Virtuelle Technik in der Medizin Ein Flugsimulator für Dialysepatienten

Düsseldorf · Das Start-up Weltenmacher hilft Patienten mit Virtual Reality dabei, die Heimdialyse sicherer zu machen.

 Boris Kantzow (l.) probiert die VR-Brille aus. An seiner Seite ist sein Geschäftspartner Jonathan Natzel.

Boris Kantzow (l.) probiert die VR-Brille aus. An seiner Seite ist sein Geschäftspartner Jonathan Natzel.

Foto: Andreas Wiese

Gemeinsam mit einem Business Angel haben Jonathan Natzel und Boris Kantzow ihr auf Virtual Reality (VR) spezialisiertes Unternehmen Weltenmacher im März 2017 gegründet. Ihr Hauptprodukt, eine VR-Anwendung, die es Dialysepatienten ermöglicht, die für die Heimdialyse notwendigen Fähigkeiten deutlich schneller und sicherer zu erlernen als durch Trainingsvideos, hat bereits europaweites Interesse geweckt.

Für Dialysepatienten bedeutet die Heimdialyse, die sie zu Hause selbstständig durchführen, ein großes Stück Unabhängigkeit, denn sie müssen nicht mehr mehrmals wöchentlich stundenlang Zeit in einer Dialysepraxis verbringen. Allerdings, so Jonathan Natzel, sei es absolut notwendig, die Patienten gut zu schulen. „Wer Fehler bei der Vorbereitung macht oder die Hygienevorschriften nicht zu 100 Prozent verinnerlicht, riskiert eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung“, erläutert er. Üblicherweise erfolgen die Schulungen der betroffenen Patienten und auch der Pflegekräfte mithilfe von Videos. Weltenmacher hat – in Zusammenarbeit mit medizinischen Fachleuten – ein Lernprogramm in Virtual Reality entwickelt, mit dem sich die notwendigen Fähigkeiten auf spielerische Art und Weise deutlich schneller erlernen lassen.

Die Idee zur Anwendung sei bei einem Essen mit einer befreundeten Nierenärztin entstanden, erinnert sich Natzel. Sie hatte den Unternehmern von den Problemen, die bei der Heimdialyse entstehen können, erzählt. „Wir haben dann innerhalb von rund zwei Wochen einen Prototypen des Lernprogramms entwickelt, den wir in einem Krankenhaus vorstellen durften – und dort gleich Begeisterung auslösten“, so der 32-Jährige.

Die Anwendung basiert darauf, dass Patienten in der Virtual Reality unmittelbar erfahren, worauf es bei der Heimdialyse ankommt. Sie dürfen gefahrlos Fehler machen – und lernen dann daraus. Natzel vergleicht die Anwendung gern mit einem Flugsimulator, denn sie funktioniert ganz ähnlich. „Alles, was der Patient in der virtuellen Welt tut, funktioniert später auch in der realen – deshalb fällt das Lernen so leicht“, erklärt er. Inzwischen gibt es – mit Unterstützung von Fresenius – eine Studie, deren erste Ergebnisse belegen, dass der Lernerfolg um bis zu 50 Prozent höher ist als bei der Nutzung von Trainingsvideos. Das spricht sich herum. Die Firmengründer haben bereits Kooperationsanfragen großer Unternehmen erhalten, werden europaweit zu Konferenzen eingeladen, halten Vorträge, sodass der wirtschaftliche Erfolg sicher nicht mehr lange auf sich warten lässt.

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