Marx-Haus in der Altstadt ein. Ins Leben gerufen hat er den Treff für sich und für andere Parkinsonkranke. Doch bis heute ist er der Einzige mit Parkinson in der Gruppe. Besonders ist das wöchentliche Treffen trotzdem - denn jedes der Mitglieder hat ein anderes Handicap.

"Für mich ist das Schachspielen eine ebenso sportliche Herausforderung wie früher das Badminton. Ich habe einen Gegner und den muss ich schlagen, ich brauche eine Strategie und Ehrgeiz", sagt Christoph Meißner. Außerdem könne er sich mit dem regelmäßigen Spiel geistig fithalten. "Das ist ganz besonders wichtig für Parkinsonkranke wie mich", sagt er. Genau deshalb habe er auch den Schachtreff ins Leben gerufen. Viele Erkrankte trauten sich zudem kaum aus dem Haus. Aufgrund der Einschränkungen, die Parkinson mit sich bringt, sei es außerdem schwierig für sie, einem Schachclub beizutreten. "Dort spielt man meistens auf Zeit, muss auf die Uhr drücken und mitschreiben. Es gibt aber Tage, an denen ich zum Beispiel nicht schreiben kann", sagt Christoph Meißner. Da gehe es bei seinem Schach-Treff doch lockerer zu. Gespielt wird zum Spaß - aber trotzdem auf hohem Niveau. "Anfänger sind wir keine", sagt Meißner.

Immer mittwochs treffen er und seine Mitstreiter sich im Zentrum Plus der Awo im Wilhelm-Marx-Haus. Dass er dabei - anders als ursprünglich geplant - der einzige Parkinsonkranke ist, stört Meißner nicht. "Wir haben alle irgendein Handicap. Der eine hat einen schlimmen Rücken, der andere was an der Lunge und der nächste Krebs", sagt er. Jeder habe eben sein Päckchen zu tragen, gesprochen wird darüber aber kaum - schließlich sind alle zum Spielen und nicht zum Jammern da.

Margret Pilz und Susanne Trümpler waren fast von Anfang an dabei. "Wir haben auch früher schon Schach gespielt und waren einfach auf der Suche nach neuen Herausforderungen und neuen Gegnern", sagt Trümpler. Mittlerweile hat sich sogar eine richtige Gemeinschaft entwickelt, die Truppe trifft sich auch fernab des Schach-Nachmittages - zum Beispiel, wenn jemand Geburtstag hat. Nur Spaß ist das Ganze aber nicht, wie Reinhard Omir erzählt: "Wir wollen schon jedes Spiel gewinnen. Und wer verliert, der ärgert sich zwischendurch auch mal", sagt er. Streit gebe es aber nie - am Ende sei es ja dann doch bloß ein Spiel.

Christoph Meißners Krankheit ist selten ein Thema beim Schachspiel. "Aber ich bin froh, dass jeder Verständnis für mich hat, wenn ich mal länger brauche oder plötzlich zur Toilette muss. Das kann mit Parkinson schon mal passieren", sagt Meißner. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn auch andere Erkrankte den Mut fänden, sich der Gruppe anzuschließen. "Ich habe meine Flyer damals bei allen Neurologen in Düsseldorf ausgelegt - ohne Erfolg. Ich weiß nicht, woran es liegt, vielleicht haben die Menschen Angst, dass man sich über sie lustig macht", sagt er. Auch er habe da schon schlechte Erfahrungen gemacht: Wegen seiner oft ruckartigen Bewegungen, die Teil der Parkinson-Erkrankung sind, wurde Meißner sogar schon einmal bedroht. "Da war ich im Bus und ein Typ hat mich gefragt, warum ich so blöd gucke und gesagt, er verprügelt mich. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern." Und genau deshalb wird er auch künftig jeden Mittwoch zum Schachspielen kommen.

(lai)
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