Kunst in Düsseldorf Ein Hotel wird zum Kunstraum

In dem neuen Carloft-Hotel B’mine am Stadtwerke-Park durfte sich die Berliner Plakatkünstlerin Pola Brändle austoben.

 Pola Brändle hat im „The Roof“ eines der zwei großformatigen Bilder platziert. Der Mobilitätsfaktor findet sich in dem Zeppelin wieder.

Pola Brändle hat im „The Roof“ eines der zwei großformatigen Bilder platziert. Der Mobilitätsfaktor findet sich in dem Zeppelin wieder.

Foto: Marc Ingel

Das B’mine-Hotel an der Kettwiger Straße macht von außen noch einen unfertigen Eindruck. Das Haus mit so einzigartigen Ausstattungsmerkmalen wie den Car-Lifts, die Autos bis an die Lofts in die oberen Stockwerke bringen, sollte eigentlich schon vergangenes Jahr Eröffnung feiern, „doch die Witterung hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, dann ist nach einem Unfall auch noch ein Auto in die Fassade gekracht“, erzählt Manager Julian Gaus. Innen jedoch ist der Ausbau bereits weit fortgeschritten. Mehrere Zimmer sind fertig, Flure ebenso, im Fitnessraum stehen die Laufbänder, und im Restaurant „The Roof“ in der sechsten Etage über den Dächern von Flingern hängen schon die Schilder für Männer und Frauen an den Toiletten.

 Am Ende der Flure empfangen den Gast Collagen von Pola Brändle.

Am Ende der Flure empfangen den Gast Collagen von Pola Brändle.

Foto: Marc Ingel

Und dann gibt es da noch etwas, das fertig ist. Pola Brändle hat im gesamten Haus ihre Handschrift hinterlassen. Die international bekannte Künstlerin aus Berlin, die Werbeplakate fragmentiert und zu Collagen neu zusammenfügt, ist in jeder Etage, in jedem Zimmer mit Werken vertreten. Im B’Mine-Hotel sind die Flure nicht steril, sondern jetzt größtenteils knallbunt. Fast 400 solcher Arbeiten, die sich irgendwo zwischen Pop-Art und Abstraktion einordnen lassen, schmücken komplette Wände, auch in dem kleinsten der 202 Zimmer findet sich wenigstens eines ihrer Bilder wieder. „Viele der Materialien habe ich auf meinen Reisen in 38 Ländern gesammelt“, berichtet Brändle, die vor gut eineinhalb Jahren den ersten Kontakt mit Architekt Dieter Neikes, der selbst in Berlin lebt, hatte. „Sein visionäres Konzept, in dem das Hotel durch meine urbane Kunst erst richtig zum Leben erweckt werden soll, hat mich sofort überzeugt“, sagt die 39-Jährige.

 Die Künstlerin hat in dieser Arbeit ein kleines Dorf verewigt.

Die Künstlerin hat in dieser Arbeit ein kleines Dorf verewigt.

Foto: Marc Ingel

Das sieht auch Gaus so: „Normalerweise nimmt man die Flure in einem Hotel gar nicht wahr, hier werden die Menschen aber stehen bleiben und bewusst Zwischenstopps einlegen.“ Das wird schon deswegen der Fall sein, weil Pola Brändle immer wieder als Motive Anspielungen an die Mobilität einbaut, die in dem Carloft-Hotel direkt an der Automeile am Höherweg allgegenwärtig ist – Autos, Motorräder, Reifen oder wie in dem großen Bild im Dachgeschoss-Restaurant ein Zeppelin. „Das Luftschiff als das quasi langsamste Fortbewegungsmittel“, präzisiert Brändle.

 Die knalligen Farben sind Pola Brändles Markenzeichen.

Die knalligen Farben sind Pola Brändles Markenzeichen.

Foto: Marc Ingel

Pola Brändle versucht bewusst, in ihren Collagen auch die Realität abzubilden, Staubpartikel oder Flecken mit aufzunehmen, um den robusten Charakter der Plakatcollagen zu unterstreichen. „Meine Werke sind wie eine Sammlung von Momenten, die sich aus einer Masse sich ständig verändernder Stadtlandschaften herauskristallisieren und schließlich zu etwas Neuem zusammengefügt wurde. Ich habe für das Hotel Arbeiten ausgewählt, die möglichst vielschichtig, aber auch bunt und einzigartig sind, denn so werden auch die Menschen sein, die sie betrachten.“

 In der Lobby des Hotels hängt ein Werk Brändles, das Vitalität ausstrahlen soll.

In der Lobby des Hotels hängt ein Werk Brändles, das Vitalität ausstrahlen soll.

Foto: Marc Ingel

In Flingern hat Brändle mit einem Schreiner zusammengearbeitet, den sie auf dem Jakobsweg kennengelernt hat (wo sie übrigens auch Material für ihre Kunst gesammelt hat). „Er ist aus Essen, das ist also auch nicht weit, das hat super mit uns funktioniert.“ Denn bis auf ein paar Editionen in den Zimmern, hängt ihre Kunst nicht in einem Rahmen an der Wand, sondern bildet mit ihr eine Einheit.

 Ungewöhnlich ist vor allem die Arbeit mit Papierstreifen im Fitnessbereich.

Ungewöhnlich ist vor allem die Arbeit mit Papierstreifen im Fitnessbereich.

Foto: Marc Ingel

Das größte ihrer Bilder nimmt die Lobby ein, dort tauchen alle die ihr wichtigen Elemente noch einmal auf: Farbe, Natur, Früchte, Wasser, „die totale Vitalität“, sagt die Künstlerin. Noch hängt ein Klebeschild auf der Folie. „Bitte nicht dagegenlehnen“ ist dort zu lesen – alles ist halt doch noch nicht fertig. Im Erdgeschoss wird es auch ein Bistro geben, nicht nur für Hotelgäste, darin wird Pola Brändle Ausstellungen mit Originalwerken zeigen, die alle acht Monate wechseln. Nach der Premiere in Düsseldorf steht bereits fest, dass die 39-Jährige auch im nächsten B’mine-Hotel in Frankfurt die Ausstattung übernehmen wird, das soll 2021 eröffnet werden.

Wann in Düsseldorf der erste Gast begrüßt werden kann, darauf will sich Julian Gaus nach den unerwarteten Verzögerungen aktuell lieber nicht festlegen. Zweifelsfrei wird das Hotel für Düsseldorf und insbesondere für Flingern-Süd aber eine Sonderstellung einnehmen. Im vergangenen Jahr gewann das Konzept bei der Automobil-Ausstellung in Frankfurt den „Automotive Brand Contest“. Das Hotel überzeugte die Jury eben wegen der einzigartigen Elemente wie den Car-Liften, aber auch aufgrund der inneren Strukturen des Hauses. „Das durchdachte Zusammenspiel aus Farbe, Licht, Material und Kunst schafft den Gästen ein sinnliches Raumerlebnis – ein Zuhause auf Zeit“, hieß es in der Begründung der Jury. Hinzu kommt das „The Roof“ mit Restaurant, Bar und Lounge in fließenden Übergängen sowie acht Dachterrassen, von denen der Gast den Blick über die Industriekulisse Flingerns streifen lassen kann.

Pola Brändle stellt ab Donnerstag, 5. März, in der Galerie Wohlfarth in Duisburg aus. Mehr Infos unter www.edition-wohlfarth.de oder www.polabraendle.com

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