Initiative an Düsseldorfer Schulen Kochbuch für Kinder mit gesunden Rezepten kommt gut an

Düsseldorf · Die Initiative „SMS. Sei schlau. Mach mit. Sei fit.“ hat ihr erstes Kochbuch für Kinder vorgestellt. Die Rezepte sind liebevoll illustriert, einfach nachzukochen und begeisterten die Kids.

 Philippa (7, l.) und Linn (8) beim Rezeptelesen mit Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke und Karsten Müssig (r.)

Philippa (7, l.) und Linn (8) beim Rezeptelesen mit Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke und Karsten Müssig (r.)

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Rund 50 Prozent der Deutschen sind übergewichtig. Bei vielen beginnt der Weg in ein pfundiges Leben schon im Kindesalter. Die jährlichen Schuleingangsuntersuchungen zeigen, dass zurzeit in Düsseldorf zehn bis elf Prozent der i-Dötzchen deutlich übergewichtig sind. Das sind 500 Kinder. „Die Zahlen sind zwar in den letzten Jahren gesunken, aber immer noch nicht so sehr, wie wir uns das wünschen. Da müssen wir weiter dran arbeiten“, sagt Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke. Die Hoffnung, dass sich der sogenannte Babyspeck mit der Zeit verwächst, erfüllt sich meist nicht. Denn 80 Prozent der Kinder, die schon im Jugendalter zu viel auf den Rippen haben, haben auch als Erwachsene Probleme mit dem Gewicht, erklärt Arzt Karsten Müssig, der die Initiative „SMS. Sei schlau. Mach mit. Sei fit.“ leitet. Dazu kommt noch, dass sich während der Schulzeit die Anzahl übergewichtiger Kinder verdoppelt.

Um Schüler schon früh für einen gesunden Lebensstil und mehr Bewegung zu sensibilisieren, rief der Verein „Kids mit Pfiff“ unter der wissenschaftlichen Begleitung durch das Deutsche Diabetes-Zentrum die SMS-Initiative ins Leben. Mit vielen Unterstützern zeigt Müssig Grundschülern, wie viel Spaß gesundheitsbewusstes Leben machen kann. Teil der Initiative ist auch das Absolvieren eines Ernährungsführerscheines. Während der Unterrichtsstunden lernen die Schüler der dritten Klassen den praktischen Umgang mit Lebensmitteln und Küchengeräten und kochen zusammen. Das ist wichtig, da nur noch wenige Erwachsene täglich warm kochen und die Kinder die Zubereitung von Speisen nicht mehr lernen, sagt Müssig. Bei so einer Stunde sei ihm auch die Idee zum Kinder-Kochbuch gekommen. „Eine Schülerin fand ein Rezept so toll, dass sie es abends direkt mit ihrer Mutter nachkochen wollte“, erzählt der Arzt.

Viele Rezepte aus „Kochen mit Pfiff“ sind Lieblingsrezepte der Schüler, die in gesündere Versionen umgearbeitet wurden. Aber auch Paten der Initiative waren am Buch beteiligt. Bäckermeister Georg Kretzschmar verriet sein Quarkkeulchen-Rezept. Der deutsche Hochsprungmeister Hendrik Beyer liebt Spaghetti Bolognese und Meyer-Falcke schwärmt von den lustigen Brotgesichtern: „Die haben wir schon in meiner Kindheit gegessen.“ „Wir wollen aber keinen moralischen Appell starten. Die Kinder sollen Freude am Essen haben“, so Müssig. „Natürlich sind auch mal Naschereien erlaubt. Aber die Schüler sollten wissen, dass Limo kein Getränk, sondern eine Süßigkeit ist.“ So gibt es auch Rezepte für eine Schokocreme, Pudding, Eistee und Pizza. Das findet auch Beyer okay: „Denn wenn man Sport macht, verbrennt man Energie.“ Und die Kinder, die bei der Initiative dabei sind, nehmen auch an Sportprogrammen teil. „Wir haben hier zum Beispiel die bewegte Pause“, erzählt Hella Büscher, Schulleiterin der Matthias-Claudius-Schule, wo das Kochbuch vorgestellt wurde.

Fragt man die Zweitklässler der Pempelforter Schule, was sie morgens frühstücken, zeigt sich, dass sie sich schon gut auskennen. Müsli mit Biomilch, ein Brot mit Radieschensprossen oder Brötchen mit Käse und Tomaten sind ein guter Start in den Tag, findet auch der Bäckermeister, der froh ist, dass dort überhaupt so viele Schüler frühstücken. „Eure Lernzellen brauchen schließlich Energie.“ Aber die Initiative macht vielen Schülern ihr Essverhalten noch bewusster. „Manchen Kindern ist das richtig unangenehm, wenn die Eltern ihnen ein Schokocroissant zum Frühstück einpacken. Nicht weil sie das nicht gerne essen, sondern weil es ihnen ein wenig peinlich ist“, sagt Büscher. „Andere maßregeln auch schon mal ihre Eltern, was das Essen angeht.“

Auch auf die Schulen hat das Programm nachhaltigen Einfluss. Es werden gesunde Kioske und Wasserspender aufgestellt. Auch Lehrer verändern ihren Lebensstil, berichtet Müssig. Die SMS-Initiative startete mit vier Düsseldorfer Klassen. Jetzt sind es 17. Und da ist noch eine Menge Luft nach oben: „Wir werden immer wieder gefragt, ob wir das noch an anderen Orten anbieten können und würden uns gerne vergrößern.“ Das ist aber wie meist eine Frage der Finanzierung: „Wir bieten das unentgeltlich an und das geht nur mit der Unterstützung von Partnern.“

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