Heino auf dem Burgplatz Ein Fest für Schlager und Europa

Düsseldorf · Zehntausend Schlager-Fans trafen sich am Samstag auf dem Burgplatz, um 17 ihrer Lieblingsstars live im Konzert zu erleben. Vorher hatten Stadt und Landtag den Besuchern mit einem multikulturellen Festival den Europa-Wahltag im Juni buchstäblich schmackhaft gemacht.

Riesen-Schlagerparty auf dem Burgplatz
16 Bilder

Riesen-Schlagerparty auf dem Burgplatz

16 Bilder

Wenn ein Schlager-Sender Geburtstag feiert, dann sind Absperrgitter nicht nötig, gibt es keine hysterischen Schreie, und die überwiegend grauhaarigen Fans waren morgens noch mal zur Dauerwelle. Viel mehr Unterschiede zu einem Konzert von Tokio Hotel gab es aber nicht, als am Samstagabend Zehntausende auf den Burgplatz strömten, um mit Heino, Nicole und Ricky Shayne den 25. Geburtstag von WDR 4 zu feiern.

Plüschtiere flogen auf die Bühne zu Füßen von Dieter Thomas Heck, noch in der allerletzten Reihe wurde das Handy gezückt, um die bestenfalls streichholzgroß wirkende Gaby Baginsky abzulichten, und am Eingang zum Backstage-Bereich drängten sich vor allem die Damen nach einem Autogramm von Semino Rossi.

"Ach wat schön", schwärmt eine Mittsechzigerin, als sie den Argentinier mit der Schmuse-Stimme in die Arme nehmen darf — für die Kamera vom Schwiegersohn. Die nächste in der Reihe ist aus Oberhausen angereist und wird mit einem schwungvoll gemalten "S" auf dem Brillenetui dorthin zurück fahren. "Er ist so ein toller Sänger", erklärt sie fast entschuldigend. Derweil schmettert auf der Bühne Heino seine "Schwarze Barbara" ins Mikrophon, und alle klatschen mit.

"Schön, mal wieder in Düsseldorf zu spielen", begrüßte er das Publikum, und dass es just dann zu regnen aufhörte, darf als Düsseldorfs freundliches Willkommen für den berühmten Sohn der Stadt gewertet werden. Ricky Shayne, ebenfalls ein Düsseldorfer, der seit neuestem einen Kiosk in Flingern betreibt, hatte vorher noch auf viele tausend Schirme gucken müssen. Und die Moderatoren hatten sich gewundert, wie laut sich Beifall klatschen lässt, wenn man dabei einen Schirm festhalten muss — und geklatscht wurde viel. Vor allem, als Grand-Prix-Siegerin Nicole am späteren Abend "Ein bisschen Frieden" wünschte.

Da waren Rüdiger und Dennis schon weg. Die beiden schwarz gekleideten Anhänger der Gothic-Szene waren bloß wegen Heino da. "Der ist 'ne coole Sau. Für mich der deutsche Sinatra." Gleich nach Heinos Viertelstunden-Konzert hatten die beiden aber noch was vor: Punk-Rock an der Kiefernstraße.

Fast ebenso nahtlos hatte sich am Nachmittag die Schlagerparty ans Europafest angeschlossen, das diesmal Stadt und Landtag gemeinsam geplant hatten. Im Bürgerpark Bilk — zwischen Stadttor und Landtag — und am Rathaus präsentierten sich die Staaten Europas mit kulturellen und kulinarischen Besonderheiten — wobei vor allem letztere reißenden Absatz fanden. Bloß Oberbürgermeister Dirk Elbers musste sich zurückhalten. Nach dem zweiten Wodka, den ihm die gastfreundlichen Polen an ihrem Stand kredenzt hatten, gab er zwar zu: "Das könnte mein neues Lieblingsgetränk werden."Aber weil er noch arbeiten musste, erklärte er auch: "Ich darf auf keinen Fall noch mal bei Ihnen vorbei kommen."

Schließlich war das Europafest für den OB, die Landtagspräsidentin Regina van Dinther und etliche Europapolitiker keineswegs bloß ein Festival. Vielmehr warben alle um Wähler für die Europawahl am 7. Juni. Nur wer zur Wahl geht, kann Europa mit gestalten, erklärte van Dinther auf den Bühnen vor Rathaus und Landtag, auf denen sich Chöre, Tanz- und Folkloregruppen aus ganz Europa abwechselten — übrigens auch mit Gästen aus Korea und Salvador.

Europäischer Kulturentreff und deutsche Schlagerparty — das hat sich wunderbar ergänzt. Vor allem viele Touristen waren beeindruckt: "In Düsseldorf ist ja richtig was los."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort