Düsseldorf Festival gestartet Ein Festival nicht nur für die Altstadt

Düsseldorf · Seit 1991 verantworten Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen den Altstadtherbst, im 22. Jahr haben sie ihm einen neuen Namen gegeben. Am Mittwoch hat das erste "Düsseldorf Festival" begonnen.

 Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen in den neuen Büroräumen des Festivals an der Bolkerstraße. Vom 12. September bis 3. Oktober läuft das Festival in diesem Jahr.

Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen in den neuen Büroräumen des Festivals an der Bolkerstraße. Vom 12. September bis 3. Oktober läuft das Festival in diesem Jahr.

Foto: Endermann, Andreas

Am Programm ändert der neue Name nichts: Das Herz des Festivals wird weiter das Theaterzelt auf dem Burgplatz sein, aber auch an vielen anderen Stellen in der Stadt gibt es Konzerte, Akrobatik und Tanz. Mehr als 500 Künstler treten bis zum 3. Oktober insgesamt auf.

Nach 21 Jahren ist aus dem "Altstadtherbst" das "Düsseldorf Festival" geworden. Wie sind die ersten Reaktionen auf diese Umbenennung?

Christiane Oxenfort Positiv. Wir machen seit fast einem Jahr die Runde mit dem neuen Namen und stoßen überall auf offene Türen. Auch in der Stadtspitze, mit der wir die Umbenennung zuerst besprochen haben. Der Großteil des Publikums reagiert auch sehr positiv, es gibt aber auch einige, die ein wenig traurig sind. Aber ich bin sicher, nächstes Jahr haben sich alle dran gewöhnt.

Warum gehen Sie das Risiko ein, auf den etablierten Namen zu verzichten?

Oxenfort Es gibt mehrere Gründe: Einer ist, dass wir erhoffen, dass der neue Name die Türen bei Unterstützern leichter öffnen wird. Ein weiterer ist, dass wir uns eine größere auch überregionalere mediale Akzeptanz erhoffen.

Andreas Dahmen Der neue Name macht es auch im Ausland einfacher. "Altstadtherbst" führte dort immer zu Erklärungsbedarf, das verstand keiner. Wir waren mit dem Namen zunehmend unglücklich, denn er hat oft zu Missverständnissen geführt: Viele dachten auch nach 21 Jahren immer noch, es handele sich um ein Altbierfest und nicht um ein Kulturfestival. Der neue Name schafft mehr Klarheit. Worum es im Programm geht, kann man natürlich nicht im Einzelnen mit dem Namen vermitteln.

Sie haben das Festival einst ins Leben gerufen, weil Sie etwas für das Image der Altstadt tun wollten. Entfernt sich das Festival mit der Umbenennung davon?

Oxenfort Nein, denn die Altstadt bleibt durch das Theaterzelt auf dem Burgplatz das Festivalzentrum. Die Idee für das Festival ist Ende der 80er Jahre entstanden, als die Altstadt unter anderem unter Hooligenkrawallen gelitten hat. 1988 ist aus Angst beim EM-Spiel zwischen England und Holland die ganze Altstadt verrammelt worden. Es sah damals aus wie eine Geisterstadt. Das war erschreckend. Wir wollten die Altstadt als das Kulturzentrum der Stadt präsentieren und nicht als Party- und Krawallmeile. Mein Vater als Altstadtgastronom und Sprecher der Gastronomie war der Initiator. Heute ist die Lage glücklicherweise besser.

Das Konzept des Festivals ist nicht einfach zu begreifen: Sie zeigen viele ungewöhnliche Projekte und Künstler, die in Deutschland nicht sehr bekannt sind. Sorgen Sie sich nicht, dass sie das Publikum überfordern?

Oxenfort Wir stellen fest, dass viele Leute genau deshalb kommen, um etwas zu sehen, dass sie noch nicht kennen. Sie vertrauen dem Festival und unserer Auswahl — eigentlich kann man uns blind folgen. Wir suchen immer nach besonderen Künstlern, die genreübergreifend denken und dabei hohes Niveau bieten. Das schließt nicht aus, auch den einen oder anderen großen Star einzuladen, aber nur mit einem Konzept, dass zu unseren inhaltlichen Ideen passen würde.

Dahmen Diese Herangehensweise ist sehr idealistisch und hat vielleicht damit zu tun, dass wir selbst Musiker sind und uns mit bestimmten Dingen identifizieren. Ich spiele als Musiker auch nicht aus Gefälligkeit einen reinen Vivaldi-Abend, weil die Leute es mögen. Man muss das Publikum auch fordern. Und das klappt.

Wann passt denn ein Künstler zum Düsseldorf Festival?

Dahmen Ein Paradebeispiel aus diesem Jahr ist das Stück "Hans was Heiri" von den Schweizern Zimmermann & de Perrot, das wir ab dem 18. September zeigen. In dieser fantastischen Produktion gehen Tanz, Akrobatik und Musik so ineinander über, dass man gar nicht sagen kann, um welches Genre es sich handelt. Das ist das Merkmal des Festivals. Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr ist der Auftritt von Tony Allen. Bei seinen Konzerten kommen Generationen von Zuschauern zusammen. Das ist für uns der Idealzustand — nicht nur eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen, sondern die Säle voll zu haben mit allen Altersgruppen.

Kann man mit den Ticketverkäufen ein solches Festival finanzieren?

Oxenfort Nein, wir haben ein Budget von 1,5 Millionen, und davon kommen nur rund 400 000 Euro aus den Ticketverkäufen — die restlichen 1,1 Millionen Euro kommen von Sponsoren, öffentlichen Geldgebern, Stiftungen und Sachsponsoren.

Wie ist denn zurzeit der Zuspruch der Sponsoren?

Oxenfort Wir haben im Budget das Niveau des Vorjahres erreicht. Aber trotzdem bin ich als diejenige, die sich zuvorderst um den Kontakt mit den Sponsoren kümmert, etwas enttäuscht.

Warum?

Oxenfort Wir haben natürlich viele Visionen für einen Ausbau des Festivals, aber dazu bräuchten wir mehr Geld, aber mehr noch eine langfristige Planungssicherheit. Eigentlich sah es auch danach aus, dass das in diesem Jahr klappen könnte. Aber leider sind viele Firmen plötzlich zurückhaltender geworden.

Woran liegt das?

Oxenfort Ein Teil unserer Gegenleistung ist, den Sponsoren für ihre Gäste einen schönen Rahmen zu bieten. Seit der Fußball-WM 2006 oder der Wulff-Affäre wird es für den Sponsor immer schwieriger, wichtige Gäste einzuladen, denn damit einher geht die Problematik Vorteilsnahme. Das macht das Sponsoring dann weniger interessant. Viele Sport- und Kulturveranstaltungen leiden darunter.

Machen Sie sich denn Sorgen wegen der Finanzierung?

Oxenfort Natürlich immer wieder. Es gibt keine Garantie, dass ein Sponsor weitermacht. Wir haben keine Rücklagen und sind darauf angewiesen, dass wir unterstützt werden. Deshalb freuen wir uns natürlich, wenn ein Unternehmen wie die Arag-Versicherung, die unser neuer Premiumsponsor ist, einsteigt.

Dahmen Wir arbeiten ohne Netz und doppelten Boden.

Fühlen Sie sich von der Stadt ausreichend unterstützt?

Oxenfort Im Prinzip ja. Wir erhalten eine regelmäßige finanzielle Förderung und die volle Unterstützung, das Zelt auf dem Burgplatz bauen zu dürfen. Natürlich wäre es großartig, wenn es die Möglichkeit gäbe, die Förderung aufzustocken.

Wenn das Geld da wäre — was wünschen Sie sich denn für die Zukunft des Festivals?

Dahmen Wir würden gern mehr Eigenproduktionen oder Co-Produktionen stemmen und dem Festival so zu einem noch größeren Alleinstellungsmerkmal verhelfen. Und ganz großartig wäre es, wenn man auch auf der Straße überall spüren würde - jetzt ist Düsseldorf Festival!.

(RP)
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